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Im Praxistest hatte Stiftung Warentest an den E-Bikes des aktuellen Modelljahrs wenig auszusetzen. Für maue Testnoten haben vor allem die Ergebnisse auf dem Prüfstand gesorgt.
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Stimmen zum E-Bike-Test:

Fahrradbranche geht mit Warentest erneut kritisch ins Gericht

Die Reaktionen von Fahrradherstellern und Branchenverbänden auf den E-Bike-Test in der ab heute an den Kiosken erhältlichen Ausgabe der Zeitschrift „test“ ließen nicht lange auf sich warten. Das Spektrum der Reaktionen reicht von Erleichterung über den glimpflichen Ausgang des Tests über Verwunderung über neuerliche Ungereimtheiten bis hin zur ungeschminkten Verärgerung über mutmaßlich erneut praxisferne Prüfmethoden der Warentester.

ZIV hinterfragt Prüfkriterien

Bei der kontroversen Diskussion über die Ergebnisse des letztjährigen E-Bike-Tests von Stiftung Warentest tat sich unter anderem der Zweirad-Industrie-Verband (ZIV) als federführende Stimme der Marktteilnehmer hervor. Und auch diesmal hat der ZIV rasch Stellung zu den Testergebnissen bezogen, die aus Verbandsicht erneut kritisch beurteilt werden. „Die Weiterentwicklung der Prüfkriterien seitens der Stiftung Warentest geht in die richtige Richtung, denn somit wird die Realität wesentlich deutlicher abgebildet. Dennoch gibt es immer noch Punkte, bei denen die Prüfkriterien hinterfragt werden müssen, z.B. bei der Fahrstabilität und der Prüfung der Sattelstützen", sagt ZIV-Geschäftsführer Siegfried Neuberger. Umfangreiche Tests bzw. Nachtests der ZIV-Mitgliedsunternehmen hätten u.a. gezeigt, dass E-Bikes auch im voll beladenen Zustand beherrschbar sind. Die von der Stiftung Warentest kritisierten Schwächen bei der Fahrstabilität könnten nur dann auftreten, wenn das E-Bike freihändig gefahren wird und eine zusätzliche Anregung des Lenkers erfolgt. „Freihändiges Fahren ist jedoch durch den Gesetzgeber verboten (§ 23 StVO). Die von der Stiftung Warentest veröffentlichten Ergebnisse lassen aus Sicht des ZIV den Schluss zu, dass die angewendeten Prüfmethoden nicht der realen Nutzung entsprechen“, heißt es vom Herstellerverband.

Derby: Ergebnisse sind nicht nachvollziehbar

Auch Fahrradhersteller Derby Cycle besitzt bereits einige Erfahrung in der Auseinandersetzung mit der Stiftung Warentest. Darüber, dass die Derby-Marken Raleigh und Kalkhoff mit den Noten Befriedigend und Ausreichend besser als im Vorjahr abgeschnitten haben, mag bei den Cloppenburgern keine Freude aufkommen. „Obwohl die Derby-Cycle-Modelle im Bereich Fahrverhalten und Fahrsicherheit als Sieger aus diesem Test hervorgehen und auch den Reichweitentest mit einer Maximalreichweite von 100 Kilometern sowie das Ausstattungsranking (Bremsen, Licht) klar anführen, erreichen beide E-Bikes im Gesamtergebnis dennoch keine Bestnoten. Beanstandet werden von der Stiftung Warentest ein Bruch im Bereich der Sattelstützenklemmung beim Kalkhoff sowie ein Anriss der Sattelstütze am Außenrohr beim Raleigh E-Bike. Derby Cycle geht davon aus, dass der Bruch, aber auch der Anriss das Ergebnis nicht praxis- und normgerechter Testaufbauten sind“, heißt es in einer Stellungnahme des Fahrradherstellers. Thomas Raith, Geschäftsführer der Derby Cycle Holding GmbH ergänzt: „Dieses Testergebnis stimmt in keiner Weise mit unseren langjährigen Markterfahrungen sowie den Ergebnissen eigener Tests und den von unabhängigen Prüfinstituten überein. Die Raleigh-Sattelstütze sowie der Kalkhoff-Rahmen haben unsere internen Tests seit 2008 mehrfach bestanden, wobei unsere Prüfkriterien sogar höher angelegt sind, als es die EN-Norm vorschreibt. Bei 123.000 ausgelieferten baugleichen Raleigh-Modellen und 100.000 Kalkhoff-Rädern sind bisher keine dieser Mängel bekannt, auch sind bisher keine Reklamationen oder Rückläufer bei uns eingegangen. Zudem hat die Stiftung Warentest beide Räder mit identischen Rahmen und Sattelstützen bereits im vergangenen Jahr ohne Beanstandungen getestet.“

Bei der Gesprächs- und Kooperationsbereitschaft der Stiftung Warentest im Vorfeld der Veröffentlichung hat Derby-Cycle offenbar ein Déjà-vu-Erlebnis: „Die Stiftung Warentest lehnte vor der Veröffentlichung vom Hersteller geforderte Informationen über mögliche Nachprüfungen und zu den angewandten Testverfahren kategorisch ab, so dass die Testergebnisse für Derby Cycle nicht reproduzierbar waren“, heißt es von Derby. Zwar habe die Stiftung Warentest in ihrem Testbericht selbst eingeräumt, dass der Schnellspanner der Sattelstütze am Kalkhoff-Modell stärker angezogen und diese Stelle dadurch „stärker beansprucht“ worden sei. Dennoch habe die Stiftung Warentest an der Veröffentlichung ihrer Ergebnisse festgehalten und sei nicht bereit gewesen, in den Dialog mit dem Hersteller zu treten und die Reproduzierbarkeit des Testverfahrens darzulegen.

„Die Testergebnisse der Stiftung Warentest sind nicht erklär- und nachvollziehbar. Sie widersprechen allen unseren Erfahrungen und umfangreichen Prüfungen sowie späteren Nachtests. Deshalb gehen wir von nicht repräsentativen und nicht praxisgerechten Einzeltests aus. Dafür spricht auch, dass die Stiftung Warentest die gefederte Sattelstütze des Raleigh E-Bikes für ihren Belastungstest blockiert hat und damit ihre Kernfunktion, das Abfedern von Belastungsspitzen für Mensch und Material, außer Kraft gesetzt hat. Wir erwarten in diesem Fall, aber auch zukünftig, eine transparente Zusammenarbeit im Sinne des Herstellers, aber auch des Verbrauchers. Die Darstellung derartig verzerrter Ergebnisse kommt u. E. einer Verbrauchertäuschung gleich. Wir behalten uns juristische Schritte gegenüber der Stiftung Warentest vor“, kritisiert Thomas Raith das Kommunikationsverhalten der Stiftung Warentest.

Stevens in der Test-Achterbahn

Wie eine Achterbahnfahrt muss auch Stevens die mediale Darstellung seiner E-Bikes durch „test“ vorkommen. Beim letztjährigen Test war Stevens noch der Testsieger, während sich der Hamburger Fahrradanbieter in diesem Jahr nun auf dem letzten Platz wiederfindet. Auslöser war vor allem, dass auf dem Prüfstand der Bosch-Akku nach einem Bruch der Akkuhalterung herunter fiel. „Wir wissen momentan nicht, ob der Akku im Test tatsächlich heruntergefallen ist. Dass sich der Akku im normalen Fahrbetrieb vollständig losrüttelt, erscheint wenig wahrscheinlich. Vorher würde der Motor abschalten und der Fahrer auf den gelösten Akku aufmerksam. Das ist bei einem Trommelprüfstand im Dauerbetrieb sicher anders als in der Realität“, heißt es dazu von Stevens. Baugleiche Bosch-Akkuhalterungen anderer Hersteller seien von Stiftung Warentest hingegen nicht beanstandet worden.

Auch die Warentest-Aussage, dass der Akku nach dem Herunterfallen in Brand geraten könne, ist aus Sicht von Stevens an den Haaren herbeigezogen. Die Hamburger zitieren diesbezüglich eine Stellungname ihres Akku-Lieferanten Bosch: „Die Schlussfolgerung der Stiftung Warentest, dass von einem heruntergefallenen und intakten Akku eine Gefahr ausgeht, ist falsch. Bosch-Akkus werden in der Erprobung entsprechenden Falltests unterzogen. Testgrundlage ist die Norm EN62133, die auch von der Stiftung Warentest herangezogen wird. In dieser Prüfung fällt der vollgeladene Akku drei Mal aus einem Meter Höhe auf Beton. Die Norm fordert, dass es zu keinen Bränden oder Explosionen kommt. Bosch-Akkus erfüllen diese Norm und werden zusätzlich auf mechanische Beschädigungen, gequetschte Zellen und beschädigte Kabel sowie auf Funktionalität nach den Falltests überprüft. Weist ein Akku keine äußeren Anzeichen einer Beschädigung auf, kann er bedenkenlos weiter verwendet werden.“

Von Stevens heißt es dazu ergänzend: „Sollte bei einem Stevens E-Cito die Bosch Akku-Halterung beim vorschriftsgemäßen Gebrauch brechen, handelt es sich um einen Gewährleistungsfall. Dann entstehen für den Kunden keine Kosten. Die übliche Reklamationsabwicklung erfolgt über den Stevens-Fachhandel.“

ADFC mahnt zu mehr Sorgfalt – durch die Fahrradhersteller

Als Stimme der Radfahrer, also der Verbraucher, schlägt sich der ADFC in der Nachbetrachtung der Testergebnisse weitgehend auf die Seite der Stiftung Warentest: „Aus der Praxis sind dem ADFC zwar nur wenige Schadensfälle bekannt. Dennoch appelliert der ADFC an die Hersteller, auch die schlechten Test-Ergebnisse ernst zu nehmen", heißt es in der Stellungnahme des Verbands. „Pedelecs sind eine wunderbare Erfindung, denn sie bringen mehr Menschen aufs Rad. Nicht nur im Urlaub und in der Freizeit, sondern auch im Alltag, auf dem Weg zur Arbeit oder zum Einkauf. Die Branche hat ihre Hausaufgaben weitgehend gemacht. Aber: Alle Elektroräder müssen zuverlässig und sicher sein – sonst ist der schöne Boom schnell wieder vorbei. Rahmenrisse, unkontrollierbares Flattern und Reichweiten deutlich unterhalb der Herstellerangaben dürfen nicht vorkommen“, sagt ADFC-Bundesgeschäftsführer Burkhard Stork.

Weiter heißt es in der ADFC-Stellungnahme: „Hersteller dürfen sich bei der Bauteil- und Bremssicherheit nicht darauf beschränken, bestehende Normen zu erfüllen. Die aktuellen Mindestanforderungen sind für City- und Trekkingräder entwickelt – und damit für Pedelecs völlig unzureichend, denn sie sind deutlich schwerer als normale Fahrräder. Selbst Idealgewichtige überschreiten mit zwei, drei Packtaschen auf einem Pedelec schnell die aktuelle Prüfnorm von 100 Kilogramm. Außerdem werden Pedelecs im Durchschnitt etwas schneller gefahren. Beide Phänomene verlängern den Bremsweg.“

Kreidler erfreut über erneuten Testsieg

Bei der Cycle-Union-Marke Kreidler freut man sich unterdessen über den Testsieg des Modells „Vitaly Eco 6“. Dass die Stiftung Warentest dem Oldenburger Fahrradhersteller erst im vergangenen Jahr mit einem vernichtenden Testurteil große Probleme bereitet hatte, wird dabei zumindest in der Pressearbeit von Cycle Union ausgeblendet. Stattdessen erinnern die Kreidler-Macher daran, dass ihre Marke beim vorletzten Test schon mal ganz oben auf dem „test“-Treppchen stand: „Es ist unsere Maxime, Produkte mit hervorragender Qualität und Sorgfalt zu entwickeln und zu vertreiben. Dabei verlassen wir uns nicht nur auf uns selbst, sondern arbeiten ausschließlich mit Firmen zusammen, die die gleichen Qualitätsansprüche wie wir verfolgen. Schon in den vergangenen Jahren ist es uns gelungen, Produkte der Marke Kreidler immer wieder in unabhängigen Tests ganz vorne zu platzieren“, sagt Cycle-Union-Geschäftsführer Werner Forster.

Ein Baustein für den diesjährigen Testerfolg sei das 2012 eingeführte Sicherheitskonzept Seccon. „Nur mit auf das Endprodukt abgestimmter Konstruktion des Fahrwerks und den richtigen Komponenten kann ein in allen Situationen sicheres und leistungsfähiges Fahrrad entstehen“, so Forster.

Batavus kann Test so nicht nachvollziehen.

„Die Stiftung Warentest hat heute am 24.07.2014 ihren neusten Test Elektrofahrräder veröffentlicht, der ab morgen in dem Heft Test Aus-gabe 07/2014 im Handel erhältlich sein wird. Dort wurde u.a. das Batavus Milano E-go® getestet und mit der Note „befriedigend“ bewertet. Bei der differenzierten Betrachtung dieses Ergebnisses, ist besonders ein Aspekt dieses Testergebnisses aus Sicht von Batavus so nicht nachvollziehbar.
Die Stiftung Warentest bemängelt das Fahrverhalten und die Fahrstabilität des Milano E-go®. Dieses Rad wurde konzipiert für den Einsatz in gemäßigtem Gelände mit Schwerpunkt auf Komfort und aufrechter Sitzposition. Bauartbedingt ist diese Rahmenform mit extra tiefem Einstieg nicht so steif wie ein Modell mit höherem Einstieg oder gar ein Herrenrahmen. Vielfältige Tests haben jedoch gezeigt, dass dieses Rad mit einer Hand am Lenker sicher zu fahren ist. Batavus hat im Rahmen dieser Tests ein Video erstellt, in dem man das Fahrverhalten des Rades bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten, verschiedenen Beladungssituationen und unterschiedlichen Fahrern sehen kann. Es bestand zu keiner Zeit ein Gefährdungspotential. Dieses Video ist auf der Batavus Website und auf YouTube zu sehen. Wir weisen ausdrücklich darauf hin, dass freihändiges Fahren gesetzlich verboten ist.
Aus Sicht von Batavus handelt es sich bei dem Milano E-go® um ein qualitativ hochwertiges, sicheres Produkt, mit dem der Endverbraucher bedenkenlos fahren kann.“

25. Juli 2014 von Markus Fritsch

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