velobiz.de Marketing-Tag 2017
Auch in der Digitalisierung bleibt der Mensch im Mittelpunkt
Der achte velobiz.de Marketing-Tag begann mit einem Weckruf. Moderator Frank Puscher forderte von den versammelten Zuhörern aus der Fahrradbranche, neue technologische Entwicklungen wie Virtual Reality (VR) nicht zu schnell in Schubladen zu stecken und abzuhaken, weil man mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen meint, das Thema habe keine Relevanz. „Es geht um die Mechanismen dahinter, und die sind gewaltig“, betonte der Journalist und zeigte Beispiel aus medizinischen Anwendungen, in denen VR bereits mit großem Erfolg eingesetzt wird. Personal-Training sei nur der naheliegende Bereich, in den VR auch im Marketingalltag Einzug erhalten wird, sagt der Hamburger.
Direkt im Anschluss widmete sich Stephan Tiersch, Geschäftsführer der auf Content Marketing spezialisierten Agentur Kresse und Discher, der Frage, wie Content-Marketing für kleine und mittlere Unternehmen gewinnbringend einzusetzen sei. „Den meisten Unternehmen fehlt es an einer Strategie“, so Tiersch. Dabei sei die Entwicklung von Zielen und Zielgruppen für Content Marketing wahrlich kein Hexenwerk.
Auch Matthäus Michalik stellte Content in den Mittelpunkt seiner Betrachtungen zum Thema Suchmaschinenoptimierung. Der Berater aus dem Hause Performics zeigte die unterschiedlichen Content-Formate, die in den Suchergebnisseiten von Google klassische Einträge zusehends verdrängen. „Backlinks auf die eigenen Angebote sind nach wie vor ein sehr wichtiges Merkmal fürs Ranking“, so Michalik. Inzwischen lassen sich solche Backlinks auch über den Umweg der sozialen Medien erzeugen, wenn die Inhalte gut sind.
Zum Abschluss des Vormittags diskutierte ein Panel von Experten aktuelle Trends und Entwicklungen im Bereich Marketing. Man war sich einig, dass Spracherkennung und -ausgabe mit Geräten wie Amazon Echo signifikante Veränderungen in der Art, wie sich Nutzer im Internet bewegen, nach sich ziehen. Außerdem wird Künstliche Intelligenz zusehends auch Einzug in der Produktion von spannenden Inhalten halten. Die Experten sahen die von Software erzeugten Texte oder Grafiken als Produktionsvorstufe, die es dann gilt, mit emotionalen Aspekten anzureichern und für die Leser spannender zu machen.
Was will der Nutzer?
Nach dem Mittagessen eröffnete Christian Kuhn, Gründer der Agentur Nuisol, mit einem wahren Feuerwerk an Innovationen rund um das Thema Fahrrad. Kuhn zeigte, dass es um viel mehr geht als den Verkauf der Produkte. Service und Support sind ebenso wichtige Umgebungsthemen, wie zum Beispiel der Aufbau von Ökosystemen, bei denen redaktionelle Inhalte, spielerische Wettbewerbe oder Mehrwertangebote um die eigentlichen Produkte herum gruppiert werden. Nicht ganz ernst gemeint war sein letztes Beispiel, indem er das Autonome Fahrrad zeigte, das gar keinen Radfahrer mehr benötigt.
Im Anschluss daran legte Robert Puchalla, der Geschäftsführer der Nürnberger Agentur Arsmedium, den Schwerpunkt auf die Customer Experience. Das Abbilden einer echten Kundenreise sei sehr schwierig, da es unzählige Touchpoints und Umgebungsvariablen gibt. Sinnvoller sei die Konzentration auf die spezifischen Nutzerbedürfnisse, denen man mit der Modellierung von archetypischen Personas auf die Spur kommt.
Der Block wurde abgerundet durch Frank Puscher. Im Quiz-Stil führte er das Publikum durch zahlreiche Beispiele für Vergleichstests. Die Zuschauer mussten sich entscheiden, welche Variante besser abgeschnitten hatte und lagen auch durchaus mal in der Mehrzahl daneben. Puscher machte aber auch deutlich, dass diese Ergebnisse nicht als Blaupause für eigene Tests dienen könnten, allerhöchstens als Ideen. Zu verschieden seien die Bedürfnisse der Zielgruppen auf anderen Websites, so dass die Ergebnisse auch genauso gut umgekehrt ausfallen können.
Influencer im Mittelpunkt
Die letzten drei Vorträge widmeten sich dem Thema Social Media in unterschiedlichen Facetten. Den Auftakt machte Insa Heegner von der Münchner Agentur d.Tales. Die 27-Jährige erklärte den Zuschauern die Art und Weise, wie junge Zielgruppen kommunizieren und wie sie dafür vor allem Messenger wie Whatsapp, Snapchat oder den Facebook Messenger nutzen. „Viele Marken übergeben zum Beispiel ihren Snapchat-Account für einen Tag an einen Influencer und lassen den dann veröffentlichen“, erläuterte Heegner eine mögliche Marketing-Strategie.
Die Ex-Profibikerin Laura Burckhardt näherte sich den Influencern aus der PR-Perspektive. Blogger seien im Wesentlich nicht anders zu behandeln als Journalisten. Schon der erste Kontakt will sorgsam geplant sein. „Wir überraschen Influencer schon mal mit einem kleinen Geschenkpaket, damit sie die Marke erleben können“, sagt die Münchnerin.
Zum Abschluss des Tages stellten Mirjam Reisch von der Messe Friedrichshafen und Gunnar Fehlau, Gründer des Pressedienst Fahrrad eine neue Plattform namens The Wriders‘ Club vor. Hier können sich Blogger aus der Fahrradbranche präsentieren. Dadurch wird für Marken der Zugang zu diesem wichtigen Marketingsegment signifikant erleichtert. Fehlau und Reisch sondieren selbst, welche Blogger als qualitativ hochwertig einzustufen sind. Unseriöse Anbieter oder Firmenblogs kommen nicht mit ins Angebot.
Unterm Strich zeigte sich der Marketing-Tag 2017 von seiner besten Seite. Die Vorträge waren allesamt tiefgründig und boten viele Anregungen für die Alltagsarbeit der Marketer. Außerdem bot das Firmengelände von Sram, in dessen Trainingscenter der Workshop stattfand, die perfekten Rahmenbedingungen, um sich auch in den Pausen intensiv auszutauschen. Ein strahlend blauer Himmel tat sein Übriges dazu.
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