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E-Bike-Testen stand im Mittelpunkt in Dortmund.
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E-Bike-Festival Dortmund

Der Pott wird e-mobil

Die Reviermetropole war am vergangenen Wochenende zum zweiten Mal Austragungsort einer E-Bike-Messe für den Endverbraucher. Die Besucher sollten sich informieren, beraten lassen, dann testfahren und entscheiden, so der Wunschzettel der Aussteller. Diese Punkte wie deren Reihenfolge setzte das große Publikum

E-Bike-Testen stand im Mittelpunkt in Dortmund.E-Bike-Messe in Mitten der FußgängerzoneE-Bike-Messe in Mitten der FußgängerzoneE-Bike-Messe in Mitten der Fußgängerzone

in der Dortmunder Fußgängerzone zwar nicht immer um, doch im Großen und Ganzen trafen die Erwartungen aller Seiten ein, zum Teil wurden sie sogar übertroffen – und zwar nicht nur in Sachen Wetter.

Ausgestellt waren vor allem E-Bikes im Touren- und City-Bereich, aber auch die MTB-Ecke wurde bespielt, dafür sorgte auch der von Bosch gesponserte E-MTB-Track und selbst einige Nischenanbieter wie M1 waren mit von der Partie.

Batavus, Bergamont, Corratec, Cube, Focus, Giant, Koga, Scott, Stevens, Victoria – diese auch vielen Branchenneulingen bekannten E-Bike-Marken und noch einige weitere konnte man in Dortmund treffen. Hauptsponsor war, wie letztes Jahr, Shimano.

Die Aussteller bemerkten schnell einen wesentlichen Unterschied zur Premiere 2016: „Die Leute kommen mit dezidierten Detailfragen, etwa zu Motor oder Getriebe auf uns zu“, schildert Stephanie Römer von Tout Terrain die Entwicklung; „letztes Jahr musste man vielen noch erklären, wie ein E-Bike überhaupt funktioniert.“ Das Publikum war also dieses Jahr bereits vorinformiert, obwohl sich sicher viele beim Einkaufen rund um die Reinoldikirche nur vor die vielen E-Bike- und Zubehörstände „verirrt“ hatten. „Außerdem haben wir festgestellt, dass der Besucher stark davon profitiert, wenn wir mit unseren Partnern Pinion und Goswiss Drive gemeinsam auftreten“, so Römer. Der Endverbraucher verstehe so die Zusammenhänge viel besser und könne besser einschätzen, was er von hochwertigen Produkten für einen Benefit hat.

„Das Testfahren macht den Unterschied“, meinte Immanuel Seeger von Goswiss Drive. „Der Kunde kann ganz einfach ein E-Bike vom Stand mitnehmen, ausprobieren und anschließend mit seinem Alternativwunsch direkt nebenan vergleichen, ganz schnell und unbürokratisch – und das ist ein Riesenvorteil.“ Auch kamen dieses Jahr immer mehr Kunden zu den Motorenherstellern, um sich nach den Vor- und Nachteilen der einzelnen Motorentypen zu erkundigen. „Die fragen dann zum Beispiel: 'Kann ich mit einem Hinterradmotor wirklich keine Berge fahren?' – und das ist natürlich für uns die Gelegenheit, über Missverständnisse aufzuklären“ so der Vertriebsleiter von Goswiss Drive, der auch bereits zum zweiten Mal auf dem Festival war.

Das Konzept macht den Unterschied

Testfahren konnten die Besucher nicht nur auf dem neuen urbanen Parcours auf dem Dortmunder Brüderweg: Die offene Gestaltung der Messe ernannte quasi die ganze Innenstadt jenseits der Fußgängerzone zum Testbereich, und die interessierten Besucher nutzten das nach Herzenslust. „Das Konzept ist der entscheidende Vorteil dieses Events zu anderen Formaten“, meinte Bernhard Lange von Paul Lange & Co. Auch bei der zweiten Ausgabe des Festivals war das Unternehmen entsprechend als Sponsorpartner dabei – und Sonntagabend vollauf zufrieden.

Das schon 2016 durchgeführte Cargobike-Rennen war dieses Jahr größer – und publikumswirksamer – inszeniert worden. Die Kids konnten bei der Scott Junior Trophy aktiv werden und um die Kurven des urbanen Testparcours jagen.

Dass nicht ausschließlich E-Bike-Vorgebildete durch die Standreihen schlendern, störte die Aussteller und den Erfolg der Veranstaltung nicht – im Gegenteil: Yo Rollenbeck von Brose meinte, „man will ja nicht immer vor Anhängern predigen, wir müssen auch Leute erreichen, die E-Bike-Neulinge sind, und das können wir gerade hier sehr gut. Die wissen einfach noch nicht, welche guten Mittelmotoren es gibt, das sollen sie hier erfahren. Wir sind auf dem Weg unter die großen Drei in Sachen E-Bike-Motor, und dieses Event ist ein wichtiger Meilenstein dorthin“, ist sich der Vertriebsingenieur sicher.
Auch Simplon hatten sich von Österreich aus auf den Weg nach Dortmund gemacht. „Für uns stimmte an diesem Wochenende einfach alles, das Konzept geht auf! Wir kommen nächstes Jahr definitiv wieder.“ Dass das Wetter den Messebesuchern am Sonntag den bislang schönsten Tag des Jahres spendierte, zählte natürlich auch zu den vielen positiven Vorgaben, die diesen Event zu einem erfolgreichen machten.
Auch Unternehmen, die die allgemein mit Fahrradkomponenten oder -zubehör zu tun haben, zeigten sich zufrieden mit dem Messeergebnis. Für Frank Regge von Busch & Müller etwa war es selbstverständlich, dass man auf dieser Messe vertreten war – „hier kommen die Besucher mit allem möglichen Anliegen“, meint der Vertriebsmann, „das geht vom Fragen zur Umrüstung auf Nabendynamo bis hin dazu, ob und welche Batteriebeleuchtung sinnvoll ist.“ Und auch Annette Nischnitz von Spleen – ein Hersteller von Rucksäcken mit Fahrradtaschen-Funktion, zum ersten Mal auf der Messe – war sehr zufrieden. „Das ist ein Zuspruch hier wie in Berlin!“ Viel ausprobiert wurde vor allem Samstagnachmittag und Sonntagmittag.

Für die Besucher war die Messe mit freiem Eintritt ohnehin ein Schmankerl: „Ich bin schon sechs Pedelecs gefahren – aber jetzt weiß ich auch, was ich haben will“, meinte ein junger Familienvater, dessen Frau und Kinder vor der Bühne bei ihren Pommes sitzen. Und ein älteres Pärchen daneben hat sich schon entschieden: zwei Pedelecs für gut 4.000 Euro sollen es sein, am Montag geht es zum Händler.

Fazit: Wiederholung gelungen!

Da sage noch einmal einer, das Format Messe sei heute nicht mehr effizient! Die Messeleitung sprach Sonntagabend von 55.000 Besuchern und einem neuen Rekord bei einer Steigerungsrate von 10 Prozent. Allerdings dürfte es schwierig gewesen sein, in einer offenen Fußgängerzone exakte Zahlen zu bekommen. Mit 136 Ausstellern konnte man jedenfalls einen konkreten Zuwachs von 30 Prozent vermelden – Unternehmen, die das Konzept vor der Premiere 2016 vielleicht als zu gewagt angesehen hatten und erst einmal abwarten wollten. Dieses Jahr haben auch sie zugeschlagen.

Übrigens: voller Begeisterung für die Messe und die E-Mobilität auf zwei Rädern versprach der Schirmherr, Oberbürgermeister Ullrich Sierau für Dortmund: „Wir wollen das Kopenhagen Westfalens werden!“

Herr Oberbürgermeister, wir nehmen Sie beim Wort und sind gespannt, was die Stadt dafür unternimmt.

11. April 2017 von Georg Bleicher
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