E-Bikes kurbeln Bestellungen an
Trotz Hiobsbotschaften im Herbst: Industrie ist mit Order zufrieden
„Ab Ende September wurde es durch die negativen Wirtschaftsmeldungen schwerer, die Händler von einer Steigerung des Vorordervolumens zu überzeugen“, erklärt beispielsweise Derby-Chef Mathias Seidler. Gleichwohl hat ihn das Vororderergebnis des Handels „überrascht“, denn: „Die Vorgaben der Saison waren ja nicht wirklich positiv“, so Seidler. Ein positives Fazit zur Vororder zieht auch Steffen Alberth, Vertriebsleiter bei der Winora Group: „Wir konnten nochmals zulegen“. Gleiche Töne kommen aus Hamburg von Stevens-Mann Volker Dohrmann, der ebenfalls von einem Wachstum für 2009 spricht.
Konzentration auf Qualität
Der Handel hat also gut geordert, jedoch ist eine klare Tendenz aus den Statements der Industriesprecher herauszuhören: Wachstum in der Vororder konzentrierte sich vor allem auf höherwertige Segmente. Bei Derby ist dies insbesondere im Rennrad- und MTB-Bereich der Fall, bei Winora freut man sich über die positive Entwicklung der sportiven Marke Hai und auch bei Stevens zog der höherwertige Bereich an und dort vor allem bei den „Lite“-Modellen sowie bei speziellen Lady-MTBs und -Rennrädern. „Die Kunden kaufen Fahrräder nach unserer Ansicht qualitätsbewusst und setzen auf langlebige und sinnvolle Produkte – Konsumverzicht hin oder her“, sagt Stevens-Mitarbeiter Dohrmann.
E-Bikes als Trendthema
Im Vorfeld der Messen war das Thema E-Bikes und Pedelecs nicht nur in den Fachmedien in aller Munde. Genährt aus den Verkaufserfolgen dieser Räder in den Niederlanden verstärkten viele Hersteller die Bemühungen in diesem Segment und stellten auf der Messe erstmals oder in größerem Maße als bisher Pedelecs vor. Die hohen Erwartungen an dieses offensichtlich stark wachsende Fahrradsegment wurden nicht enttäuscht: „Das E-Bike war das entscheidende Produkt für die Order 2009“, erklärt Derby-Mann Seidler. Für Heiko Müller, Geschäftsführer des Fahrradherstellers Riese und Müller, waren die vom Unternehmen neu vorgestellten Hybrid-Räder für das große Orderplus zuständig, das Müller mit 30,5 % im Vergleich zum Vorjahr beziffert. Und auch Rene Takens, Frontmann der niederländischen Accell-Gruppe, gab jüngst die starke Nachfrage nach E-Bikes als einen wichtigen Grund dafür an, dass die Gewinnziele des Unternehmens deutlich nach oben korrigiert wurden. „Und hier ist die Fahnenstange noch nicht erreicht“, ist sich Vertriebsmann Alberth von Accell-Tochter Winora sicher.
"Kompensationseffekte"
Allerdings ist das Wachstum bei Pedelecs auch mit weiterreichenden Veränderung in der Sortimentsgestaltung verbunden. „Für uns ist spürbar, dass das E-Bike die Struktur des Trekkinggeschäfts verändert“, sagt Seidler. Und zwar in der Form, dass mit dem Zuwachs an Pedelecs im Fahrradgeschäft die Nachfrage nach hochwertigen Trekkingrädern zurückgeht. Dieser „Kompensationseffekt“, wie Seidler sagt, sei zwar im Moment noch gering. Er verweist jedoch auf Holland: „Diese Veränderung scheint im holländischen Markt stärker ausgeprägt zu sein, da hier der E-Bike-Marktanteil schon erheblich höher ist.“ Dass die Zukunftsaussichten für diese Fahrradgattung auch in Deutschland sehr gut sind, da ist sich Seidler sicher: „Kostensteigerungen der PKW-Benutzung, Feinstaubbelastungen, Verkehrsinfarkt im Negativen, aber auch Radreiseboom, Silver Ager und Gesundheitsbewusstsein im Positven werden dazu führen, dass das E-Bike einen signifikanten Marktanteil im Zweiradhandel erreichen wird."
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