velobiz.de zu Besuch im Tessin
Swissstop macht sich mit kleinen Teilen einen großen Namen
Am Anfang waren Fahrräder für Rex noch kein Thema. Die ersten Produkte waren synthetische Klebstoffe und später Sohlen für die Schuhindustrie in Italien. Nach dem Krieg spezialisierte sich die Firma, welche sich seit der Gründung vor 75 Jahren im Besitz der Familie Favini befindet, auf die Auftragsfertigung von Gummiteilen. Und noch heute stellt die Firma so unterschiedliche Dinge wie Dichtungen, Schwellen für Bahnübergänge oder Spiel-Diabolos her. Über einen solchen Kunden kam Rex auch erstmals mit dem Velo in Kontakt. Während mehreren Jahrzehnten fertigte die Firma für Weinmann bis zu 25 Millionen Bremsklötze jährlich. Als Weinmann Anfang der Neunziger Jahre Insolvenz anmeldete, musste sich Rex etwas Neues überlegen. „Wir hatten das Wissen für die Herstellung von Bremsklötzen, aber keinen großen Abnehmer mehr“, erzählt Verkaufsleiter Carlo Lorandi. „Darum haben wir uns entschlossen, uns selbst am Markt zu versuchen“. Swissstop war geboren
Stark vernetzt
Weil Swissstop bis heute die einzige Eigenmarke von Rex ist, fließt besonders viel Herzblut in die Entwicklung und Produktion der Velobremsbeläge. Anfänglich entwickelte sich das Geschäft nur schleppend. Der Industriebetrieb Rex war zu weit weg von den Kunden in der Velobranche. Richtig aufwärts ging es, als Swissstop vor sechs Jahren Hübi Gmür ins Team holte. Der neue Verkaufsleiter brachte aus seiner Zeit als Fahrradhändler wertvolle Branchenkontakte und Impulse für die Produktentwicklung mit. Er organisierte den Vertrieb in der Schweiz neu -direkt von der Firma zum Fachgeschäft - und begann, Kontakte zu internationalen Vertreibern und Erstausrüstern zu knüpfen. Mit Erfolg: Heute ist Swissstop in über 30 Ländern vertreten. Und so namhafte Laufradbauer wie Mavic, DT Swiss, Lightweight, Easton und FSA/Vision empfehlen die Bremsklötze von Swissstop oder liefern diese gleich mit. Und auch mehrere Bremsenhersteller verbauen serienmäßig die Gummis von Swissstop. Dazu gehört Magura, die sämtliche Beläge für ihre Felgenbremsen im Tessin fertigen lassen oder Sram, die alle Rennradgruppen mit Bremsgummis von Swissstop ausrüsten. Einige von diesen Industriepartnern nutzen sogar die Testanlagen von Swissstop, um die Bremswerte ihrer neuen Felgen zu prüfen.
Der technische Fortschritt spielte Swissstop zusätzlich in die Hände: „Seit immer mehr Rennvelofahrer mit Carbon-Laufrädern unterwegs sind, explodiert die Nachfrage nach unserem kompatiblen Yellow King Belägen“, stellt Hübi Gmür fest. „Bei Hobbyfahrern wie bei Rennprofis hat es sich sehr schnell herumgesprochen, dass sie damit kaum Bremskraft auf den glatten und temperaturempfindlichen Kohlefaserfelgen verlieren“. Unterdessen trägt die Eigenmarke rund zwanzig Prozent zum Gesamtumsatz des Herstellers bei – mehr als doppelt so viel als noch fünf Jahre zuvor.
Alles in einem Haus
Nach wie vor läuft bei Swissstop praktisch alles über das Fabrikareal in Mendrisio. Hier werden alle Bremsklötze für Felgenbremsen von Swissstop entwickelt, geprüft und hergestellt. Nur die Scheibenbremsbeläge lässt Swissstop nach eigenen Wünschen bei einem Partner fertigen und beim Prüfinstitut Velotech.de von Ernst Brust testen. „Dass wir alles unter einem Dach haben, ist ein riesiger Vorteil“, sagt Carlo Lorandi. „Durch die kurzen Distanzen zwischen den einzelnen Abteilungen können wir Neuentwicklungen, wie beispielsweise ein neues Klotzprofil rasch umsetzen.“ Und weil Swissstop von den Rohstoffen aus alles im Haus produziert, kann auch eine gleichbleibende Qualität sichergestellt werden. Einen weiteren Vorsprung holt sich Swissstop mit der Verarbeitung heraus. „Unsere Bremsklötze werden mit Hitze und Druck vulkanisiert“, erzählt Lorandi. „Das ist aufwändiger und teurer, aber zu einem guten Stück für die guten Verzögerungswerte verantwortlich“. Über die Mischung des Gummis schweigt Lorandi: „Die Zusammensetzung der Bremsbeläge ist letztendlich unser Erfolgsrezept“. Dafür verrät er etwas anderes: „Das Wissen über die Herstellung von Bremsklötzen nutzen wir unterdessen auch in anderen Bereichen. Die Gummischwellen bei Bahnüberhängen müssen eine ähnliche Griffigkeit aufweisen, und da kommt unser Velo-Knowhow zum Zug“.
Weitere Unternehmensportraits auf velobiz.de
Weitere Unternehmensportraits auf velobiz.de finden Sie in unserem Velodossier Nr.3
Verknüpfte Firmen abonnieren
für unsere Abonnenten sichtbar.