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Das Vorradler-Team: Matthias Blümel (Technische Leitung), Anja Schmidt-Amelung (Vermarktung/PR), Stefan Wegerle (Technische Leitung)
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Initialzündung durch Eurobike-Students-Award

Vorradler: Ein Universitäts-Projekt auf dem Weg zum Fahrradunternehmen

In einer Rekordzeit von nicht einmal zehn Monaten gelang es einer Gruppe von kreativen Studenten und Uni-Absolventen mit der Ideengeberin Anja Schmidt-Amelung an der Spitze, ihre Vorstellungen eines idealen E-Bikes für die Stadt in ein fahrfertiges Modell umzusetzen. In Friedrichshafen konnten die Vorradler nicht nur die Jury des Eurobike-Awards überzeugen, sondern ernteten auch von der Fahrrad-Fachwelt viel Anerkennung. Wie es möglich war, in so kurzer Zeit einen Senkrechtstart hinzulegen und welche Schritte in den kommenden Wochen und Monaten für das junge Unternehmen anstehen, das erfuhr velobiz.de beim Besuch im neuerrichteten Businesspark in Garching-Hochbrück vor den Toren Münchens.

Das Vorradler-Team: Matthias Blümel (Technische Leitung), Anja Schmidt-Amelung (Vermarktung/PR), Stefan Wegerle (Technische Leitung)Vorradler - E-Bike: Preisgekröntes Modell auf dem Weg zur SerieVorradler - E-Bike: ohne Akku

Eigentlich ist Anja Schmidt-Amelung studierte Journalistin. Intensiv mit E-Bikes befasste sie sich erst, als es bei einem von ihr geleiteten Projekt galt, ein Verleihsystem in der Region Garmisch zu installieren. Enttäuscht sei sie darüber gewesen, was der Markt an Elektrofahrrädern zu diesem Zeitpunkt vor 15 Monaten zu bieten hatte, sagt sie gegenüber velobiz.de. Zu sperrig, zu schwer und zuwenig sexy, um insbesondere auch junge Leute in der City aufs Elektrofahrrad zu locken, so lautete ihr Fazit, nachdem das Projekt erfolgreich abgeschlossen wurde. Gleichzeitig erkannte sie das riesige Potenzial, das Elektrofahrräder in sich bergen. Und wenige Wochen später im Dezember 2009 fiel dann der Startschuss dafür, die Sache selbst in die Hand zu nehmen und ein eigenes Elektrofahrrad für die Stadt auf die Räder zu stellen. Das Projekt „Vorradler“ (www.vorradler.de) war geboren, das mit Diplom-Ingenieur Matthias Blümel und Wirtschafts-Ingenieur Sebastian Wegerle, beide ambitionierte Radsportler und an der Technischen Universität im Fachbereich Sportgeräte tätig, kompetente Verstärkung bekam.

Ideale Rahmenbedingungen

Und gerade dieses universitäre Umfeld hat sich rückblickend als Triebfeder für das Projekt erwiesen: „Wir haben hier Zugriff auf die komplette Infrastruktur der TU München“, sagt Sebastian Wegerle. Was bedeutet, dass beispielsweise spontane Ideen kurzfristig in der Fachwerkstatt umgesetzt und auch das Prüflabor benutzt werden können. Dazu kommt noch die finanzielle Förderung durch den Staat, nachdem das Projekt im Juni 2010 für das EXIST-Gründerstipendium des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie angenommen wurde. „Das hat uns viele Freiräume verschafft“, sagt Wegerle. Eine glückliche Fügung war dabei, dass das Design des neuen Rads zum Projektthema am Lehrstuhl „Industrial Design“ der TU München unter Leitung von Professor Fritz Frenkler wurde und dabei die Ideen von nicht weniger als elf Design-Studenten einflossen.

Wartungsarmer Fahrspaß

Das Ergebnis dieses universitären Zusammenarbeit: ein sportliches Pedelec für den anspruchsvolleren Radfahrer in der Stadt. Auffällig ist die clevere Rahmengeometrie, die es erlaubt den Akku beinahe unsichtbar zu verpacken und dabei den Schwerpunkt des Rades niedrig zu halten. Die weitere Ausstattung ist hochwertig und auf Wartungsarmut ausgelegt: 11-Gang-Nabenschaltung, hydraulische Scheibenbremsen und auch die Verwendung eines Gates-Riemenatriebes ist bereits vorbereitet. Sicherheit gegen Langfinger bietet ein spezielles Schließsystem für den 9Ah-Akku sowie eine Wegfahrsperre im Lenkervorbau. Für den Transport von Einkäufen gibt es einen speziell entwickelten Gepäckträger. Das Gesamtgewicht soll unter 18 Kilogramm liegen, gleichzeitig soll sich der „Vorradler“, ohne Akku, wie ein gewöhnliches Trekkingrad fahren lassen. Drei verschiedene Rahmengrößen sind geplant.
Beim Antrieb setzt man auf einen bürstenlosen Motor (250 Watt), der im Vorderrad eingebaut wird. Per „Turbo-Boost“-Knopf kann der elektronische Rückenwind zugeschaltet werden. Eine maximale Beschleunigung bis 25 km/h ist möglich. „Wir sehen im Frontmotor keinen Nachteil“, sagt der technische Leiter Matthias Blümel. Durch die gleichmäßige Gewichtsverteilung am Rad sowie die eher gestreckte, sportliche Sitzhaltung werde ein ausgezeichnetes Fahrverhalten erzielt.

Nächste Schritte zur Serie

Nachdem das Modell jetzt steht, geht es in den nächsten Wochen und Monaten darum, die Fertigung zu organisieren. Gespräche mit Rahmenbauern (man sucht nach einem Partner in Europa) und Batterieherstellern werden geführt. Auch über die Vertriebsstruktur herrscht bereits Klarheit: Das Rad soll über den Fachhandel verkauft werden. Ein flächendeckendes Netz mit nicht zu vielen Stützpunkthändlern wird angestrebt. „Die Resonanz von den Fachhändlern an unserem Eurobike-Stand war hervorragend“, sagt Anja Schmidt-Amelung, die für die Vermarktung und PR-Arbeit zuständig ist. Wenn alles wie gewünscht läuft, werden auf der nächsten Eurobike die ersten fahrfertigen Prototypen bereitstehen und die ersten Räder geordert werden können.

4. Oktober 2010 von Jürgen Wetzstein

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