Die Macher von Lumotec, Toplight und Co.
Busch und Müller im Portrait: Ein leuchtender Vorreiter
Als Busch und Müller ihr gleichnamiges Unternehmen gründeten, steckten Deutschland und der Rest der Welt in einer Wirtschaftskrise. Auch das Unternehmen, in dem Willy Müller damals gerade eine kaufmännische Lehre absolvierte und in dem August Busch als Werkzeugmachermeister tätig war, wurde von ihr in die Knie gezwungen. Für die beiden Sauerländer ergab sich dadurch jedoch die Chance zum Aufbau einer eigenen Existenz. Die Maschinen des bankrotten bisherigen Arbeitgebers gab es günstig zu kaufen und mit der Kuh als Sicherheit für einen Kredit konnten die Grundlagen für das Unternehmen geschaffen werden.
Das erste Produkt der beiden Jungunternehmer waren Katzenaugen. Im Lauf der Jahre kamen zu den passiven noch aktive Beleuchtungsmittel für Fahrräder sowie unter anderem Stützräder für Kinderräder und Rückspiegel für die Motorrad- und Automobil-Industrie dazu.
Ermöglicht wurde das Wachstum des Programms auch durch eine glückliche Wendung in den Sechziger Jahren: Im Stadtzentrum von Meinerzhagen sollte damals der Verlauf einer Bundesstraße geändert werden – mitten durch das Werk von Busch und Müller. Der Standortwechsel an einen neuen, deutlich geräumigeren Standort auf dem Bamberg am Rand der Kleinstadt wurde mit einer Umsiedelungshilfe versüßt.
Platznot auf dem Bamberg
„Im Moment könnten wir wieder eine Bundesstraße gebrauchen“, sagt Guido Müller, Enkel von Unternehmensgründer Willy Müller. Mit rund 8000 qm Betriebsfläche ist der Platz auf dem in den 60er Jahren bezogenen Areal ausgereizt. Den knappen Raum teilen sich eine Kunststoffspritzerei unter anderem mit Geräten zum Verspiegeln von Kunststoff-Oberflächen, zur Metallverarbeitung und zum Ultraschallschweißen, einer galvanischen Abteilung, dem Werkzeugbau und der flächenmäßig größten Abteilung, der Montage. Auch ein Hochregallager findet sich bei Busch und Müller, das jedoch aus Platznot auf das vierte Stockwerk eines Nebengebäudes draufgesetzt werden musste - „logistisch nicht gerade ideal“, so Müller.
Doch die Platznot resultiert nicht alleine aus der ungewöhnlich großen Fertigungstiefe in Meinerzhagen, wo bis auf wenige Zukaufteile noch fast alle Komponenten der Produkte selbst hergestellt und montiert werden. Dazu kommt, dass Busch und Müller in den vergangenen Jahren vor allem mit seinen Beleuchtungsprodukten im Fahrradmarkt sehr erfolgreich war. Über den Umsatz schweigt das Familienunternehmen, nur dass er in den letzten Jahren „kontinuierlich gestiegen“ sei, verrät Guido Müller. Doch auch ohne einen Blick in die Unternehmenszahlen ist offensichtlich, dass Busch und Müller in den letzten Jahren eine außerordentliche Entwicklung erlebt hat. Wie kaum ein anderer Markteilnehmer hat das Unternehmen seit den Neunziger Jahren die Entwicklung der Beleuchtungstechnik geprägt und voran getrieben.
Beleuchtung in den Mittelpunkt gerückt
Wie bemerkenswert der Erfolg von Busch und Müller ist, mag man auch daran ermessen, welchen geringen Stellenwert die Beleuchtung am Fahrrad früher eingenommen hat. Ob sie gut oder schlecht funktionierte, gar ob sie überhaupt funktionierte, interessierte noch vor wenigen Jahren weder Verbraucher, noch Produktmanager. Es war eine mutige Entscheidung, angesichts dieser Marktsituation ein Rücklicht zu entwickeln, das auch noch im Stand weiterleuchtete. Doch der Mut wurde belohnt: Schon bald nach deren Markteinführung waren Standrücklichter quasi kennzeichnend für ein hochwertiges Fahrrad und sollten vom Gesetzgeber in der gescheiterten StVZO-Novelle sogar zur Norm erhoben werden.
Ähnlich erfolgreich waren Scheinwerfer mit Einschaltautomatik. Nicht ganz nebensächlich war dabei, dass Busch und Müller nicht nur technisch, sondern auch beim Design von Beleuchtungskomponenten Maßstäbe setzte. Ein Beispiel dafür ist auch die jüngste Innovation des Unternehmens, den hoch leistungsfähigen LED-Scheinwerfern, deren 40 bis 50 Lux Lichtleistung bisherige Halogen-Scheinwerfer wie trübe Funzeln erscheinen lassen.
Doch das Innovationstempo stellt einen hohen Anspruch an das Unternehmen. Die Zeitspanne, in denen sich Mitarbeiter und Geschäftsführung auf einer Innovation ausruhen können, wird immer kürzer. Zwischen sechs Monaten und zwei Jahren dauere es, so Müller, bis ein Produkt seines Unternehmens von Mitbewerbern kopiert werde. „Es ist die Ausnahme, dass ein Mitbewerber ein eigenständig gestaltetes oder entwickeltes Produkt auf den Markt bringt“, so Müller. Wenn es doch mal vorkomme, freue man sich regelrecht. Häufig würden hingegen nur die Form und einige grundlegende technische Merkmale bei Busch und Müller abgeschaut, selten aber die Qualität und Leistungsfähigkeit des Originals. Dennoch wird dadurch auf den sauerländischen Hersteller ein enormer Preisdruck ausgeübt. So seien etwa die Marktpreise für Standrücklichter in den letzten Jahren um 75 % gefallen. Als Antwort werden diese nun bei Busch und Müller in einer weitgehend automatisierten Produktion gefertigt.
Handel nicht überfordern
Manchmal komme er schon ins Grübeln, sagt Müller, ob das hohe Innovationstempo auf Dauer aufrecht erhalten werden könne. Gegenwärtig sei man aber noch in der komfortablen Lage, mehr Innovationen im Köcher zu haben, als der Markt verkraften könne. In den Testlabors in Meinerzhagen werden beispielsweise bereits Scheinwerfer-Prototypen erprobt, die gegenüber der gegenwärtigen Generation noch mal eine deutliche Verbesserung bieten. Doch Müller weiß auch, dass der Handel auf die Barrikaden ginge, wenn die erst kürzlich eingeführten aktuellen Modelle schon wieder abgelöst würden. Die Rücksichtnahme gegenüber dem Fachhandel gehört zum Selbstverständnis bei Busch und Müller, sie hat aber auch wirtschaftliche Gründe: Rund 40 % des Absatzes von Busch und Müller laufen über den Fachhandel, der Rest geht an OE-Kunden. Das dürfte ein deutlich höherer Aftermarket-Anteil als bei den meisten anderen Anbietern fest montierter Beleuchtungen sein.
Nur manchmal lag Busch und Müller, was das Interesse des Marktes betrifft, mit seinen Produktneuheiten daneben. Etwa beim Bremsrücklicht „Diwa“, das zwar weiterhin angeboten, vom Markt aber kaum nachgefragt wird. Andere Produkte hat das Unternehmen bewusst ausgelassen. So ist beispielsweise ein zentraler Beleuchtungstrend, nämlich der Nabendynamo, im Programm von Busch und Müller nicht vertreten. Müllers einfache Begründung: „Wir haben keine Ahnung von Naben“, also lasse man lieber die Finger davon. Auch sei der geringe OE-Marktpreis für Nabendynamos kein großer Anreiz in dieses Segment zu investieren.
Dafür werden an anderer Stelle demnächst größere Investitionen fällig: Sämtliche Produkte fertigt Busch und Müller auftragsbezogen. Ein Lager mit Fertigprodukten gibt es nicht. In den vorher erwähnten Hochregalen lagern ausschließlich Halbfertigprodukte, aus denen je nach Auftrag die verschiedenen Produkte montiert werden. „In der Hochsaison ist es manchmal ziemlich schwierig, die verschiedenen Produktionsabläufe zu koordinieren“, erklärt Müller. Zumal dabei nur auf die Hilfe von IT-Systemen zurückgegriffen werden kann, die bereits über 15 Jahre im Einsatz sind, also aus einer Zeit stammen, als es bei Busch und Müller noch etwas beschaulicher zuging. Um die Abläufe transparenter zu machen, soll nun eine neue Software zur Produktionsplanung eingeführt werden.
Das Unternehmen rüstet sich also für weiteres Wachstum. Im Bereich Elektronik sei noch einiges in Planung. Auch auf die zunehmende optische und funktionelle Integration von Komponenten durch die Fahrradindustrie ist Busch und Müller eingestellt. Für manche Kunden werden bereits Scheinwerfer in den jeweiligen Rahmenfarben angeboten, für andere Hersteller wurden im Schutzblech integrierte Scheinwerfer entwickelt. Und wer sich mit Guido Müller unterhält, hört zwischen den Zeilen, dass das von seinem Großvater gegründete Unternehmen künftig noch für die eine oder andere Überraschung im Fahrradmarkt sorgen wird.
Busch und Müller im Zeitraffer
{b}1925:{/b} Busch und Müller wird vom damals 16jährigen Willy Müller und August Busch gegründet. Erstes Produkt sind Katzenaugen, die gerade vom Gesetzgeber als Pflichtausrüstung für Fahrräder vorgeschrieben worden waren
{b}1942 bis 1945:{/b} Während des zweiten Weltkriegs werden bei Busch und Müller Zwangsarbeiter aus der Ukraine und aus Russland beschäftigt. 2007 tritt das Unternehmen der Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft bei, deren Ziel es ist, die damals nach Deutschland verschleppten Zwangsarbeiter zu entschädigen
{b}ab 1957:{/b} Produktion von Rückspiegeln für die Opel-Modelle Rekord und Kadett, später auch für die Motorrad-Industrie
{b}1961 bis 1964:{/b} Umzug an den jetzigen Standort „Auf dem Bamberg“ in Meinerzhagen
{b}1975:{/b} Produkte für die Automobilindustrie machen etwa die Hälfte des Absatzes aus
{b}1980:{/b} Ursula Sträter, die Tochter des 1966 verstorbenen Mitgründers August Busch, verkauft ihre Unternehmensanteile an die Familie Müller, die dadurch Alleininhaber des Unternehmens wird
{b}1985:{/b} Die Produktion von Auto-Rückspiegeln wird eingestellt
{b}1989:{/b} Busch und Müller bringt mit dem Toplight das erste am Gepäckträger montierte Rücklicht auf den Markt. Bis dahin gab es nur Rücklichter auf dem Schutzblech.
{b}1992:{/b} Unter der Produktbezeichnung Secutec wird das erste Standlichtrücklicht vorgestellt
{b}1992:{/b} Markeinführung des Lumotec, des ersten Halogenscheinwerfer, der einen ringförmigen Außenreflektor hatte
{b}1999:{/b} Erste Scheinwerfer mit Sensortechnik, die sich bei Dunkelheit automatisch einschalten
{b}2004:{/b} Mit dem D-Lumotec topal wird der erste dynamobetriebene Scheinwerfer im Markt eingeführt, der nicht mit einer Glühlampe, sondern mit einer LED Licht erzeugt
{b}2007:{/b} Unter der Bezeichung IQ werden erstmals dynamobetriebene Scheinwerfer mit einer Lichtleistung von 40 Lux vorgestellt.
Rund 60 % seines Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit aktiven und passiven Beleuchtungsmitteln für Fahrräder, den Rest mit Rückspiegeln für die Motorradindustrie (u.a. BMW, Honda und MBK)
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