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Neue Version: Nuvinci Harmony
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NEUE SCHALTUNGSVARIANTE VON FALLBROOK

NUVINCI'S NEUE HARMONY: SINGLESPEED FÜR DIE BEINE

Auf der Eurobike 2011 stellt das amerikanische Unternehmen Fallbrook eine Weiterentwicklung seiner stufenlosen Schaltnabe Nuvinci N360 vor. Zur Pressepräsentation konnte velobiz.de das neue Produkt bereits ausprobieren. Bei der kleinen Revolution namens "Harmony" handelt es sich um

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eine vollautomatische stufenlose Schaltung, die am Pedelec wie am Rad ohne E-Unterstützung zum Einsatz kommen soll. Basis ist die bekannte Nuvinci in ihrer gewichtsoptimierten Version, wie sie seit 2010 verkauft wird. Sie hat eine Entfaltung von etwa 360 Prozent, liegt damit zwischen der 8-fach und der 11-fach Ausführung von Shimanos Alfine-Nabe – ein Übersetzungsbereich, der für Pedelecs absolut ausreichend ist.
Aber noch andere Features der Nuvinci Harmony prädestinieren sie für den Einbau in E-ünterstützte Räder: Durch den Aufbau mit Kugeln statt Zahnrädern schafft Nuvinci die Übersetzungsveränderung ohne Stufen. Das bedeutet: Es gibt auch keine Schaltruck, weshalb schon die manuell schaltende Variante vor allem für Bikes mit Mittelmotoren bestens geeignet ist. Denn das „gleitende“ Schalten ermöglicht den Motoren einen sehr gleichmäßigen, schonenden, als komfortabel empfundenen, und, wie Fallbrook auch ankündigt: energieeffizienten Lauf.

Durch die Übersetzung gleiten

Soweit die Theorie. In der Praxis hinterlässt die Harmony einen sehr angenehmen Eindruck. Bedient wird sie in der Advanced-Rider-Version völlig intuitiv: Per Drehgriff, der dem Standard-Modell ähnelt, wird die gewünschte Trittfrequenz eingestellt, die die Steuerung der Nabe dann dauerhaft einhält. Eine optische Kontrolle dazu gibt es im LED-Display neben dem Drehgriff: Gut erkennbar wächst oder schwindet hier ein kleiner blauer Kreissektor, der die Trittfrequenz zwischen etwa 10 und 100 Umdrehungen symbolisiert. Die tatsächliche Zahl ist dabei völlig sekundär; was zählt ist die individuelle Neigung bzw. mögliche medizinische Vorgaben etc. – wer Gelenkprobleme hat, stellt zum Beispiel tendenziell eine etwas höhere Kadenz ein.
Tatsächlich funktioniert die Automatik wie im Traum: Gleich beim Losfahren stellt sich die eingestellte Trittfrequenz ein – und wird gehalten. Stärkerer Tritt macht schneller, verändert aber die Kadenz nicht. Lässt der Druck nach, verringert sich die Geschwindigkeit, nicht aber die Trittfrequenz. All das wird von der Steuerung der Nabe geregelt, ohne dass der Radler etwaige Schaltvorgänge etc. großartig fühlt. Die Übersetzung wird während des Fahrens von der Steuerung ständig optimiert. Zunächst mutet es sich seltsam an, beim schnellen Fahren ohne zu schalten die gleiche Trittfrequenz zu haben wie bei langsamen am Berg, ohne dazwischen geschaltet zu haben; doch man lernt schnell, den immer gleich bleibenden Rhythmus zu genießen. Im Endeffekt ist es das, was eine gute Schaltung können soll: dem Fahrer in jeder Situation die optimale Kadenz liefern.
Allerdings begleitet derzeit ein leichtes Brummen die Umstellungsvorgänge der Automatik, das aber bis zur Serienreife eliminiert sein soll. Dabei kann man jederzeit in die Automatik eingreifen und per Dreh am Griff problemlos in jeder Situation während des Fahrens die Voreinstellung verändern.

Auf Wunsch auch Handarbeit

Wer zur Abwechslung mal per Hand schalten möchte, drückt den Knopf neben dem Griff und stellt damit auf manuelle Schaltung um. Dann erscheint im Display die LED-Grafik einer Schlangenlinie – ähnlich der Ansicht in der bisherigen Nuvinci-Anzeige – und die Nabe im Hinterrad wird wie gewohnt bedient; natürlich auch hier ohne Schaltstufen.
Gleichzeitig mit dem beschriebenen Advanced-Rider-Controller wird auch eine Basic Version verkauft werden. Bei ihr gibt es keinen Drehgriff, und keine Möglichkeit manuell zu schalten. Per kleine Tasten an der minimalistischen Lenkerklemme kann man lediglich zwischen niedriger, mittlerer und hoher Kadenz wählen, Zwischenschritte gibt es nicht.
Das neue Interface zur Nabe erlaubt dem OEM-Kunden eine genaue Anpassung der Steuerung an die jeweilige Charakteristik des E-Motors, sodass Fallbrook nicht nur geringere Verschleißerscheinungen – vor allem durch das Wegfallen des Schaltrucks – sondern auch eine größere Reichweite als mit herkömmlichen Schaltungen verspricht. Ob das so ist, wird sich noch zeigen.

Automatik ohne E-Power

Für die elektronische Absteuerung und den Bewegungssensor ist Strom nötigt, sodass auch Räder ohne Unterstützung für die Nuvinci Harmony eine Batterie aufweisen müssen – da die Kapazität nur gering sein muss, dürfte für die Hersteller eine unauffällige Unterbringung am Rahmen kein Problem sein. Allerdings wird die neue Harmony am Normalrad wahrscheinlich weniger begeistern als am E-Bike, da eben der ausgleichende Schub für Steigungen fehlt – denn zaubern kann die Nuvinci auch nicht – wird die Übersetzung zu lang für den Berg, muss geschaltet werden.
Vor allem am Pedelec fährt Fallbrook mit der Nuvinci Harmony in neue Komfort-Regionen: Man pedaliert noch gelassener, erlebt das Wellness-Fahrzeug Fahrrad auf Tour noch intensiver, während man in der City den Kopf frei hat für Aufmerksamkeit auf den Verkehr und das urbane Leben. Wer will da noch ans Schalten denken, oder auch nur ruppige Gangwechsel spüren?

1. August 2011 von Georg Bleicher

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