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Freude, Zweifel und etwas Selbstkritik

Fahrradindustrie mit geteilter Meinung zu den Stiwa-Ergebnissen

Die Fahrradindustrie reagiert beim jüngsten Pedelec-Test der Stiftung Warentest so wie nach früheren Warentests auch: Die Gewinner im Testbericht freuen sich über die guten Noten, während die Verlierer mit den Testmethoden hadern und erhebliche Zweifel an den Testurteilen äußern. velobiz.de hat einige Stimmen zum Test in der Branche eingefangen

Stephan Geiger, Kettler

"Die Stiftung Warentest ist das wichtigste Medium im Bereich Produkttest. Der Endverbraucher sieht es als unabhängige und sehr glaubwürdige Institution.
Über die Sinnhaftigkeit, Comfortbikes mit sportlichen Rädern zu vergleichen, sollte man sicher nachdenken.
Die StiWa lässt die Radbranche, zumindest in der Überschrift, schlecht aussehen.
Der Test ist für die Branche bestimmt kein Aushängeschild!"

Harald Schmiedel, Trek Fahrrad GmbH

"Wir freuen uns sehr über den Testsieg in der Stiftung Warentest. Es ist nicht nur eine Bestätigung für unser getriebeloses RIDE+ Antriebskonzept, das wir gemeinsam mit BionX entwickelt haben. Es bestätigt außerdem, dass speziell bei E-Bikes eine hohe Qualität und der Einsatz hochwertiger Komponenten eine noch entscheidendere Rolle spielt als bei normalen Rädern.
Aufgrund der Testergebnisse, die dem Diamant Zouma Sport+ mit Abstand das beste Fahrverhalten bescheinigen – selbst ohne Motorantrieb – scheinen wir die Vorteile von normalen Fahrrädern mit jenen von E-Bikes am besten zu kombinieren."

Werner Forster, Cycle Union

„Wir freuen uns sehr, dass unser Pedelec die Stiftung Warentest überzeugen konnte. Der Testsieg bestätigt unsere unbedingte Entscheidung fürs Elektrofahrrad, die wir schon vor Jahren getroffen haben. Von der ersten Minute an haben wir an den Erfolg dieser Sparte geglaubt, und schon seit über sieben Jahren widmen wir uns konsequent der Weiterentwicklung des Pedelecs. Wir haben unser Know-how entfaltet, unermüdlich Komponenten verfeinert, verlässliche Partner gefunden und über all die Jahre Beziehungen vertieft. In unserem eng geknüpften Servicenetz schlägt sich diese Qualität ebenso nieder wie in unserer Marktposition: In Deutschland gehören wir zu den führenden Herstellern von Elektroräder. Den Testsieger, das Kreidler Vitality Elite, brachten wir im Februar dieses Jahres als erstes Rad mit Bosch-Mittelmotor heraus. Auf die partnerschaftliche Zusammenarbeit mit dem Technologieriesen Bosch sind wir sehr stolz. Das gute Ergebnis, das Stiftung Warentest uns bescheinigt hat, spornt uns an, mit der gleichen Leidenschaft unsere Pedelecs weiterzuentwickeln!“

Oliver Hensche, Giant Deutschland

" Maßgeblich zur Abwertung auf ein „Ausreichend“ hat das Ergebnis des Bremsentests beigetragen.

1. Das GIANT Twist Esprit Power ist das einzige Modell im Test mit einer zulässigen Gesamtmasse von mehr als 150 kg. Die geforderte Bremskraft erhöht sich proportional zur Erhöhung der zulässigen Gesamtmasse, das heißt ein Rad mit einer zulässigen Gesamtmasse von beispielsweise 120 kg erfordert geringere Bremskräfte als ein Rad mit 150 kg zulässiger Gesamtmasse.

Wir halten in diesem Zusammenhang fest, dass das Ausreizen der zulässigen Gesamtmasse von 150 kg (und damit auch das Erfordern der erhöhten Bremskraft) in der Praxis nur in seltenen Fällen auftritt. Dementsprechend zweifeln wir die Sinnhaftigkeit und Realitätsnähe des Bremsentestes an.

2. Unser Modell ist mit zwei unabhängig voneinander funktionierenden Bremssystemen ausgestattet, zwei V-Bremsen (vorne und hinten) plus der Rücktrittbremse. Der Bremsentest fand unter Ausschluss der Einbeziehung der Rücktrittbremse statt, sprich es wurde nur die Bremskraft der beiden V-Bremsen berücksichtigt.
In der Praxis erzeugt die Zielgruppe dieses Modells allerdings 70 % der Bremskraft mit der Rücktrittbremse.
Auch hier bemängeln wir den Bezug zur Realität.

3. Bereits zum jetzt beginnenden Modelljahr 2012 wird GIANT eine Änderung der Bremsenspezifikation vornehmen: a) Es wird eine leistungsstärkere V-Bremse eingesetzt. b) Die Verlegung der Bremskabel wird optimiert. Beides wir zu einer Erhöhung der zur Verfügung stehenden Bremskraft führen.

4. Es wurden Modelle in einer Preisspanne zwischen 900 EUR und 2.700 EUR getestet. Aus Kostengründen kann man nicht in jeder Preislage (speziell unterhalb 2.000 € bei einem Elektro-Fahrrad) eine hydraulische Bremse erwarten. Hier mangelt es an der Vergleichbarkeit der Produkte in Bezug auf ihren Verkaufspreis.

5. Das Twist Esprit Power ist ein komfortorientiertes Modell, welches speziell für die Zielgruppe, die eine Rücktrittbremse bevorzugt, konzipiert wurde.
Daneben führt GIANT auch sportlichere Elektro-Fahrräder oberhalb von 2.000 EUR im Programm, die aufgrund der höheren gefahrenen Geschwindigkeiten mit einer hydraulischen Bremse ausgestattet sind.

Lichtanlage / StVZO-Konformität
1. Der Paragraph 67 der StVZO, welcher die Beleuchtung bei Fahrrädern vorschreibt, stammt vom Stand der Technik von vor mehr als 40 Jahren. In der Tat können gerade Elektro-Fahrräder heutzutage die Beleuchtung viel effizienter über die eigene Batterie mit Energie versorgen, als es ein Dynamo kann.

2. Durch den bei einem komfortorientierten City-Rad mit Rücktrittbremse (wie es unser Modell ist) verbauten Frontmotor ist es nicht möglich, einen Nabendynamo einzusetzen. Frontmotoren, die als Nabendynamo fungieren können, sind durch einen signifikanten Reibungswiderstand gekennzeichnet, da der Generator immer mitläuft. Aus diesem Grund setzt GIANT einen effizienteren Frontmotor mit einer Freilauftechnologie ein, der Reibungsverluste beim Fahren ausschließt. Aufgrund der Freilauftechnologie kann der Frontmotor technisch bedingt nicht als Nabendynamo fungieren.

3. Bei der Entwicklung von kommenden Modellgenerationen wird GIANT sich auch der StVZO-Konformität widmen ohne dabei die in Punkt zwei angesprochenen Leistungseinbußen durch Reibungsverluste hinnehmen zu müssen.

4. Desweiteren stellen wir fest, dass die im Testbericht genannte „Dynamo-Spezifikation“ unseres Modells falsch ist. Während bei unserem Modell von „Kein Dynamo“ die Rede ist, wird bei dem getesteten Diamant-Rad von „Akku mit Dynamofunktion“ gesprochen. Dies führt dazu, dass der Punkt „Licht“ beim Diamant-Rad mit „Befriedigend“, während er beim GIANT-Rad nur mit „Ausreichend“ bewertet wurde. In der Tat wird die Beleuchtungsanlage allerdings bei beiden Modellen über den Akku versorgt.

GIANT hat die Stiftung Warentest bereits vor Erscheinen des Tests ausdrücklich auf den Fakt, dass die Beleuchtung über den Akku gespeist wird – quasi, dass der Akku eine Dynamofunktion hat, hingewiesen.

Pedalkraftsensor
1. Der Kraftsensor im Zusammenhang mit dem Frontmotor bei unserem GIANT Twist Esprit Power ist aus unserer Sicht der optimale Kompromiss aus sanftem Anfahren und gleichzeitig einem Anfahren ohne merkliche Verzögerung.
Das System reagiert nur bei einem bestimmten Pedaldruck. Von daher ist ein plötzliches unfreiwilliges Anfahren aus unserer Sicht nur stark bedingt bis gar nicht möglich.

Elektrische Sicherheit
1. Das Ergebnis des Test zur elektrischen Sicherheit / elektromagnetischen Verträglichkeit ist aus unserer Sicht nicht nachvollziehbar. Hier steht das Testergebnis der StiWa im totalen Gegensatz zu den Testergebnissen des renommierten Testdienstleisters ExtraEnergy.
Auch ExtraEnergy führt innerhalb seiner zweimal jährlich stattfindenden Testrunden umfangreiche Tests zur elektromagnetischen Verträglichkeit / elektrischen Sicherheit durch.
Modelle der GIANT Twist Esprit- und Comfort-Serie (welche alle mit dem gleichen E-System ausgestattet sind) konnten bei diesen Tests in den letzten Jahren dreimal in Folge den Testsieg in der Kategorie „Familien-Pedelec“ einfahren.

2. Diesbezüglich wird GIANT weiterführende Tests durchführen.

Grundsätzlich unterstützt Giant umfassende Produkttests, da sie dem Endverbraucher als Entscheidungshilfe dienen können. Damit ein Produkttest als fundierte Enzscheidungshilfe und Informationsbasis dienen kann, sollte realitätsnah und unter Berücksichtigung des Nutzungsverhaltens der jeweiligen Zielgruppe getestet werden. Dies stellen wir bei dem hier vorliegenden Test nur bedingt fest.

Uwe Reinkemeier-Lay, Raleigh Univega

„Verbrauchertests haben bei uns immer eine große Bedeutung. Dass wir unter diesen harten Testbedingungen gleich zwei große Erfolge (Anm. d. Redaktion: Test des österreichischen Vereins für Konsumenteninformation) erzielen konnten, belegt die hohe Qualität unserer E-Bikes und zeigt wie sehr sich die harte Arbeit in den letzten Wochen gelohnt hat. Für Raleigh ist dieser Test ein weiterer Schritt nach vorn“

JD Europe

„Das ZEG-Modell E-Tour der Marke Pegasus wurde bei JD in deren Auftrag produziert. Die Rahmen des E-Tour Modells erfüllen selbstverständlich alle gesetzlichen EN- und CE-Normen und Testkriterien sowie auch alle anderen verbauten Komponenten, ohne die ein Verkauf in Europa nicht möglich wäre. Die interne Prüfung des beim Test betroffenen Pegasus E-Bikes ist bereits in Arbeit.
JD stellt bereits seit über fünf Jahren qualitativ hochwertige E-Bikes und Antriebssysteme her und garantiert über die gesetzliche Gewährleistung hinaus eine zehnjährige Garantie auf Rahmenbruch. Zu unseren Kunden zählen neben der ZEG viele namhafte Fahrradhersteller aus ganz Europa. Die Testkriterien der Stiftung Warentest sind für uns in diesem Test nicht nachvollziehbar.“

Susanne Puello, Winora Group

Ob von unserem Wettbewerb, Händlern, dem Fahrradfahrer selber oder einem unabhängigen Prüfungsinstitut – wir nehmen jedes Feedback sehr ernst wenn es um die Verbesserung unserer Produkte geht. Stiftung Warentest leistet von der technischen Seite aus gute Arbeit: Solide Bewertungskriterien, technisches Know-How und praxisrelevante Testverfahren. Klar ist dabei, dass die herangezogenen Kriterien vergleichbar sein müssen und dabei eher harte als weiche Kriterien zum Einsatz kommen. Dies kann dazu führen, dass Gesamtkonzepte die hinter der Entwicklung eines Fahrrad stehen nicht vollständig beleuchtet werden können. Trotzdem sollte man davon ausgehen, dass egal was für ein Konzept mit einem Fahrrad verfolgt wird, gewisse Standards einfach erfüllt werden müssen.
Verwunderlich für uns in diesem Zusammenhang war beim aktuellen Stiftung Warentest die Tatsache, dass man beispielsweise Eigenschaften der Batterie beurteilte, wesentliche Kriterien wie die Batteriesicherheit allerdings außen vor blieben. Für uns als Hersteller der bereits bei der Entwicklung des Fahrrads stark in die BATSO Gütekriterien investiert, wäre ein solches Kriterium seitens des Testinstituts eine angemessene Anerkennung unseres Engagement, die uns damit nicht nur der sicher fahrende Fahrradfahrer würdigt. Insgesamt sind wir natürlich trotzdem sehr zufrieden mit unserem Testergebnis. Das Winora F2 belegte in seiner Kategorie Platz zwei, unter allen zwölf erreichte das unser Familienkonzept den dritten Platz mit zwei Kommastellen Rückstand zum Testsieger.
Die Tragweite für den Test ist gerade in einem jungen Markt wie der eMobilität enorm. Ob TV, Radio, Internetmagazine, Tageszeitungen oder Fachliteratur, der Test von Pedelecs in der Ausgabe 8/2011 der Stiftung Warentest wurde überall erwähnt. Problematisch für die Fahrradbranche wird es dann, wenn daraus Schlagzeilen wie „Gefährliche Pedelecs im Test: Zwei Mal „mangelhaft“ im Test“ (Fokus online, 28.7.2011) entstehen. Tests sollten grundsätzlich nicht darauf abzielen möglichst arge Sensationen aufzudecken, sondern einen objektiven Überblick der Marktlage für Kaufinteressierte bieten.

2. August 2011 von Jürgen Wetzstein

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