Die Macher von KLICKfix, Spokey und Co.
Rixen & Kaul: Eine Firma mit Kunststoff und Metall im Blut
Die Anfänge von Rixen & Kaul sind wohl typisch für die Fahrradbranche: ein fahrradenthusiastischer Tüftler, der sein Hobby zum Beruf macht und damit erfolgreich wird. Bei Rixen und Kaul waren es allerdings zwei Gründer und ein weiterer Partner, die ein gemeinsames Hobby verband: Radreisen, zu denen die drei heute noch mindestens einmal im Jahr zusammen aufbrechen. Die drei, das sind: Gerd Kaul, Edgar Rixen und Norbert Flammann. In den Achtziger Jahren waren sie als Produktentwickler beim Solinger Küchengerätehersteller Krups tätig, Rixen im Design, Kaul in der Prototypen-Fertigung und Flammann in der Konstruktion.
Doch zunächst war es gar nicht das gemeinsame Hobby, das den Ausschlag für die Existenzgründung gab: Die erste unternehmerische Aktivität war 1983 der nebenberuflich betriebene Prototypenbau mit gebraucht erworbenen und selbst restaurierten Maschinen. Von da war es jedoch nur ein kleiner Schritt in die Fahrradbranche: Die Kombination von Kunststoff und Metall lag den Krups-Entwicklern bereits im Blut, und als man sich beim Räderzentrieren wieder mal über schlecht gemachte Speichenspanner ärgerte, war der Erfindergeist geweckt. Know-how und Geräte zur Fertigung waren schon vorhanden, das Ergebnis war der scheibenförmige Spokey und damit ein Speichenspanner, der Speichennippel sicher greift, gut in der Hand liegt und günstig mit hoher Präzision herstellbar ist. Mit dem Spokey wurde auch der Grundstein für die seitdem bestehende Partnerschaft mit dem Allgäuer Großhändler und Importeur Stölzle (heute Asista) gelegt, der in Deutschland exklusiv den Vertrieb des Speichenspanners (und auch aller späteren Produkte von Rixen und Kaul) übernahm. Auch im Ausland verhalf der Spokey zu den ersten wichtigen Kontakten. Bekannte Namen wie AGU in den Niederlanden, Madison in England oder Cinelli in Italien gehörten damals bereits zu den Vertriebspartnern.
1987 wechselte zunächst Gerd Kaul mit Vollzeittätigkeit in die eigene Firma. Die Geschäfte entwickelten sich weiter gut und 1988 wurde Rixen und Kaul in eine GmbH umgewandelt. Zu diesem Zeitpunkt begann auch die bis heute andauernde Zusammenarbeit in der Produktentwicklung mit Norbert Flammann. Gemeinsam zog man 1990 in Solingen in neu erbaute Betriebsräume. Traditionell, wie früher in dieser Region üblich, wurden dabei Wohnen und Arbeiten kombiniert. So wohnen Rixen und Kaul direkt neben der Firma Rixen & Kaul.
In dieser Zeit, wieder aus den Erfahrungen bei Radreisen geboren, beschäftigten sich Rixen, Kaul und Flamman erstmals auch mit der Frage, wie man Fahrradtaschen besser am Fahrrad befestigen könnte. Damals was es noch üblich, dass Taschen mit sperrigen Bügeln und fummeligen Riemchen am Lenker oder am Gepäckträger befestigt wurden. Dass es auch einfacher und schneller geht, wurde von den Solingern 1989 mit dem ersten KLICKfix-Adapter bewiesen. Zunächst wurde der Adapter nur als Zulieferteil für das unter der Marke Norco angebotene Taschenprogramm von Asista sowie für Taschen von AGU gefertigt.
Im Lauf der Jahre kamen viele neue Kunden und Adapterlösungen dazu. Heute hat Rixen & Kaul nach eigenen Angaben das weltweit größte Adapterprogramm für Fahrradzubehör und KLICKfix wurde schnell zum Branchenstandard. Weitere Taschenhersteller, die heute KLICKfix-Adapter verwenden, sind etwa der britische Anbieter Zyro mit der Marke Altura oder Chapak aus Frankreich. In Deutschland stehen neben Norco unter anderem noch Deuter, Vaude, Haberland und Umarex auf der Kundenliste. Ein wichtiger Partner ist zudem ABUS, mit dem seit 1995 eine exklusive Zusammenarbeit für die Verwendung von KLICKfix-Systemen an Fahrrad-Schlössern besteht.
Vom Zulieferer zur Marke
Nur Komponenten für andere Taschenanbieter herzustellen, war den KLICKfix-Machern irgendwann nicht mehr spannend genug. Zumal inzwischen viele Ideen für eigene Taschen entstanden waren. 1994 wurden deshalb erstmals Taschen unter der Marke Rixen & Kaul vorgestellt.
In verschiedenen Fernost-Ländern lässt Rixen & Kaul seitdem bei qualifizierten Herstellern eigene Taschenentwürfe fertigen. Bei komplexen Produkttypen, die viel Knowhow auf der Herstellerseite erfordern, wie z. B. bei Rucksäcken und Laptop-Taschen, nutzt Rixen & Kaul möglichst bewährte Grundkonstruktionen. Meist entstehen im Solinger Designbüro, das personell gerade erweitert wurde, aber von Grund auf neue Konstruktionen, die immer praxisgerechte Lösungen zum Ziel haben.
KLICKfix-Reise um die Welt
KLICKfix Adapter werden heute zwar in vielen Ländern der Welt eingesetzt und weiterverarbeitet, alle Adapterelemente werden aber nach wie vor in Deutschland gefertigt. „Selbstverständlich gibt es auch in unserem Bereich die Versuchung, KLICKfix-Adapter in Fernost zu fertigen“, sagt Edgar Rixen im Gespräch mit velobiz.de. „Wir haben aber gute Gründe, das nicht zu tun.“ So ist beispielsweise die Qualität und Genauigkeit der Fertigung bei den KLICKfix-Adaptern für deren Funktion von zentraler Bedeutung. Und die lässt sich bei eigener Fertigung deutlich besser kontrollieren. Rixen & Kaul würde zudem einen Teil seiner Flexibilität und Reaktionsschnelligkeit aufgeben, die immer wieder bei Produktverbesserungen oder neuen Anwendungen gefordert ist. So entstanden beispielsweise in kurzer Zeit spezifische Problemlösungen für die Taschenmarke Zwei von Riese und Müller, Adaptierungen für Lenkermodelle von Humpert oder die Systemgepäckträger Racktime von Tubus. „Auch künftig wollen wir versuchen, mit KLICKfix spezielle Anwenderprobleme abzudecken“, so Rixen. Obwohl diese Kleinserien am Beginn nicht immer unmittelbar wirtschaftlich reizvoll seien, ist es Edgar Rixen dennoch wichtig, solche Lösungen anzubieten: „Wenn wir den KLICKfix-Adapter als Standard für die Branche vermarkten, dann dürfen wir auch interessante Innovationen am Markt nicht von diesem Standard ausschließen“.
Auch aus dieser Einstellung, der Bereitschaft zur ständigen Innovation und dem Bemühen, neue und bessere Lösungen zu finden, sind über die Jahre mehr als 70 Schutzrechte hervorgegangen, die Rixen und Kaul besitzt und die Teil der unternehmerischen Strategie sind.
Räumliches Wachstum für neue Märkte
Mit den bisherigen räumlichen Möglichkeiten ist die Produktion von Rixen und Kaul jedoch am Anschlag. In den Produktionsräumen des Solinger Unternehmens herrscht drangvolle Enge, ob in der Spritzgussfertigung oder an den Montageplätzen, an denen die Adapter zusammen gesetzt werden. Im Werkzeugbau, der wie bei vielen Kunststoff-Verarbeitern zu den wichtigsten Abteilungen des Unternehmens zählt, stehen High-Tech-Geräte zur Herstellung der Gussformen dicht an dicht.
Doch eine Verbesserung der Raumsituation befindet sich jetzt schon in Sichtweite: Auf einem benachbarten Grundstück errichtet Rixen und Kaul gegenwärtig zusätzliche Gebäude, in denen ab kommenden August die Fertigung untergebracht werden soll. Damit werden im alten Teil zusätzliche Flächen für die Produktentwicklung frei.
Die neuen räumlichen Möglichkeiten lassen bei den Inhabern und Mitarbeitern von Rixen und Kaul auch wieder Überlegungen zu, mit welchen Aktivitäten das Unternehmen künftig noch weiter wachsen könnte. Dabei wird auch über andere Branchen nachgedacht. Neben der starken Position im Fahrradmarkt sieht man Bedarf für Adaptersysteme beispielsweise im Wassersport, im Caravaning-Markt oder in der Werkzeugbranche. „Es gibt eine lange Liste mit reizvollen Aufgaben, unser Kerngebiet bleibt aber das Fahrradzubehör“, sagt Rixen. Die Ideen scheinen dem Solinger Unternehmen jedenfalls auch dabei nicht auszugehen.
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