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velobiz.de Magazin Ausgabe 4/13
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Prolog - velobiz.de Magazin 4-13

Willkommen im Dschungel

Eines Tages werden wir unseren Enkeln vielleicht Geschichten von der Zeit erzählen, als das Fahrrad noch keine natürlichen Feinde hatte. Jeder mochte die Fahrradbranche. Sie war sympathisch – und harmlos. Wer mit Mobilität Geld verdiente, musste den Radverkehr nicht wirklich fürchten. Doch die Zeiten ändern sich.

Wenn immer mehr Menschen anfangen, im Alltag Fahrrad zu fahren, wird vielerorts der öffentliche Raum knapp. Radfahrer beanspruchen mehr Platz für ihre Radwege und Abstellanlagen, häufig zu Lasten der motorisierten Verkehrsteilnehmer. Die Fahrradbranche ist sogar zum Vorreiter und Wegbereiter in Sachen E-Mobilität geworden und zeigt damit der milliardenschweren Automobilindustrie eine lange Nase. Dort herrscht unterdessen die konkrete Sorge, dass Automarken in absehbarer Zeit nicht mehr in den Innenstädten wahrnehmbar sein werden. Das erklärt auch das Interesse der Autohersteller an Fahrrädern und insbesondere an E-Bikes.
Das Fahrrad ist zudem zum Medienphänomen geworden. Und es gehört nunmal zum Funktionsprinzip der Medienlandschaft, Stars erst auf ein Podest zu heben, um sie dann mit möglichst viel Spektakel wieder runterzuschubsen. Seit dem Sommer 2013 weiß jedenfalls die gesamte Fahrradbranche, wie sich ein medialer Shitstorm anfühlt.
Der Gegenwind für die Fahrradbranche hat zusammen mit dem verkorksten Wetter im Frühjahr deutliche Spuren im Markt hinterlassen. Marktbeobachter schätzen, dass wir dieses Jahr mit einem Minus von bis zu 20 % beim Fahrradabsatz beenden werden. Der Umsatz wird wohl dank weiterhin steigenden E-Bike-Anteils relativ stabil bleiben, aber die Anfang des Jahrs noch sehr optimistischen Prognosen für den E-Bike-Absatz wurden vielerorts schon deutlich nach unten korrigiert.
Das ist also durchaus eine außergewöhnliche Ausgangssituation, mit der sich die Fahrradbranche in den nächsten Tagen auf den Weg nach Friedrichshafen zur Eurobike macht. Dabei war die Messe wahrscheinlich nie wertvoller als heute: Der Glitter und Glamour auf der Eurobike werden uns einmal mehr daran erinnern, dass wir immer noch in einer der besten Branchen der Welt tätig sind. Und es gibt auf der Eurobike viele spannende Entwicklungen zu entdecken, die 2014 neue Absatzimpulse in die Läden bringen werden.
2013 wird uns dann vielleicht als das Jahr in Erinnerung bleiben, in dem das Fahrrad von anderen Wirtschaftsmächten erstmals als natürlicher Feind wahrgenommen wurde. Darauf könnten wir dann durchaus ein bisschen stolz sein.

17. August 2013 von Markus Fritsch
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