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Populär auch ohne E
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Velobiz.de Magazin 2-18 Thema Unplugged

Populär auch ohne E

Letzten September stand ich nach sechs Tagen im Sattel, 400 Kilometern und 5600 Höhenmetern am Ufer des Gardasees. Es war natürlich ein toller Moment, nach meinem ersten Alpencross am Ziel anzukommen. Doch etwas fehlte. Nämlich das Gefühl, eine besondere sportliche Leistung erbracht zu haben, der Stolz, die Alpen ganz aus eigener Kraft bezwungen zu haben. Freunde und Bekannte klopften mir per Whatsapp auf die Schulter, doch ich fühlte mich dabei mit meinem E-Mountainbike ein wenig wie ein gedopter Radsportler, der gerade im gelben Trikot über die Champs-Élysées geradelt ist.

Nicht, dass der Eindruck entsteht, ich hätte die Tour mit dem E-Mountainbike nicht genossen. Ganz im Gegenteil: Mit der Motorunterstützung war der Alpencross ein großes Vergnügen, bei dem ich es bergab krachen lassen konnte, ohne mich zuvor bergauf vollkommen zu verausgaben. Ich will diese Erfahrung keineswegs missen, aber mit einem Bike ohne E hätte der Alpencross in meinen Erinnerungen wahrscheinlich einen noch größeren Stellenwert eingenommen.
E-Bikes stehen ohne Zweifel auf einer Stufe mit anderen epochalen Innovationen wie dem Luftreifen oder der Gangschaltung. Doch auch ohne Elektromotor ist das Fahrrad unverändert ein ziemlich geniales Fortbewegungsmittel und Sportgerät. Innerhalb der Branche neigen wir dazu, das manchmal zu vergessen.
Unsere Kunden ticken da anders. Die kaufen immer noch zum überwiegenden Teil Fahrräder ohne E in der Modellbezeichung. Und selbst die größten E-Bike-Enthusiasten zweifeln nicht daran, dass das Mehrheitsverhältnis von Fahrrad zu E-Bike bei den mengenmäßigen Marktanteilen so schnell nicht umschlagen wird.
Die Gründe, warum die meisten Kunden einem Fahrrad ohne Elektroantrieb weiterhin den Vorzug geben, sind mannigfaltig. Da spielen sicherlich Preis und Gewicht eine große Rolle, aber oft auch eher subjektive Auslöser. Das Fahrrad ist als Produkt den meisten Menschen grundsympathisch. Mit E-Motor wird ihm mitunter nicht dieselbe Sympathie entgegen gebracht.
Das sollten wir als Marktteilnehmer nicht vergessen, wenn wir unsere Strategien planen und Ressourcen verteilen. Mit dem Fahrrad ohne E handeln wir unverändert mit einem Produkt, das große Popularität genießt. Es wäre nicht nur überheblich, sondern auch kurzsichtig, wenn wir als Fahrradbranche künftig alles nur noch auf die E-Karte setzen.

16. April 2018 von Markus Fritsch
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