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Ulrich Lippmann
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Technik - Die häufigsten Fragen an Bosch

Wie… Was… Wann...?

(velobiz.de Magazin, Ausgabe 1/12) Rund 3500 Personen aus dem Fahrradhandel hat das Team um Ulrich Lippmann, Schulungsleiter der E-Bike-Sparte von Bosch, im vergangenen Jahr geschult. Dabei gab es kaum eine Frage, die von den teilnehmenden Fahrradhändlern nicht gestellt wurde. Wir haben Ulrich Lippmann nach den zwölf häufigsten Fragen und den Antworten darauf gefragt.

Wie überwintert man eine E-Bike-Batterie?

Die Batterie sollte zum Überwintern bei 15 bis 20 Grad Raumtemperatur gelagert werden und zu 50 bis 60 % geladen sein. In diesem Ladezustand ist das Lithium in einem ausgewogenen Verhältnis in beiden Elektroden der Batterie eingelagert. Bei 100 % Ladezustand oder völliger Entladung ist der Stress für die Batterie hingegen am höchsten.

Welche Lebensdauer kann man von einer E-Bike-Batterie erwarten?

Die bei Simulationen geprüfte Lebensdauer unserer Batterien liegt bei über 1000 Ladezyklen. Wenn wir pro Ladezyklus 70 bis 80 Kilometer Strecke annehmen, dann wären dies bis zu 80.000 Kilometer Gesamtleistung. Wobei wir als Ladezyklen die Summierung aller Teilladungen rechnen. Zwei Ladungen zu 50 % entsprechen demnach beispielsweise einem Ladezyklus.

Wann bringt Bosch einen Akku mit größerer Kapazität?

Wir haben bei der Entwicklung unseres Antriebs nicht die Tankgröße als Maßstab genommen, sondern die Reichweite verbunden mit einer schnellen Akkuladung. Zudem sollte ein E-Bike mit Bosch-Antrieb trotz guter Reichweite möglichst fahrradähnlich bleiben, also mit geringem Gewicht, tiefem Schwerpunkt und kurzem Radstand. Diese Aufgabe konnten wir durch unsere Erfahrungen bei Elektroantrieben mit einem sehr effizienten System statt mit einem Oversize-Akku lösen.

Wie wird die Anzeige der Restreichweite berechnet?

Die Reichweite wird auf Grundlage der Fahrweise und –strecke auf den zurückliegenden Kilometern berechnet. Wenn zum Beispiel zuvor ein steiler Anstieg bewältigt wurde, wird das System danach in der Ebene zunächst eine relativ geringe Reichweite anzeigen. Sobald dann der geringere Energieverbrauch vom System registriert wird, verlängert sich wieder die angezeigte Restreichweite.

Was kostet ein Kilometer mit dem E-Bike?

Wenn man einen vergleichsweise teuren Öko-Stromtarif von 25 ct je kWh und einen gewissen Energieverlust beim Laden zu Grunde legt, kommt man auf Energiekosten von rund 0,1 ct pro Kilometer. Eine vollständige Akkuladung schlägt ungefähr mit 9 ct zu Buche.

Kann ein herkömmlicher Pedelec-Antrieb zum Speed-Pedelec aufgerüstet werden?

Nein, das geht nicht. Entsprechende Manipulationsmöglichkeiten sind auch zumindest bei den Bosch-Antrieben ausgeschlossen. Pedelecs mit 25 km/h Höchstgeschwindigkeit bewegen sich technisch innerhalb bestimmter Rahmenbedingungen, die es ermöglichen, dass diese Gefährte rechtlich vollständig wie Fahrräder betrachtet werden. Das S-Pedelec hingegen mit einer Abregelgrenze von 45 km/h ist ein zulassungspflichtiges Kraftfahrzeug. Und man kann ein Fahrrad nicht einfach in ein zulassungspflichtiges Kraftfahrzeug umwandeln. In diesem Jahr werden voraussichtlich nur knapp zehn Fahrradhersteller eine Zulassung für ein S-Pedelec vom Kraftfahrtbundesamt erhalten. Das ist ein aufwändiger Prozess, der von Einzelpersonen nicht darstellbar ist. Ein S-Pedelec unterliegt dann auch den entsprechenden Pflichten für Kraftfahrzeuge, darf also nur auf der Straße und nicht auf Rad- oder Waldwegen bewegt werden.

Können Getriebenaben mit einem Bosch-Antrieb kombiniert werden?

Wir haben für Schaltnaben eine spezielle Software. Diese Applikation berücksichtigt die maximalen Momente, die eine Nabe langfristig ohne Schaden aushalten kann, und die notwendigen Schaltpausen, in denen das Unterstützungsmoment des Antriebs stärker abgesenkt wird.

Wie gehe ich als Händler mit beschädigten Batterien um?

Die Beantwortung dieser Frage ist sehr schwierig, weil sie rechtlich vom Gesetzgeber noch nicht eindeutig geklärt ist. Ein beschädigter Akku ist Gefahrgut. Die Vorschriften zur Beförderung von Gefahrgut sind in der sogenannten ADR-Richtlinie festgeschrieben. In der ADR gibt es aber gegenwärtig noch keine Regelung für beschädigte Akkus. Somit ist deren gewerblicher Transport auch nicht gestattet. Ein beschädigter Akku darf auch keinesfalls einfach mit einem Paketdienst verschickt werden.
Für den Handel ist diese Situation natürlich sehr unbefriedigend, da er einen Kunden mit einem beschädigten Akkus nicht einfach abweisen kann. Jeder Laden der E-Bikes im Programm hat, ist auch verpflichtet, Akkus zum Recycling zurück zu nehmen. Wenn der Kunde in den Laden kommt und einen rauchenden Akku auf die Ladentheke stellt, dann hat der Händler den Schwarzen Peter. Deswegen empfehlen wir, dass jeder E-Bike-Händler eine metallene mit Sand gefüllte Kiste im Freien bereithält. In solchen Kisten können dubiose Akkus ohne Gefahr für die Umgebung vorübergehend gelagert werden. Beschädigte Akkus sollten auf keinen Fall in einem Gebäude aufbewahrt werden, denn die Gase, die sich bei einem eventuellen Brand entwickeln können, sind hochgiftig.

Was muss beim Betrieb eines E-Bikes im Winter beachtet werden?

Bei Temperaturen unter 10 Grad sollte die Batterie bei Nichtbenutzung im Warmen aufbewahrt werden, da Kälte die Entladung der Akkuzellen drastisch beschleunigt. Im Betrieb erwärmt sich die Batterie von selbst, so dass die Benutzung auch bei deutlich niedrigeren Temperaturen uneingeschränkt möglich ist.

Wie stark ist der Verschleiß der Kette bei einem E-Bike-Antrieb?

Dies hängt natürlich sehr stark von der Qualität der verwendeten Komponenten und deren Pflege ab. Nach unseren Erfahrungen liegt die typische Laufleistung einer Schaltkette an einem E-Bike um 3500 km.

Wie häufig muss ein E-Bike-System gewartet werden?

Das ist von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. Wir können hier nur für das Bosch-System sprechen, das mit Ausnahme der Pflege der elektrischen Kontakte keine routinemäßigen Arbeiten erfordert. Das mechanische Innenleben des Antriebs ist auf die Lebensdauer des Fahrrads ausgelegt. Ein Antriebssystem von Bosch darf auch nicht geöffnet werden, da dadurch dessen Dichtung beschädigt und der Drehmomentsensor sehr wahrscheinlich dekalibriert wird. Durch das Öffnen des Antriebsgehäuses erlischt deshalb auch die Gewährleistung.

Was ist beim Transport auf oder hinter dem Auto zu beachten?

Beim Transport eines E-Bikes auf einem Heckträger aber auch auf dem Autodach entstehen durch Verwirbelungen sehr hohe Wassergeschwindigkeiten. Der Wasserdruck, der dabei auf Komponenten einwirkt, ist höher als bei einem Dampfstrahler. Wir empfehlen deshalb, die elektrischen Komponenten beim Transport auf oder hinter dem Auto schützend abzudecken.

9. Februar 2012 von Markus Fritsch

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