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Meinungen - E-Bike-Boom

Immer mehr Energie fließt ins E-Bike

Für das Modelljahr 2013 ist offenbar wieder ein Großteil der Entwicklungsenergie vieler Fahrradhersteller in den motorisierten Bereich geflossen. Ist diese starke Fokussierung auf E-Bikes gerechtfertigt? Werden dadurch ­andere wichtige Segmente und Entwicklungen zu sehr vernachlässigt?

PRO: Heiko Müller, Geschäftsführer Riese und Müller

Das Ziel von Riese und Müller ist es, Alltagsmobilität zu gewährleisten und unseren Kunden Spaß beim Radfahren zu bieten. Wir sind davon überzeugt, dass ein Fahrrad genau dann auch benutzt wird, wenn die Fahrerin oder der Fahrer Lust aufs Fahren haben. E-Bikes sind das perfekte Produkt, um im Alltag unterwegs zu sein. Zahlreiche Anwendungsmöglichkeiten sind schon an vielen Stellen aufgelistet worden.
Wir sehen im E-Bike die Zukunft des Fahrrades. Im Alltagsbereich wird das E-Bike das herkömmliche Fahrrad mittelfristig ablösen, besonders im hochwertigen Premiumbereich. Da wir uns in genau diesem Segment engagieren, ist es nur folgerichtig, einen Großteil unserer Entwicklungsenergie genau hier zu fokussieren. Wir haben eine klare Zukunftsstrategie: Wir wollen in Europa Marktführer im Bereich der Premium-E-Bikes werden.
Die Basis dafür sind entsprechende Produkte, die unsere Technologieführerschaft unterstreichen. In diesem Jahr haben wir intensiv an den Themen »Urbane Mobilität« und »Transport« gearbeitet. Entstanden sind neue, spannende Produkte, die an unsere Hybrid-Offensive des vergangenen ­Jahres logisch und sinnvoll anknüpfen.
Jetzt ist die Zeit, sich als Hersteller zu positionieren, sowohl gegenüber dem Fachhandel, auf den wir auch in Zukunft zu 100 Prozent setzen, als auch gegenüber den Endkunden. Wer wie wir daran glaubt, dass dem E-Bike die Zukunft gilt, muss jetzt Gas geben: Bei der Entwicklung von spannenden Produkten und bei der Positionierung seiner Marke. Wir jedenfalls freuen uns auf die elektrische Zukunft!

CONTRA: Andreas Lübeck, Lübeck & Blume Unternehmensberatung

Die enorme Medienwirksamkeit des E-Bikes bietet sicherlich große Chancen, den Stellenwert des Fahrradfahrens und der gesamten Branche bei der Bevölkerung und vor allem auch in der Politik deutlich zu erhöhen. Die inzwischen einseitige Fokussierung großer Teile der Branche auf das E-Bike birgt aber durchaus auch erhebliche Gefahren:

  • Die höhere Wertschöpfung der deutlich teureren E-Bikes macht die Fahrradbranche auch für Großkonzerne interessant, die mit ihrer Innovations-, Finanz- und Marketingmacht die Vertriebswege in ihrem Stil verändern werden. Die damit einhergehenden Mengenanforderungen werden insbesondere kleinere Hersteller und Händler überfordern.
  • Der rasante Innovationschub bei den Antrieben und den Akkus führt zu einem frühen Wertverfall bei den Fertigprodukten, wie wir ihn bisher vor allem von der Unterhaltungselektronik, von Digitalkameras, von ­Notebooks etc. kennen.
  • Durch den aktuellen Trend, jede Fahrradgattung auch mit Elektroantrieb zu bauen, erhöhen sich die Warenbestände zum Teil dramatisch. Das Missverhältnis von Umsatz, Warenbestand und Gewinn, ohnehin schon seit vielen Jahren ein zentrales Problem der ­Branche, verschärft sich zusehends.
  • Die derzeitige »mediale Zugkraft« der Elektroräder führt dazu, dass viele branchenfremde Vertriebswege hinzukommen, die zum Teil schon einen besseren Zugang zu lukrativen Zielgruppen haben oder aber das sogenannte »hard selling« besser beherrschen.
    Die ersten Auswirkungen der oben genannten Gefahren sind schon heute deutlich zu erkennen. Unsere ­traditionellen Hersteller und Händler würden gut daran tun, ihre eigentliche Kernkompetenz rund um das »reine« Fahrrad weiter auszubauen. Innovationen in Richtung Alltagstauglichkeit und (sinnvollem) Leichtbau sollten auf gar keinen Fall vernachlässigt werden.
    Auf jeden Fall aber wird eine deutliche Professiona­lisierung bei allen Beteiligten dringend geboten sein. Überschaubare Modellzyklen, wirklich ausgereifte ­Produkte, verlässliche Lieferzeiten, faire Reklamationsabwicklung, erstklassiger Werkstattservice und vor allem viel Kundennähe werden neben den notwendigen betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen die wichtigsten Faktoren sein.
9. August 2012 von Jürgen Wetzstein

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