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Karsten Hürter (links) und Peter Hürter führen das Geschäft in dritter Generation.
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Feierte 100-jähriges Bestehen: XXL Hürter in Münster

Mit weitreichenden Entscheidungen erfolgreich bleiben

Fahrrad XXL Hürter gehört zu den familiengeführten Geschäften – und mit seinen knapp 2.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche zu den großen Fachhändlern. Um 100 Jahre bestehen zu können, erklärte Co-Geschäftsführer Peter Hürter kürzlich bei der offiziellen 100-Jahr-Feier vor geladenen Gästen, braucht es immer wieder Entscheidungen, die

Karsten Hürter (links) und Peter Hürter führen das Geschäft in dritter Generation.Standort auf der grünen Wiese - XXL Hürter in MünsterFeierstunde in MünsterBewegte Geschichte eines Zweiradgeschäfts

einiges an Mut und Einsatzwillen erfordern. Beides war wohl durch die Generationen hindurch vorhanden. Das spiegelt sich schon in der frühen Geschichte: Großvater Fritz gründete 1917 in Münster das Fachgeschäft Hürter – Zweiräder, Nähmaschinen, Haushaltsgeräte und Telefone gab es in der Hammer Straße. Wie ein Großteil der Innenstadt wurde das gut laufende Geschäft allerdings im Zweiten Weltkrieg zerstört. Zusammen mit der Mutter übernahm Sohn Horst den Wiederaufbau. 1950 stand ein neuer Laden an der alten Stelle. Zehn Jahre später wurde er um ein Nachbargebäude erweitert. Aus dem reinen Fahrradladen, der nach dem Krieg entstanden war, wurde ein Zweiradgeschäft mit Rädern und Motorrädern. Das Geschäft florierte, der Vater der heutigen Geschäftsführer Karsten und Peter Hürter nahm Yamaha und Honda ins Programm, anschließend Moto Guzzi. Der Motorrad-Boom verlangte 1974 nach einen weiteren Standort in Münster für Service und Lager. Wieder eine Entscheidung, die sich lohnen sollte.

Neuland auf der Grünen Wiese

Doch „eine der wichtigsten Entscheidungen, soweit ich sie erlebt habe, war der Umzug auf den heutigen Standort“, erklärte Peter Hürter auf der Jubiläumsfeier. Verständlich: Der 1978 in Angriff genommene und 1980 fertig gestellte Bau war eine riesige Investition und ein großes Risiko – er sollte schließlich auf der „grünen Wiese“ entstehen: kilometerweit vom Zentrum entfernt. Neuland für den Unternehmer und damals praktisch einzigartig in der Branche. Das mit 3.500 Quadratmetern größte Fahrradfachgeschäft der Bundesrepublik.

„Das fanden die meisten Branchenkollegen sehr mutig“, so Hürter. Das Projekt hatte Erfolg – und viele gute Seiten: Etwa viel Platz für eine neue Art der Präsentation, auch wenn die Hälfte davon für die Motorräder reserviert war, viele Parkplätze.

Mit Peter und Karsten Hürter stieg schließlich die dritte Generation ins Geschäft ein; Peter in den Verkauf, Karsten übernahm nach der Meisterprüfung als Zweiradmechaniker die Werkstatt.
Und umgehend war wieder eine Entscheidung mit weitreichenden Konsequenzen zu fällen. Der Fahrradhandel boomte, der Motorradmarkt war leicht rückläufig. Sollte man das Geschäft mit den nicht mehr ganz so heißen Öfen auslagern und dadurch Platz fürs Fahrrad schaffen?
Die Hürter-Brüder entschieden sich schließlich dafür, den Motorradbereich aufzugeben, wozu wohl auch die Geschäftskonditionen des Herstellers BMW beitrugen. Die Marke hatte man zwischenzeitlich ins Programm genommen.

Mit dem Wegfall der Motorräder gab es 2.000 Quadratmeter Geschäftsfläche alleine fürs Fahrrad – eine bis dato kaum erreichte Größe. Die Gründung der XXL-Gruppe 2006, heute aus 15 Zweirad-Familienbetrieben bestehend, definierte den weiteren Karriereverlauf der Karriere des Fachgeschäfts deutlich mit. Beispielsweise durch Eigenmarken wie Carver und Dancelli.

Heute arbeiten bei XXL Hürter 50 Mitarbeiter – auch deren Bedeutung für den Erfolg wurde während des Abends von verschiedener Seite immer wieder erwähnt, und auch die Energie, die in ihre Aus- und Weiterbildung gesteckt wird.
Wie fest ein hundertjähriges Unternehmen mit seinem Standort verwurzelt ist, zeigten auch die offiziellen Gratulanten am Abend der Feier: Stellvertreter der Stadt Münster, von der IHK und von ortsansässigen Banken wechselten am Rednerpult im Verkaufsbereich des Geschäfts, anmoderiert von der Radiosprecherin Eva Tanski.

Neben den Glückwünschen bemühte man sich auch um kurze, informative Beiträge am Pult – sei es mit ADFC-Mitgliedern oder Leuten aus der Stadtplanung in Münster, die die vor den etwa 150 Gästen interessantes über die Verkehrslage der deutschen Fahrradhochburg berichteten. Insgesamt sicher ein Event, das nicht nur den Jubilar ehrte, sondern auch den Einbezug von vielen (Standort-)Faktoren in die Dynamik der Erfolgsgeschichte immer wieder betonte.

27. März 2017 von Georg Bleicher

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