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Reto Aeschbacher, Bernhard Lange, Moderator Bernd-Uwe Gutknecht, Siegfried Neuberger, Thomas Kunz (von links)
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Wirtschaftspressekonferenz in Friedrichshafen

Branche blickt nach leichtem Dämpfer weiter zuversichtlich in die Zukunft

Die Fahrradbranche sah sich in der laufenden Saison mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert: Der schwache Euro belastete die Erträge der Industrie, das schlechte Wetter machte vielen Händlern ab April einen Strich durch die Rechnung. Trotzdem fiel die Bilanz der Verbände ZIV und VDZ sowie der Unternehmen der Fahrradindustrie, die auf dem Wirtschaftsgespräch zum Auftakt der Eurobike durch Bernhard Lange (Paul Lange) sowie Reto Aeschbacher (Scott) repräsentiert wurden, für die laufende Saison durchaus optimistisch aus. Ihre Prognosen klangen dabei beinahe euphorisch.

Im lockeren Gespräch mit Sportmoderator Bernd-Uwe Gutknecht waren die Protagonisten des Wirtschaftsgespräch – neben den Industrievertretern waren dies Thomas Kunz (VDZ) und Siegfried Neuberger (ZIV) – bemüht, gute Stimmung zu verbreiten.
Dabei gaben die Zahlen, die zunächst Siegfried Neuberger zur laufenden Saison 2012 präsentierte, nicht unbedingt den Anlass, die Sektkorken knallen zu lassen: Im ersten Halbjahr sank die Zahl der Räder, die an den Handel ausgeliefert wurden um 2,1 % auf 2,93 Millionen Stück. Und auch die Zahl der Fahrräder und E-Bikes, die in Deutschland produziert wurden, ist leicht zurückgegangen auf rund 1,7 Mio. Stück. Die Zahl der nach Deutschland importierten Räder ist um 0,84 % auf knapp 1,95 Millionen Einheiten gestiegen. Die wichtigsten Importländer waren neben Kambodscha (14 %), Polen (10 %), Taiwan (9 %) und Litauen (9 %). Im Vergleich zum Vorjahr ist die Zahl der aus Deutschland exportierten Zahlen gestiegen und zwar um 6 % auf ca. 708.000 Stück. Wichtigste Abnehmerländer waren die Niederlande (16 %), Frankreich (14 %), Österreich (11 %) und Polen (9 %).
Wichtiges Thema der Wirtschaftspressekonferenz waren natürlich E-Bikes: Hier vermeldete Neuberger, dass nach 310.000 verkauften Elektrofahrrädern im Jahr 2011 in diesem Jahr die 400.000-Stück-Marke geknackt werden kann.

Fachhandel bei plus/minus Null

Der Fahrradfachhandel hatte im ersten Halbjahr 2012 nach gutem Saisonbeginn mit schlechtem Wetter und einbrechenden Verkäufen ab April zu kämpfen. Wie Thomas Kunz vom VDZ berichtete, seien jedoch die Sommermonate besser gelaufen, so dass man bis zum Jahresende mit einem ausgeglichenen Ergebnis rechne.
Rückblickend auf 2011 stellte Kunz fest, dass der Fachhandel einen Umsatzzuwachs von 8 % erzielt habe, was auf einen auf 78 % gesteigerten Anteil am Fahrradumsatz und mit 500 EUR höheren Durchschnittspreisen zu erklären waren. Insbesondere hochpreisige E-Bikes hätten dafür gesorgt, so Kunz. Jedoch nannte Kunz auch die Kehrseite der Medaille, die insbesondere für kleinere Handelsunternehmen immer deutlicher werde. Diese könnten aufgrund der hohen Kapitalbindung und des zusätzlichen Platzbedarfs am E-Bike-Boom nicht partizipieren. Vielmehr stelle man einen verstärkten Trend fest, dass größere Filialunternehmen (auch aus dem Ausland) weiter expandieren. Auch im Familien-geführten Fachhandel sei eine Tendenz zu größeren Einheiten festzustellen, während kleinere Unternehmen Marktanteile verlieren.

Unbestritten ist aber die Tatsache bei allen Branchenvertretern, dass das Fahrrad weiterhin alle Trümpfe in der Hand hält. Das Fahrrad liege genau an den Schnittstellen von Megatrends wie Gesundheit, Umwelt, Nachhaltigkeit und Mobilität – was bei der Politik offenbar noch nicht so ankommen ist. Bernhard Lange vermisste diesbezüglich, dass bei der Eröffnung wichtige Persönlichkeiten, wie z.B. der Verkehrsminister anwesend sind. Gleichzeitig wurde bemängelt, dass die finanzielle Ausstattung, wenn es um Radverkehrsförderung geht, noch in keinem Verhältnis zur Bedeutung der Fahrradmobilität stünde.

Optimistische Prognosen

Bange vor der Zukunft des Fahrradthemas war niemand aus der Gesprächsrunde während des Wirtschaftsgesprächs: Zumal auch die junge Generation durch die Innovationskraft der Branche auch künftig fürs Radfahren zu begeistern sein sollte, wie Scott-Mann Reto Aeschbacher ausblickend sagte. Integration von modernen Technologien wie GPS oder andere elektronischen Anwendungen am Fahrrad, sorgen dafür, dass das Fahrrad auch für die jüngere Generation nicht an Reiz verliert.

28. August 2012 von Jürgen Wetzstein

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