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Namensartikel in Wirtschaftszeitung

„Straßenkampf“: ZEG-Chef Honkomp findet deutliche Worte

Auf der Eurobike hatte VSF-Geschäftsführer Albert Herresthal in einem Vortrag zur Lobbyarbeit in der Fahrradbranche einigen Marktteilnehmern „apolitisches“ Verhalten vorgeworfen. Zu den Zieladressen dieser Kritik zählte auch die ZEG. Aus der Zentrale in Köln wird jetzt ein Gegenbeweis angetreten: Erst am 25. August war in der Wirtschaftszeitung EURO am Sonntag (Auflage über 77.000) ein Namensartikel von Georg Honkomp erschienen, in dem der ZEG-Vorstandsvorsitzende deutlich macht,

was er davon hält, dass in den Medien immer häufiger ein „Straßenkampf“ zwischen den Verkehrsteilnehmern heraufbeschworen wird. Dabei findet er auch deutliche Worte an die Politik, von der er mehr „gesunden Menschenverstand“ erwartet.

Die ZEG hat velobiz.de den Namensartikel von Georg Honkomp zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:

"In Deutschland herrscht Straßenkampf – nicht nur in Kino und Fernsehen. Nein, ganz real in den deutschen Städten und es wird täglich schlimmer, wenn man den deutschen Medien glaubt. Hier eine Kostprobe aus der deutschen Hauptstadt, Titelseite, Schlagzeile: Videojagd auf KAMPFRADLER. Jetzt geht es also los gegen die Radler oder hat die Vernunft doch noch eine Chance?
Fakt ist: Millionen deutsche Autofahrer verhalten sich fortwährend vernünftig und verkehrsgerecht. Dasselbe gilt für Millionen von Radfahrern. Das ist eine satte Mehrheit im Verkehr Deutschlands. Krieg geführt wird jeweils nur von einer winzigen Minderheit. Alle Verkehrsteilnehmer in Geißelhaft zu nehmen, wäre genauso töricht wie die Behauptung, die meisten Deutschen seien ständig betrunken, rauchten sich zu Tode und seien lottospielsüchtig. Statt sachlicher Diskussionen sind leider immer mehr Emotionen im Spiel. Da wird die falsche Alternative, Auto oder Fahrrad, in den Vordergrund gestellt. Einige Ideologen profitieren davon politisch. Das ist natürlich unvernünftig, schädlich und ziemlich dumm. Aber am lautesten sind die Autohasser und die Radbeschimpfer. Die Zeit ist aber in Wirklichkeit längst über solche Klischees hinweggegangen.
Wir von der ZEG, der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft mit über 1000 Fahrradhändlern, wissen wovon wir sprechen. Im letzten Jahr haben wir fast eine Milliarde Euro umgesetzt. Mit einer beachtlichen Zuwachsrate von 14,9 %. Unser PEGASUS-Rad ist die erfolgreichste Marke in Deutschland. Und jetzt schwimmen wir auf der Welle des Erfolges mit den E-Bikes. Wir wissen: Zig Millionen lieben ihr Rad, nutzen es nach Lust und Laune. Und gesund ist es auch noch! Essen, Trinken, Radfahren – das ist das neue Trio im Lebensgefühl des modernen Menschen. Der braucht keinen Krieg auf der Straße, der will einfach nur Vernunft im Verkehr zum Nutzen und Schutz aller. Wir meinen, die Devise kann nur lauten: Interessensausgleich! Gemeinsam vernünftig! Aber warum muss man das Normale überhaupt betonen? Mit dem Gegensatz von Autofahrer und Radfahrer scheinen sich billige Erfolge beim Wahlvolk erreichen zu lassen. Die Politik sollte aber verstehen, dass dieser Erfolg nicht halten wird. Wir brauchen einen großen umfassenden Dialog über die neuen Fakten im Verkehr. Wenn nötig brauchen wir sogar einen großen umfassenden Interessensverband, in dem die Positionen harmonisiert werden statt sie gegeneinander auszuspielen. Nochmals das Beispiel E-Bike. Dieses tolle Fortbewegungsmittel, das sein Rentnerimage längst abgestreift hat, ist die Revolution auf unseren Straßen: auf dem Weg zur Arbeit, für Kuriere und demnächst für kleinere und mittlere Lasten. Es beginnt ein neues Straßenleben und geregelt muss es werden von der Vernunft!
Vor die allgemeine Vernunft haben die Götter allerdings noch den gesunden Menschenverstand der Politik gesetzt, viel mehr den Mangel daran. Wenn man in den letzten Wochen lesen musste, wie von maßgeblichen Herren auf unsere Radfahrer eingeprügelt wurde, dann biegen sich die Speichen. Das mag beim Bundesverkehrsminister noch angehen, der meint sicher, er müsste an die nächste Wahl denken. Aber auch ihm sei nahegelegt, erst den Dialog zu pflegen und nicht immer neue Verbote und Verordnungen unter die Leute zu bringen. Mal sehen, ob er sich wenigstens beim mächtigen WDR durchsetzt, bei dem er ein Wiederaufleben der berühmten Verkehrsserie „Der 7. Sinn“ angeregt hat. Viel Erfolg, Herr Minister!
Das können wir leider dem Vorsitzenden der Gewerkschaft der Polizei (GdP) nicht wünschen, wenn er über die Gefahren von E-Bikes schwadroniert. Er macht ganz in Panik und warnt schon mal vor allen E-Bikern, die mit 40 Stunden-Kilometer und mehr durch die Stadt rasen. Dabei könnte er sich ganz schnell sachkundig machen: Mehr als 95 Prozent der E-Bikes sind auf diese Geschwindigkeiten überhaupt nicht ausgelegt, ihnen geht rein technisch bei 25 km/h die Puste aus. Entspannen Sie sich, Herr Vorsitzender!“

4. September 2012 von Jürgen Wetzstein

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