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Blick in die neue Halle bei HP Velotechnik
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Liegeradspezialist stockt auf

HP Velotechnik: Neues Heim, neue Perspektiven

Ende Januar hat HP Velotechnik in Kriftel eine neue Produktionshalle bezogen. Umzug ist immer auch Einschnitt: Strategien werden überdacht und vielleicht korrigiert, eingeschlagene Wege kontrolliert, interne Strukturen neu gegliedert. Velobiz.de war vor Ort und sprach beim Besuch in Kriftel über

Blick in die neue Halle bei HP VelotechnikPaul Hollants und Daniel PulvermüllerBlick in die neue Halle bei HP VelotechnikBlick in die neue Halle bei HP Velotechnik

eine neue Liegerad-Klientel, über die allgemeine Ausrichtung des Unternehmens und Professionalisierung in allen Bereichen.

Der neue Standort in der Krifteler Kapellenstraße, wo im Frühjahr auch 20-jähriges Bestehen mit einem Tag der offenen Tür gefeiert wurde, bietet gegenüber der alten Produktionshalle zweimal so viel Platz, gut 2.000 Quadratmeter. Großzügige Raumverhältnisse bemerkt man schon in der Montage- und Lagerhalle: An den Arbeitsplätzen gibt’s viel Bewegungsfreiheit, die Regalhöhe ist vorerst auf vier Meter Höhe beschränkt – „wenn es nötig ist, können wir noch zwei Meter aufstocken“, so Pressesprecher Alexander Kraft. Und Mit-Geschäftsführer Paul Hollants bekam sogar ein eigenes Fotostudio im Betrieb. Der Pausenraum mit der Küchenzeile über die ganze Wandfläche und seinen stilvollen, aber gemütlichen Bankreihen könnte so auch fast bei Manufaktum stehen.

Der zweistöckige Verwaltungsbereich nimmt etwa ein Fünftel der Gesamtfläche ein. 30 Mitarbeiter zählt das Unternehmen, davon vier Azubis, die zum Zweiradmechaniker, Fachrichtung Fahrrad, ausgebildet werden. „Wir bauen heute etwa 1.700 Räder im Jahr“, so Kraft. Davon haben mittlerweile gut 25 Prozent elektrische Unterstützung. Dass bei leicht rückläufigen Einspurer-Zahlen die Trikes die Verkaufszahlen mittlerweile deutlich anführen, beeinflusst natürlich den Platzbedarf: Dreiräder brauchen mehr davon. Außerdem sind auch einzelne Sparten der Produktion vergrößert worden: „Wegen des hohen Individualisierungsgrads ist schon die Vormontage deutlich gewachsen“, so Hollants. Trotzdem bietet die neue Halle für die nächste Zukunft noch Platz-Potenzial – was ja auch so sein soll.

Man wächst an seinen Ansprüchen

Was die technische Professionalität anbelangt, stachen die Krifteler, zusammen mit der zweiten großen deutschen Spezialradschmiede Hase Bikes, ohnehin schon seit Jahren heraus. „Doch wenn man wächst, muss das Unternehmen in allen Bereichen höhere Anforderungen erfüllen,“ erklärt Hollants. „Dann brauchst du einen Datenschutzbeauftragen, eine Buchhaltung auf höchst professionellem Niveau und Tausende Regelungen des Arbeitsschutzes müssen dann ganz konkret umgesetzt werden können.“ Und auch das braucht wieder eigene Strukturen – und Raum.

Die Kunden bekommen nur auf den ersten Blick davon nichts mit; auf lange Sicht wirkt sich auch das alles über das Produkt und die Markenausstrahlung sowie den Service auf die Kundenzufriedenheit aus. „Nicht zu vergessen die Händler“, wirft der Chef ein, „wir werden beim Zuverlässigkeitsranking des VSF schon lange sehr hoch bewertet und wollen wieder auf Platz eins.“ Wobei HP in diesem Jahr bereits auf Platz 3 landete.
Einen besonderen Posten nimmt in Punkto Aufwand auch die neue S-Pedelec-Variante des Scorpion ein. Da die schnellen Räder – im Gegensatz zu Pedelecs als Fahrrädern – eine Fahrzeugzulassung brauchen, werden sie vom TÜV einzeln abgenommen; ein enormer Aufwand.

Radler und die Liegerad-Hürde

Mehr Freiraum witterten die Liegeradspezialisten auch in Sachen Einsatzbereich. Sie überraschten Händler und Radfahrer zur Eurobike 2013 mit einer Offroad-Offensive ihres Trikes Scorpion. Das FS Enduro hat die bekannte, aufwendige McPherson-Fahrwekrstechnik und grobe Stollenbereifung. „Mit dieser Optik überwinden wir die Einstiegsbarriere für ein neues Klientel!“, so Hollants begeistert. „Statt drei Stunden über Sinn und Zweck des Liegerads zu diskutieren, setzten sich Mountainbiker, von den groben Pneus angefixt, spontan auf das Enduro und probierten aus. Dazu kommt: Du kannst mit einem Fahrwerk aus der Automobil-Entwicklung im Gelände Dinge machen, von denen du auf dem Zweirad nur träumen kannst. Und der Spaßfaktor ist – gerade beim Modell mit Unterstützung – riesig.“
Hat HP also jetzt eine zusätzliche Zielgruppe – Stichwort „Fun“ –entdeckt? Hollants schwächt ab. „Grundsätzlich glauben wir, dass im Dreirad-Sektor vor allem das komfortable und sichere Radfahren geschätzt wird. Auch im Reha- oder Reha-nahen Bereich sehen wir immer noch viel Potenzial. Aber wenn es dem Händler gelingt, die Leute dazu zu bringen, sich aufs Dreirad zu setzen und sie die andere Art de Radfahrens erleben, dürfte sich die mögliche Klientel um den Alltags- und Tourenradler herum noch deutlich erweitern.“ Psychologische Eisbrecher wie die Stollen sind also gefragt; auch die am jüngeren Publikum orientierten farbliche Optik des Enduro geht in Richtung Lifestyle- und Spaßgerät. Jedenfalls scheint es auch für neue Ideen in Kriftel viel Platz zu geben.

28. Oktober 2013 von Georg Bleicher

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