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Klaus Dittrich
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Münchner Messepläne für 2010

Messe-Chef Dittrich: "Auf dem Potenzial der Bike Expo werden wir weiter aufbauen"

Die Premiere der Bike Expo im vergangenen Juli war ein Erfolg, daran wollen zumindest Klaus Dittrich, Hauptgeschäftsführer der Messe München, und Bike-Expo-Projektleiter Markus Hefter im Interview mit velobiz.de keine Zweifel aufkommen lassen. Allerdings werden für die nächste Auflage im kommenden Jahr durchaus noch verschiedene Stellhebel neu justiert, um Schwachstellen zu beseitigen und die Bike Expo noch näher an den Bedürfnissen der Fahrradbranche auszurichten. So gibt es beispielsweise neue Pläne für den zweiten Fachbesuchertag und eine neue Platzierung auf dem Münchner Messegelände. Zudem konnten die Münchner einen namhaften Partner als ideellen Träger der Bike Expo gewinnen.

Klaus DittrichMarkus Hefter

{b}velobiz.de: Die Premiere der Bike Expo liegt inzwischen knapp ein halbes Jahr zurück. Wie schätzen Sie deren Erfolg heute mit etwas Abstand ein?{/b}

Klaus Dittrich: Auch aus einigem Abstand und nachdem wir nun mit einigen Ausstellern gesprochen haben, halten wir an der Einschätzung fest, dass dies ein guter Start war. Vor allem, wenn man berücksichtigt, dass wir gerade mal sechs Monate Zeit zur Vorbereitung hatten und in einem wirtschaftlichen Umfeld gestartet sind, das neue Veranstaltungen nicht gerade begünstigt. Auf Anhieb 200 Aussteller, 5000 Fachbesucher und 20.000 Endverbraucher gewinnen zu können, zeigt, welches Potenzial wir hier in München haben. Auf diesem Potenzial werden wir weiter aufbauen.

{b}velobiz.de: Wie belastbar ist dieser Erfolg angesichts der Tatsache, dass Fachbesucher und Publikum mit einigen Anreizen gelockt wurden, wie kostenlose Hotel-Übernachtungen für die Mitglieder der ZEG und kostenloser Eintritt für das Publikum? {/b}

Klaus Dittrich: Wenn wir eine neue Veranstaltung aufbauen, haben wir noch keine Besucherdaten zurückliegender Messen, auf die wir zurückgreifen können. Wir haben aber inzwischen über zwei Millionen Besucherdaten von anderen Messen, von denen wir gut 160.000 Kontakte für ein Cross-Selling-Konzept zur Bike Expo genutzt haben. Das heißt, wir haben beispielsweise regionale Besucher einer Electronica oder einer Expo Real mit Informationen zu unserer neuen Fahrradmesse angeschrieben. Wir haben darüber hinaus auch in der Radsport-Szene eine Empfehlungskampagne mit unserem neuen Kampagnentool Eloqua durchgeführt, die ebenfalls eine sehr gute Resonanz erzeugt hat. Uns ging es also nicht darum, die Eintrittskarten billig unters Volk zu bringen, sondern vor allem darum, attraktive Zielgruppen für die Premiere der Bike Expo zu gewinnen.

Markus Hefter: An dieser Stelle möchte ich aber noch mal klar stellen, dass mögliche Hotelübernachtungen für ZEG-Mitglieder nicht von uns, sondern von der ZEG getragen wurden. Zudem war der Eintritt nicht grundsätzlich kostenlos, sondern nur im Fall einer vorherigen Onlineregistrierung. Besucher, die vor Ort ein Ticket erworben haben, haben dieses auch gezahlt.

{b}velobiz.de: Wird der Eintritt für Verbraucher auch 2010 wieder kostenlos sein? {/b}

Markus Hefter: Wir haben uns im Moment diesbezüglich noch nicht entschieden. Bei einer Messe wie der Bike Expo müssen wir natürlich alle üblichen Dienstleistungen für Besucher anbieten. Und das verursacht keine geringen Kosten. Auf der anderen Seite sind die Kosten für die Infrastruktur, die im Fall einer Registrierung entstehen, auch nicht zu unterschätzen.

{b}velobiz.de: Irgendwann werden Sie mit der Bike Expo schließlich auch Gewinne erwirtschaften wollen…{/b}

Klaus Dittrich: Allerdings herrschen hier über die Rolle der Eintrittsgelder oft falsche Vorstellungen. Die Eintrittsgelder haben eher den Charakter einer Schutzgebühr; für das Gesamtergebnis spielen sie nur eine untergeordnete Rolle. Wichtiger ist, dass die richtigen Besucher auf einer Messe sind. Dann sind auch die Aussteller bereit, entsprechende Investitionen in eine Messeteilnahme zu tätigen.

Markus Hefter: Eines unserer Ziele für dieses Jahr lautete zum Beispiel, möglichst viele Personen während der Bike Expo auf ein E-Bike zu setzen. Und das ist uns definitiv gelungen.

"Am zweiten Fachbesuchertag mussten wir noch Lehrgeld zahlen."

{b}velobiz.de: Es ist sicher kein ungewöhnliches Vorgehen, bei einer neuen Messe viele unterschiedliche Aktivitäten und Schwerpunkte zu testen und im Nachhinein zu bewerten, was Zukunftspotenzial hat und was nicht. Was waren aus Ihrer Sicht die ausbaufähigen Komponenten der Bike-Expo-Premiere? Wo haben sich Ihre Erwartungen vielleicht nicht erfüllt? {/b}

Klaus Dittrich: Sehr gut funktioniert hat unser Konzept, gleichermaßen Fachbesucher und Verbraucher anzusprechen. Es ist ja nicht ganz unproblematisch, einerseits dem Handel auf einer Messe Einblick in das nächste Modelljahr zu geben, und gleichzeitig Verbraucher zu informieren, die vielleicht eine ganz andere Perspektive haben. Das wurde im Vorfeld der Bike Expo von der Branche eher kritisch gesehen, meines Erachtens aber auf der Messe auch durch den Standbau gut gelöst.
Ein absolutes Highlight war unser gesamtes Event-Programm, das in den Medien und in der Bike-Szene noch sehr lange nachgewirkt hat. Ich denke, dass hier noch viel mehr Potenzial vorhanden ist, vor allem wenn wir im nächsten Jahr noch etwas mehr Vorbereitungszeit haben und früher in die Vermarktung gehen können.
Positiv überrascht haben uns auch die durchaus respektablen Besucherzahlen aus dem Ausland. Vor allem aus Österreich und aus der Schweiz, aber beispielsweise auch aus Frankreich.
Am zweiten Fachbesuchertag, also dem Freitag, mussten wir allerdings noch Lehrgeld zahlen. Dieser Tag war zu schwach besucht. Dem wollen wir im kommenden Jahr mit einem Qualifizierungsprogramm für Fachhändler am zweiten Messetag begegnen, wobei hier der Schwerpunkt auf E-Bikes und Pedelecs liegen wird.

{b}velobiz.de: Geht das dann schon in die Richtung eines Fachkongresses?{/b}

Klaus Dittrich: Wir hatten ja in diesem Jahr schon einen kleinen, begleitenden Kongress über das Zukunftsthema Urban Mobility. Und unter dem Oberbegriff Urban Mobility gewinnt das E-Bike immer mehr an Bedeutung. Unser Ziel ist, die Bike Expo zu einer wichtigen Plattform für das Thema Urban Mobility zu entwickeln. Wir haben deshalb gerade zusammen mit Extra Energy einen Fünfjahresplan aufgestellt und für diesen Zeitraum auch einen Kooperationsvertrag geschlossen. Extra Energy ist dadurch nun der ideelle Träger der Bike Expo.

Markus Hefter: Wir werden 2010 eine ganze Halle für das Thema E-Bike reservieren und eine sogenannte E-Halle anbieten. Dort wollen wir im nächsten Jahr auch die Testmöglichkeiten für E-Bikes ausbauen. Es wird dann zwei Teststrecken geben, eine die speziell für die schnellen Modelle ausgelegt ist, und einen zweiten Parcours, der dann beispielsweise auch Brücken und mehr Kurven beinhaltet.

{b}velobiz.de: In diesem Jahr hatten einige Aussteller im Außenbereich den Besucherstrom dort zumindest an den ersten zwei Fachbesuchertagen falsch eingeschätzt. Gibt es in Folge schon eine Resonanz, dass bei der nächsten Bike Expo mehr Aussteller in die Hallen statt in den Außenbereich wollen. {/b}

Markus Hefter: Im Moment ist es vielleicht noch zu früh, um das einschätzen zu können. Wir wissen aber von vielen Ausstellern aus dem Außenbereich, die am Sonntagabend, nach anfänglicher Skepsis, sehr zufrieden waren und spontan ihre Teilnahme für 2010 zugesagt haben. Unabhängig davon überlegen wir, am Freitag zumindest den Außenbereich schon für das Publikum zu öffnen. Aber das ist noch entschieden.

Klaus Dittrich: Es ist sicherlich auch so, dass viele Aussteller die Bike Expo in diesem Jahr budgetmäßig noch nicht eingeplant und deshalb erst mal nur einen Stand im Außenbereich belegt hatten. Unser Ziel ist durchaus, diese Aussteller künftig auch in die Messehallen zu holen.

{b}velobiz.de: Wird denn die ZEG als Aussteller 2010 wieder eine ähnliche Rolle spielen wie in diesem Jahr? {/b}

Klaus Dittrich: Ich gehe davon aus, dass diese Kooperation langfristig ist. Die ZEG war sehr zufrieden mit ihrer Messeteilnahme. Insofern spricht nichts dagegen, die Zusammenarbeit fortzusetzen.

{b}velobiz.de: Bleibt die Bike Expo am diesjährigen Standort auf dem Messegelände? {/b}

Klaus Dittrich: Nein. Wir werden 2010 mit der Bike Expo die Hallen C3 und C4 sowie das angrenzende Außengelände am Eingang Nord nutzen. Gegenwärtig haben wir dort zwei Hallen eingeplant, es können aber natürlich auch noch mehr werden.

{b}velobiz.de: Das Münchner Publikum weckt inzwischen auch andernorts Begehrlichkeiten: Der Delius Klasing Verlag hat jüngst ein eigenes Radsport-Event in München im kommenden Mai angekündigt. Wird es jetzt nicht ein bisschen eng für Fahrrad-Events in München? {/b}

Klaus Dittrich: Nein. Zunächst einmal hat die Stadt München, die zu 49,9 % Gesellschafter der Messe München ist, dieses Radsport-Event ausgeschrieben und ist somit Auftraggeber. Die Zielsetzung dieses neuen Events ist, die Radsportler zum Saisonauftakt zu mobilisieren und zu motivieren. Das Ziel der Bike Expo aus Sicht der Verbraucher ist hingegen, am Wochenende vor den Sommerferien neue Fahrradmodelle und Innovationen zu zeigen. Insofern sind beide Veranstaltungen ein Zeichen dafür, dass sich München als Fahrradstadt positioniert. Wir werden sicher nach dem Jahr 2010 sehr sorgfältig auszuwerten haben, wie beide Konzepte nebeneinander gelaufen sind. Selbstverständlich sind wir auch bereits mit Delius Klasing über eine gegenseitige Unterstützung der beiden Veranstaltungen im Gespräch. Wie das dann aber konkret ab 2011 aussehen könnte, darüber ist noch keine Entscheidung gefallen.

{b}Vielen Dank für dieses Gespräch.{/b}

14. Dezember 2009 von Markus Fritsch

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