USA im Handelskrieg:
US-Fahrradmarkt droht ein Strafzoll auf E-Bikes aus China
Neben Taiwan wird der amerikanische Fahrradmarkt vor allem mit in China produzierter Ware versorgt. Nach dem weitgehenden Wegfall der amerikanischen Zollschranken in den Neunziger Jahren waren chinesische Fahrradhersteller auf dem US-Markt so erfolgreich, dass die einstmals durchaus relevante US-amerikanische Fahrradproduktion nahezu auf Null zurückgefahren wurde. Als einer der letzten amerikanischen Volumenhersteller verlagerte 2010 Cannondale seine Produktion nach Asien (
velobiz.de berichtete
).
Nun will die US-Regierung unter Präsident Donald Trump offenbar in der Handelsbeziehung zu China einige Uhren zurückdrehen und hat in den vergangenen Wochen mehrere Listen mit insgesamt über 1000 Produktkategorien veröffentlicht, auf die künftig bei Import aus China wieder ein Einfuhrzoll von 25 % erhoben werden soll. Auf einer am vergangenen Freitag veröffentlichten Liste stehen zwar keine Fahrräder, wie im US-Markt schon befürchtet wurde, dafür aber Fahrräder mit Elektromotoren.
Unterdessen rätseln amerikanische Marktteilnehmer, was die Trump-Regierung angesichts mehr oder minder nicht vorhandener inländischer E-Bike-Produktion mit dem neuen Einfuhrzoll bezwecken will. Vor dem Hintergrund des jüngsten politischen Klimas ist es jedenfalls unwahrscheinlich, dass mit der Maßnahme die aufstrebenden E-Bike-Hersteller aus Europa unterstützt werden sollen - auch wenn genau dieser Effekt eintreten könnte.
Eine mögliche Erklärung liefert das amerikanische Branchenmedium bicycleretailer.com : Fahrräder mit Elektromotor teilen sich im amerikanischen Zollsystem eine Tarifnummer mit Elektromotorrädern, die demnach genauso vom neuen Einfuhrzoll betroffen wären. Der Motorradhersteller Harley Davidson, der jüngst im amerikanischen Handelskrieg mit der EU zwischen die Fronten geraten ist, hat für 2019 seinen Markteintritt im Segment der Elektromotorräder angekündigt. Der neue Zoll könnte gedacht sein, um Harley Davidson vor Wettbewerb aus China zu schützen, mutmaßt bicycleretailer.com.
Amerikanische Branchenverbände, wie die Bicycle Products Supplier Association, haben noch bis 31. Juli 2018 Zeit, bei der amerikanischen Außenhandelsbehörde USTR Argumente gegen den neuen Einfuhrzoll vorzubringen. Ungeachtet dessen planen offenbar schon einige amerikanische Fahrradanbieter den Umzug ihrer E-Bike-Produktion von China in andere Länder. Auslöser hierfür war nicht zuletzt auch der drohende Anti-Dumping-Zoll der EU auf E-Bikes "Made in China" ( velobiz.de berichtete ).
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