Eine große Tradition geht zu Ende
Ab 2010: Ifma kommt unter die (Motor-)Räder
Noch vor wenigen Tagen hieß es bei der Kölnmesse offiziell, dass die noch offene Entscheidung über den 2009er Termin der Ifma erst kurz vor der diesjährigen Messe Mitte September gefällt wird. Umso überraschender war die Mitteilung, die gestern Abend von der Kölnmesse verbreitet wurde: „Die Intermot wird ab 2010 um das Angebot der bisherigen europäischen Fahrradmesse Ifma erweitert.“ Und: „Damit wird das Fahrrad-Angebot am Messestandort Köln im September 2008 letztmalig auf der Ifma dargestellt und danach ab 2010 im zweijährigen Rhythmus im Rahmen der Intermot Köln präsentiert.“
Träger der alle zwei Jahre im Oktober stattfindenden Intermot ist der Industrie-Verband Motorrad (IVM), der die Messe erst vor zwei Jahren von München nach Köln holte. Der Verband erhoffe sich von der Aufnahme der Fahrradbranche eine zusätzliche Belebung der Intermot: „Fahrräder sind eine sinnvolle Ergänzung der sehr erfolgreichen Intermot und erhöhen ihre Attraktivität als europäische Leitmesse“, sagt IVM-Geschäftsführer Reiner Brendicke.
Und auch beim Fahrradindustrieverband ZIV betont man die positiven Aspekte der Zusammenarbeit: „Die Zusammenlegung dieser beiden Messeevents bietet den Besuchern noch mehr Synergien und Service und wird sich dementsprechend positiv auf die Besucherresonanz aus dem In- und Ausland auswirken“, so Rolf Lemberg, Geschäftsführer des ZIV.
Die Aufgeschlossenheit zur Zusammenarbeit zwischen den beiden Verbänden war nicht immer in dieser Form vorhanden. Zwar gab es in den letzten Jahren immer mal wieder Überlegungen seitens der Fahrradindustrie, wieder mit den Motorrädern unter ein Messedach zu rücken, doch wurden diese Avancen von den motorisierten Kollegen eher brüsk abgelehnt. „Da haben sich die Fronten inzwischen deutlich geglättet“, erklärt Siegfried Neuberger, Co-Geschäftsführer vom ZIV im Gespräch mit velobiz.de. Zumal die Motorrad-Branche inzwischen einige Sorgen hat: Der Absatz in Deutschland erholt sich nach einem dramatischen Einbruch nach der Jahrtausendwende nur schleppend. Zudem kommen kaum neue Käuferschichten nach, der Motorrad-Branche fehlt der Nachwuchs. Da kommen die Verbraucher aus der Fahrradszene offenbar gerade Recht, zumal es bei den Zielgruppen nach Einschätzungen des ZIV viele Überschneidungen gäbe.
Auf Überschneidungen bei den Händlern und Anbietern setzen auch Messe und ZIV. Zudem ergeben sich durch E-Bikes und andere Elektrofahrzeuge neue Berührungspunkte zwischen motorisierten und unmotorisierten Zweirädern.
Noch offen ist dabei, wie die Rolle des ZIV künftig auf der Intermot aussehen soll. Bei der IFMA firmierte der Fahrradverband zuletzt noch als „ideeler Träger“. „Das sind Details, die wir in den nächsten Wochen mit den beteiligten Parteien noch besprechen werden“, sagt Neuberger. Das messetechnische Engagement des ZIV im nächsten Jahr sei jedenfalls noch weitgehend offen. Denkbar sei beispielsweise, dass der ZIV im Frühjahr 2009 wieder eine auswändigere Medienveranstaltung wie noch bis vor ein paar Jahren durchführt. Auch die Position zur Eurobike, die nun zumindest in den Intermot-freien Jahren eine Alleinstellung als Fahrradmesse in Deutschland besitzt, müsse im Vorstand des ZIV erst noch festgelegt werden.
Eine diesbezügliche Entscheidung ist beim Einkaufsverband Bico, der die Ifma bisher als seinen zentralen Messeauftritt genutzt hat, offenbar schon gefallen. Wie der Verband entschieden hat, soll aber erst auf der Eurobike verkündet werden, erklärt Bico-Geschäftsführer Helmut Sova gegenüber velobiz.de. Man kann wohl den Ort der Verkündung als Hinweis auf deren Inhalt deuten.
Beim anderen großen Einkaufsverband in Deutschland, der ZEG, ist hingegen erst vor kurzem mit der Ankündigung einer eigenen Hausmesse ein neuer Messefahrplan verkündet worden. In messenahen Kreisen wird unterdessen als sicher angenommen, dass die ZEG auch in zwei Jahren bei der Intermot mit an Bord sein wird.
Beim VSF wiederum, dessen Messauftritt als Verband ebenfalls traditionell ein wichtiger Bestandteil der Ifma war, muss man über die neue Situation „erstmal nachdenken“, wie Vorstand Albert Herresthal erklärt: "Der VSF hätte sich weiterhin eine reine Fahrradmesse in Köln gewünscht, weil wir finden, dass Fahrrad und Motorrad doch recht getrennte Welten sind. Gegenwärtig sind wir dabei, die Situation neu zu bewerten", so Herresthal. Dass bei der Ifma grundlegende Entscheidungen anstehen, war zwar auch für den VSF kein Geheimnis, der Zusammenschluss mit der Motorradmesse sei dann aber doch eine Überraschung. Damit dürfte Herresthal in der Branche nicht alleine sein.
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