Nachgehakt - Die Meldung hinter der Meldung
Accell unter Druck
Die Meldung, dass in der Chefetage des niederländischen Fahrradkonzerns einmal mehr
Spitzenpositionen im Management neu besetzt
wurden, könnte als Beleg gewertet werden, dass es in Heerenveen gerade nicht besonders rund läuft. Zwei aktuelle Personalien und die Veränderungen des letzten Jahres lassen die Unruhe erkennen. Seit KKR das Ruder übernommen hat, wurde die gesamte Führung ausgetauscht. Nun traf es noch den Finanzchef Toine van Doremalen und den prominenten Manager Kasper Rørsted. Beide wurden ersetzt, obwohl sie nur ein knappes Dreivierteljahr bei den Niederländern engagiert waren, die FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) stößt sich an der Begründung für den Rücktritt von Rørsted zum 1. März 2024. Dass er mit seinen vielen Engagements mit dem Aufsichtsrats-Vorsitz bei Accell überlastet ist, hätte er auch vor fünf Monaten absehen können. Auch die Babboe-Chefin, ihrerseits erst vor einem Jahr konzernintern zum Lastenradhersteller gewechselt, musste kurz nach Verkaufsstopp-Ankündigung und Rückruf ihren Posten verlassen.
Wie das niederländische »Financieele Dagblad« berichtet, bringen sich Investoren in Stellung, um ihre Interessen abzusichern. Es seien die Investmentbank Houlihan Lokey und die Anwaltskanzlei Milbank engagiert worden in der Erwartung, dass demnächst Umschuldungs- und Umstrukturierungsverhandlungen bevorstehen könnten. Der Ersatzmann für Finanzchef Doremalen, Gujsberg de Zoeten, gilt als Restrukturierungs- und Sanierungsexperte.
Im 530-seitigen Jahresbericht, den KKR an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC im Februar abgab, ist Accell ein einziges Mal aufgeführt. »Die Wertzuwächse in den Unternehmensbeteiligungen werden teilweise aufgehoben durch Wertverluste aus bestimmten anderen gehaltenen Investments, die bedeutendsten davon sind Accell, PetVet und Genesis Care.« Die Reihenfolge mag etwas bedeuten oder auch nicht, sehr sicher wollte Accell auf keinen Fall in jenem Satz erwähnt werden.
Sorgen um KKR muss man sich bei alledem eher nicht machen. Im jüngsten Quartalszahlenbericht zählt der Investor unter dem Punkt »Trockenes Pulver« 99 Milliarden US-Dollar, die mehr oder weniger kurzfristig zur Verfügung stünden. Accell wiederum steht gerade längst nicht so gut da. Man kann nur mutmaßen, wie schwer das Babboe-Fiasko und die finanzielle Schieflage mit berichteten 1,2 Milliarden Euro Schulden auf dem Gesamtkonzern lasten.
Es bleibt eine herausfordernde Aufgabe, die Verwerfungen der jüngsten Zeit wieder aus-zubügeln. //
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