Essen & Trinken - Frankfurter Gastronomie
All you can eat
Zur Sonne
Frankfurt ist eine Stadt der Stadtteile und sozusagen aus vielen Dörfern zusammengewachsen. Von diesen alten Strukturen gibt es noch einiges. Unter anderem die alten Einkaufs- und Ausgehstraßen wie in Sachsenhausen die Schweizer Straße oder in Bockenheim die »Leipziger«. Mit drei Kilometern die längste ist die Berger Straße hinauf nach Alt-Bornheim. Dort, inmitten von erhaltener Fachwerkidylle, findet sich eine der urigsten Apfelwein-Kneipen Frankfurts: die »Sonne«. Warum aber sollte man sich von der City die ganze Berger Straße hinaufbegeben, wenn man gefühlt da schon an 100 Einkehrmöglichkeiten vorbeikommt? Weil diese Kombi mit Fachwerk, gekiestem Innenhof, Holztischen und -bänken die Sonne im Herzen trägt. Die ultimative Frankfurter Antwort auf jeden Biergarten. Aber eben mit Bembel, Ebbelwei und Handkäs! Und natürlich Grüner Soße, Rindswurst sowie Rippche mit Kraut. Plus den Zugeständnissen für Nicht-Hessen wie Rumpsteak, Schnitzel und Kässpätzle – und mit Hepprumer 1847 sogar ein Hausbier.
https://zur-sonne-frankfurt.de/
Franziska
Egal ob Bauen, Wohnen oder Essen: Wenn es in Frankfurt hoch hinaus geht, wird es teuer. Wer also beim Dinner im dreistelligen Bereich abwinkt, kann trotzdem hier weiterlesen und kiebitzen, was der Chef womöglich am Abend goutiert. Der eher unspezifische Name »Franziska« täuscht über die Historie der Lokalität hinweg. Dort, wo heute das exklusive, 140-Meter-Wohnhochhaus mit dem Restaurant on top steht, stand einst mit dem Henninger Turm eines der Frankfurter Wahrzeichen. Ein Getreidesilo mit faßähnlichem Aufsatz, in dem schon in den 60er-Jahren ein Drehrestaurant »tout Francfort« anlockte. Heute gibt es das in Edel, mit offener Show-Küche und sogar einem Tisch in der Küche (Chef‘s Table). Dort interpretiert Küchenchef Carsten Warnke deutsche Küche unter dem Titel »Progressive German Vintage Cuisine«. Beispiel gefällig? Dann mal den »Sphärischen Handkäse-Chip« kosten. Oder »Blutwurst Gyoza«. Oder gleich, hallo Fahrradbranche, ein 9-Gang-Menü für lockere 120 Euro. Geblieben ist in jedem Fall das unglaublich spektakuläre 360-Grad-Panorama mit Main, Bankenviertel, Taunus & Co.
https://www.mook-group.de/franziska/
Frau Rauscher auf dem Main
Es gibt in Frankfurt ein Kneipen- und Amüsierviertel, das spätestens seit den Zeiten der amerikanischen GIs berüchtigt ist: Alt-Sachsenhausen. Mittendrin in Fachwerk-»Romantik« und gepflasterten Gassen: die »Frau Rauscher«. Der Name ist Programm, der Apfelwein lässt grüßen. Doch es soll nun niemand ernsthaft in die Klappergasse zum Frankfurter Ballermann gelotst werden. Denn zum Glück gibt‘s den Ableger am Anleger, die »Frau Rauscher auf dem Main«. Das Restaurantschiff liegt so mittig in Frankfurt, mittiger geht‘s nicht: vertäut am Eisernen Steg gegenüber vom Römer und direkt unterhalb des Museumsufers. Als Kontrast dazu ist die Karte deftig, einfach und kurz. Und ob Wurst, Schnitzel, Salat und Vorspeisen, alles gibt es zu absolut erschwinglichen Preisen.
Kleiner Zusatztipp: Die »Frau Rauscher« ist nur eines von mehreren Restaurantschiffen, die auf wenigen Hundert Metern am Sachsenhäuser Mainufer sanft im Wellengang schaukeln. Wer also mehr nach Mediterranem schaut oder Club-Atmosphäre sucht, es ist alles im Fluss.
https://bootshaus-frau-rauscher-auf-dem-main.business.site/
Drin ist, was drauf steht: Die Oberschweinstiege bietet viel Platz für Gutbürgerliches und Frankfurter Delikatessen.
Oberschweinstiege
Außer dem Main hat der Frankfurter topografisch gesehen eine zweite Herzensangelegenheit: seinen Stadtwald. Mittendrin liegt das Ausflugslokal »Oberschweinstiege«, idyllisch gelegen am Jacobiweiher. Mit fast 300 Plätzen innen und mehreren Hundert, zum Teil überdachten Sitzgelegenheiten draußen kann es da an Ausflugstagen dennoch voll werden! Trotz der Größe hat die Küche die Sache voll im Griff. Auf der Karte findet sich neben Gutbürgerlichem und Schnitzelvarianten auch Saisonales. Vieles davon mit Frankfurter Einschlag: Ob »Frankfurter Carpaccio«, »Handkäs-Trilogie« oder »Frankfurter Schnitzel« mit einem Schlag Grüner Soße, das Probieren lohnt.
Anreisetipp: Frankfurter Radweg F6, vom Museumsufer (Holbeinsteg) Richtung Neu-Isenburg, Oberschweinstiege ist als Zwischenziel ausgeschildert; Strecke gut 4 Kilometer.
Extratipp: Wer Zeit hat, macht einen Verdauungsspaziergang um den Jacobiweiher (1932 von Oberförster Jacobi künstlich angelegt). Denn am Ufer steht der »Pinkelbaum«: Der weltweit einzige Baum, der zurückpinkelt (mit Wasser allerdings). Er ist Teil der höchst skurrilen »Frankfurter Komischen Baumkunst«.
https://oberschweinstiege-frankfurt.de/
Best Worscht in Town
Best Worscht in Town ist so eine dieser typischen, leicht skurrilen Frankfurter Startup-Erfolgs-Geschichten. Schräge Idee, kompromisslos durchdekliniert und heute King of the Hill. Denn wer am Geburtsort des Frankfurter Würstchens sowie der nicht ganz so weltberühmten, aber eigentlich noch wohlschmeckenderen Rindswurst (jüdische Metzgertradition, komplett ohne Schweinefleisch) auf den Gedanken kommt, mit Würsten reich zu werden, muss schon eine echt pfiffige Idee haben. Die hatte Lars Obendorfer, als er 1994 eher gezwungen als freiwillig den Imbiss seiner Eltern im Westend übernahm. Heute hat »Best Worscht« 24 deutsche Filialen. Außer dem markigen Namen im typischen Stil des Frankfurter Größenwahns ist es insbesondere eines, das die Rinds- und Bratwürste auszeichnet: Schärfe. Ob »Burnout-BBQ« oder »Weird Wasabi«, Obendorfer hat sich mit Peperonis, Chilis und Habaneros durchgearbeitet zu Soßen in neun Styles und acht Schärfegraden. Und das Brot zur Worscht ist ein Gedicht.
Das Praktische: In und um Frankfurt ist die nächste Filiale immer nur einen Sprung weit entfernt.
Da Franco
Das muss ja sein: Der »Lieblingsitaliener« mit der »besten Pizza der Stadt«. Den hat natürlich jeder Kulinarik-Autor im Portfolio und den gibt‘s natürlich auch in jeder Stadt, und wahrscheinlich in jedem Stadtteil. Was aber macht nun »Da Franco« aus? Da ist zum einen die Kombination von Teig und Holzofen. Toni und Marcello hatten es einfach drauf, als sie für den seinerzeit neuen Holzofen ihre Mischung kreierten. Schwester Rosaria wusste zudem, wie man den Tomaten-Sugo macht. Vielleicht hat sie aber auch nur ein altes Rezept aus Süditalien eingebürgert, denn die Marinos zog es aus einem kalabrischen Fischerdorf nach Frankfurt, wie etwa 600 weitere Ortsbewohner seit den 60er-Jahren. Von da bringen sie übrigens auch gerne Spezialitäten wie Fenchelsalami mit, die Gäste im »Da Franco« lieben dieses scharfe Extra auf der Pizza Calabrese und warten sehnsüchtig auf Nachschub, wenn die Salsiccia zur Neige geht. Ansonsten? Pasta, Risotto, Fisch, Fleisch, Salate. Alles da. Wichtig: »Da Franco« hat keine große Gaststube. Und draußen sitzt man an der Straße, kurz hinterm Taxistand, eben alles sehr italienisch.
Internationale Küche, die gut mit dem Rad zu erreichen ist, gibt es im »Main Nizza« am Museumsufer.
Lohrberg-Schänke
Auch wenn der Römerberg mit dem Pokalbalkon der bekannteste Berg Frankfurts ist, es gibt höhere Hügel in der Stadt. Wie den Lohrberg. Dort findet sich nicht nur Frankfurts einziger Weinberg, sondern auch ein beliebtes Ausflugslokal. Die Küche der »Lohrberg-Schänke« ist bodenständig bis gutbürgerlich. Die Karte reicht von Schnitzelvarianten bis zu Frankfurter Spezialitäten (Grüne Soße mit Ochsenbrust). Daneben finden sich aber auch nette Salate und Fischgerichte. Zudem wagt man den Blick über den Tellerrand mit Wildbratwürsten aus dem Taunus, Rhöner Forellen oder Nürnbergern. Berühmt ist der Lohrberg, weil er der Frankfurter Aussichtsbalkon ist. Wer also nicht Hochhäuser oder den Goetheturm erklimmen will, hier hat der Besucher mitten im Grünen den perfekten Blick auf die Skyline. Das finden allerdings viele. Um nicht zu sagen, sehr, sehr viele. Deshalb eine Warnung: Mit dem Auto auf den Lohrberg zu fahren ist Hardcore. Kleingärtner, Grill-Fans, Hundebesitzerinnen, Ausflügler: Alle wollen da ihr Blech parken. Besser mit dem (E-)Bike die Friedberger Landstraße hoch und dann auf dem Grüngürtelweg (ein 65 km langer, ausgeschildert Ring-Radweg rund um Frankfurt) zum Lohrberg.
https://www.lohrberg-schaenke.de/
Main Nizza
Das Frankfurter Museumsufer ist ein echtes Markenzeichen der Stadt. Fast in jedem Haus gibt es eine Einkehr. Aber wenn man da herinnen sitzt, zahlt man saftig und sieht das Museum am Ufer nicht. Warum also nicht am anderen Ufer genießen?
Einer der schönsten Orte dafür ist das »Nizza«. Der Name stammt aus dem 19. Jahrhundert, als die Frankfurter Stadtgärtner begannen, an diesem sonnenverwöhnten Fleckchen Palmen und andere exotische Pflanzen zu kultivieren. Später gab‘s zur Freude des Volks noch Badeanstalt und Rollschuhbahn dazu. Üblicherweise sind derart traditionsreiche Adressen heute in Frankfurt unbezahlbar. Doch das »Main Nizza« überrascht mit halbwegs zivilen Preisen zwischen 20 und 35 Euro (außer man braucht Argentinisches Rodeo-Rinderfilet, das noch nach Pampa riecht). Die Karte ist eher kurz, dafür aber exquisit und international.
Frankfurter Botschaft
Mit der »Frankfurter Botschaft« begibt man sich in die exklusiveren Gefilde. Großer Vorteil in jedem Fall ist die Anreise. Von der Messe einfach die Friedrich-Ebert-Anlage runter, am Hauptbahnhof vorbei und vorm Main rechts zum »Gerippte«, dem charakteristischen Hochhaus mit der grünen Rautenglas-Verkleidung. Dahinter, am mondän aufgebrezelten Westhafen-Becken, servieren Küchenchef Christian Raudies und sein Team Außergewöhnliches sowie frische, regionale Küche. Wer bekannte Basics mit kreativen Zutaten sucht, bei dem kommt die Botschaft dieser Küche an. Dafür muss man Extravagantes zu schätzen wissen. Schnittlauchöl zur Frankfurter Grünen Soße gefällig? Oder ein Starter wie »Geräucherte Karotte, Meerrettich, Pumpernickel, Gurke«? Die Botschaft ist gesendet, mal sehen, wer sie hört.
https://www.frankfurterbotschaft.de/
Zwei Tipps zum Schluss:
Einkehr: Trotz unendlicher Möglichkeiten, spontan mit einer größeren Gesellschaft anzureisen, kann das gerade auch bei angesagten Lokalitäten schiefgehen. Deshalb: Reservieren! Oder flexibel sein können und ein paar Meter weiterziehen.
Anreise per Rad: Abgesehen davon, dass Stadt und Messe Frankfurt während der EB-Tage zum Fahrradland machen wollen, verfügt Hessen über einen »Radroutenplaner« (seit 2007). Da kann man wie im Navi Start und Ziel eingeben und wird auf ausgewiesene Radwege, Themenrouten etc. gelotst!
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