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Custom-Made Anbieter stellt neues Konzept vor
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Neues Fachhandelskonzept:

AT Zweirad will stationären Handel stärken

Wenn fachhandelstreue Hersteller anfangen, sich um Handelsflächen zu bemühen, dann werden bestehende Händler schnell hellhörig. So stieß die Meldung, dass AT Zweirad mit der Marke Velo de Ville in Zukunft direkter im Handel mitwirken will, zunächst auf kritische Nachfragen aus der Händlerschaft. Doch AT Zweirad stellt klar: Das Ziel des neuen Konzepts AT Cycles sei keineswegs, in Konkurrenz zum eigenen Händlerstamm zu treten, sondern ganz im Gegenteil, diesen noch gezielter zu stärken.

Entstanden war die Unruhe bei einigen Händlern durch einen Pressebericht in der Lokalzeitung Neue Westfälische, in dem durch eine Formulierung („Anfang Oktober will das Unternehmen AT ein Fachgeschäft [...] eröffnen“) der Eindruck entstand, AT Zweirad würde mit seiner Marke Velo de Ville in Konkurrenz zu den lokalen Händlern treten. Doch die Lage ist etwas komplexer als dargestellt: Es gibt zwar ein neues Fachhandelskonzept, das die Eröffnung von neuen Fahrradläden vorsieht, aber AT Zweirad will diese nicht selbst, sondern nur mit selbständigen Fachhändlern betreiben. Auch handle es sich dabei nicht um Monomarkenstores. Doch der Reihe nach:

In Paderborn gibt es tatsächlich eine neu angemietete Ladenfläche. Allerdings sollte diese von Anfang an von einem selbständigen Händler betrieben werden. Verkompliziert wurde die Lage dadurch, dass dieser wieder abgesprungen ist. „Wir hatten bereits einen Händler, der das mit uns machen wollte. Das hat sich dann aber wieder zerschlagen, weil der Händler nicht die Geschäftsführung machen, sondern nur Filialleiter sein wollte. Das ist für uns nicht möglich“, erklärt Volker Thiemann, Geschäftsführer von AT Zweirad. Nun sei man mit drei neuen Partnern im Gespräch, die an einer Zusammenarbeit interessiert sind. Dabei handle es sich um Händler, mit denen man bereits zusammenarbeite und die entweder eine neue Filiale am Standort schaffen oder ihr altes Ladengeschäft aufgeben.

Fachhandelskonzept AT Cycles

Hintergrund für diese Neueröffnung(-en) ist das neue Fachhandelskonzept AT Cycles. Dabei geht es darum, die Positionierung der Marke Velo de Ville im Handel zu stärken und im Gegenzug diesem administrative Aufgaben abzunehmen. „Das Konzept dahinter sieht so aus, dass wir in Altenberge die ganze buchhalterische Abwicklung übernehmen und der Geschäftsführer kann sich voll auf den Verkauf, die Personalführung und das Marketing konzentrieren.“ Sofern der Händler bereits in seinem bisherigen Ladengeschäft Marken führt, die er erfolgreich verkauft, werden diese schlicht und ergreifend mit in den Laden übernommen. „Wir haben überhaupt nicht das Interesse und sind auch nicht in der Lage, von Altenberge aus einen Laden in Paderborn zu führen. Das sind alles eigenständige GmbHs, das soll auch so bleiben. Sie werden ganz normal bei uns als Händler geführt. Es sind keine Monomarkenstores“, erklärt Thiemann.

Auch der Ladenbau wird von AT Zweirad geleistet. Das Unternehmen nimmt damit dem Händler sehr viele administrative und organisatorische Aufgaben ab, doch was hat AT Zweirad eigentlich davon? „Wir sichern uns damit einfach Absatzfläche“, verdeutlicht Thiemann die eigentliche Stoßrichtung dieses Konzepts. „In den letzten zwei, drei Jahren hat es in vielen Fahrradläden einen Generationswechsel gegeben oder es konnte kein Nachfolger gefunden werden oder diese Geschäfte wurden von aggressiv vorgehenden Ketten aufgekauft, in denen wir nicht länger gelistet waren. Damit haben wir Umsatz verloren“, verdeutlicht Thiemann den Handlungsbedarf.

Insgesamt gäbe es drei bis vier Unternehmen, die derzeit aggressiv expandieren und alles wegkaufen, was ihren Anforderungen entspricht. „Damit ist für uns klar, dass wir unsere eigenen Flächen sichern müssen. Deswegen sind wir der Meinung, dass wir auf diesem Weg, aber immer in Kooperation mit Händlern, unsere Position im Markt sichern können.“ Tatsächlich sucht der Altenberger Hersteller für das neue Konzept Flächen jenseits der 1000 qm bis zu 2000 qm. Dies können entweder neue Flächen sein oder Läden, die in das neue Konzept hineinwollten.

„Wir werden keine Gebiete suchen, wo wir gut vertreten sind. Wir suchen das Gespräch mit unseren Händlern. Nach unserem Mailing, in dem wir das Konzept vorgestellt haben, haben sich viele Händler gemeldet, die großes Interesse zeigen, mit uns etwas gemeinsam aufzubauen.“

Die Marke bleibt nach wie vor Velo de Ville, aber man wolle eine klarere Struktur, weswegen die Läden AT Cycles genannt werden sollen, weil man dafür auch die europaweiten Nutzungsrechte sichern könnte. Die Händler sollen in Zukunft zudem von einer Webseite profitieren, die den Händlern ohne Aufwand einen weiteres Instrument zur Kundengewinnung bietet.

Weitere Standorte in Planung

Paderborn soll also nicht der einzige Standort bleiben, an dem AT Zweirad künftig direkter in Handelsaktivitäten involviert ist. Dazu kommt noch Bergkamen, wo ein existierendes Geschäft künftig unter AT Cycles-Flagge laufen soll. Hier sei der Händler auf AT Zweirad zugekommen. Nach dreißig Jahren als selbstständiger Händler sei das für ihn eine Art Nachfolgeregelung. Dieser Händler wird dort als Geschäftsführer weiter vor Ort sein.

Weitere Standorte sind derzeit in der Diskussion, darunter auch Dülmen, doch noch ist hier nichts beschlossen. Wichtig ist Thiemann der Hinweis auf die Partnerschaft mit dem Handel. „Wir haben nicht vor, unseren Händlern irgendeine Konkurrenz zu bereiten. Das ergäbe einfach keinen Sinn.“ Er verweist auf den schon lange bestehenden, tatsächlich von AT Zweirad betriebenen Radladen am Stammsitz. „Heute ist es so, dass wir im Umfeld von unserem Ladengeschäft in Altenberge acht bis zehn Händler haben, mit denen wir zusammenarbeiten. Diese sehen das positiv und nutzen uns als Experience Center, weil sie wissen, dass wir keine Preise verreißen. Sie schicken uns ihre Kunden, die bei uns Probefahren können und ihr Rad anschließend bei ihrem Stammhändler kaufen.“ Er verweist auf große Händler aus dem nahegelegenen Münster, die so verfahren und mit den Ergebnissen zufrieden sind.

Für Velo de Ville ist das nicht die letzte Veränderung in der Zukunft. Ein neuer Konfigurator soll demnächst freigeschaltet werden, über den Kunden dann auch ohne weiteres Zutun des Händlers bestellen können. Ausgeliefert wird aber dann immer über die dort genannten Fachhändler, die dann natürlich auch die normale Marge einstreichen.

4. Oktober 2019 von Daniel Hrkac

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