
Unfallstatistik 2024
Autofahrer tragen meist die Hauptschuld bei Unfällen mit Radlern
Nicht zuletzt aufgrund des massiven Zuwachses bei der Zahl der genutzten Pedelecs hat der Radverkehr in Deutschland deutlich zugenommen. Mehr Menschen sind mit Fahrrad oder Pedelec unterwegs und legen deutlich mehr Kilometer auf zwei Rädern zurück als noch vor zehn Jahren. Insofern ist der statistische Effekt, dass damit auch die absolute Unfallhäufigkeit steigt, nicht überraschend, das betrifft auch die Zahl der im Straßenverkehr getöteten Radfahrer. Diese sind laut neuer Destatis-Unfallstatistik gegenüber dem Jahr 2014 um 11,4 % gestiegen. Im Vergleich zum Vorjahr ging diese Zahl leicht auf 441 getötete Radfahrer zurück, im Vergleich zum Jahr 2022 (474) ist der Rückgang sogar noch deutlicher. Nachdem jedoch insgesamt die Zahl der Unfallopfer im Straßenverkehr zurückgegangen ist, hat sich der Radfahrer-Anteil der im Straßenverkehr getöteten Menschen auf 16 % erhöht.
So oder so ist die Zahl mit über 400 getöteten und über 90.0000 Radfahrerinnen und Radfahrern „beunruhigend“ und „erschütternd“, wie der ADFC richtigerweise feststellt. ADFC-Bundesgeschäftsführerin Dr. Caroline Lodemann erklärt dazu zudem: „Die Sorge spiegelt sich auch im subjektiven Eindruck der Radfahrenden: 70 Prozent der Teilnehmenden des ADFC-Fahrradklima-Tests fühlen sich im Straßenverkehr nicht sicher. Eine bittere Diagnose für ein Land, dem ein vernünftiges Verkehrssystem und die Sicherheit seiner Bürgerinnen und Bürger am Herzen liegt.“ Und weiter: „Dass Fahrradunfälle zunehmen, ist allerdings kein Wunder. Radwege sind oft kaputt, von Hindernissen übersät, viel zu schmal, zugeparkt oder fehlen - beispielsweise an Landstraßen - oft ganz. Häufig muss man sich die Fahrbahn mit dem schnelleren Autoverkehr teilen – und bekommt an der Ampel zur Geradeausfahrt grün, während gleichzeitig die Autos und Laster abbiegen dürfen. Das bringt Stress und Gefahr für alle Beteiligten. Wenn Radfahrende trotz Verbot aus Mangel an Alternativen auf den Fußweg ausweichen, dann häufen sich dort die Unfälle. Die Infrastruktur hinkt dem wachsenden Radverkehr weit hinterher. Bei weiter zunehmendem Radverkehr werden auch die Unfallzahlen weiter steigen. Dagegen müssen Bundesregierung und Kommunen endlich aktiv ansteuern.“
Autofahrer tragen Hauptschuld
Interessant ist, dass bei einer Beteiligung von Autofahrerinnen oder Autofahrern bei einem Fahrradunfall ,das ist bei 70,7 % der Fahrradunfälle der Fall, diese meist auch die Hauptschuld tragen. Oder umgekehrt: Nur 24,7 % der Radfahrende trugen hier die Hauptschuld. Bei Fahrradunfällen mit Güterkraftfahrzeugen lag der Anteil noch darunter: Nur zu 20,9 % wurde die Hauptschuld bei der Radlerin oder dem Radler gesehen.
Ältere Radfahrende sind im Straßenverkehr besonders gefährdet. Unter den tödlich verletzten Fahrradfahrerinnen und -fahrern waren 2024 knapp zwei Drittel (63,5 %) 65 Jahre oder älter. Während der entsprechende Anteil von verunglückten Seniorinnen und Senioren mit Fahrrädern ohne Hilfsmotor bei 59,4 % lag, waren 68,8 % der getöteten Pedelec-Fahrenden 65 Jahre oder älter.
Der ADFC stellt klare Forderungen an die künftige Bundesregierung: „Für die Trendumkehr bei den Unfallzahlen brauchen wir den schnellen Ausbau sicherer, physisch geschützter Radwege flächendeckend im ganzen Land. Die Kreuzungen brauchen besonderes Augenmerk, da passieren die meisten Unfälle. Die wichtigsten Maßnahmen sind eigene Wegeführungen und eigene Ampelschaltungen für Radfahrende. Wir brauchen außerdem ein sicherheitsförderndes Verkehrstempo: Tempo 30 als Standard innerorts, Tempo 50 ist dann die Ausnahme. Die Vision Zero gibt es nicht durch warme Worte, sondern nur durch eine von der Bundesregierung kräftig geförderte Ausbauoffensive für geschützte Radwegenetze und politische Vernunft für mehr Verkehrsberuhigung“, heißt es vom ADFC.
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