Selle Royal stellt neue Linie vor
Becoz: Nicht einfach nur ein Sattel, sondern eine Botschaft
„Less fossil more green“, also frei übersetzt weniger fossile, sondern mehr grüne Rohstoffe, lautet der Claim der neuen Sattellinie von Selle Royal. Das Ziel ist damit klar definiert: Wo Becoz draufsteht, soll - soweit dies jeweils technisch möglich ist - grüne Technologie drin stecken.
Dass dies keineswegs so trivial ist, wie es sich zunächst anhört, erklärte Selle Royals Chef-Chemiker Felix Sam den angereisten Fachjournalisten. Um ein überwiegend aus Kunststoff bestehendes Produkt so umweltverträglich wie möglich zu produzieren, müssen zahlreiche Prozesse in der Fertigung verändert und angepasst werden. Zumal nicht nur die verwendeten Rohmaterialien möglichst auf fossile Quellen verzichten sollen, sondern auch der gesamte Verarbeitungsprozess auf seine CO2-Emmission auf den Prüfstand gestellt wurde.
Das Rohmaterial für die Herstellung von Kunststoffen sind sogenannte Polyole, auf deren Basis sich beispielsweise Polyurethan herstellen lässt. Die bisher typische Quelle für Polyole ist fossiles Rohöl, Chemiker sprechen dann von petrochemischem Polyolen. Daneben gibt es inzwischen aber auch die oleochemischen Polyole, die auf Basis von Pflanzenöl hergestellt werden – umgangssprachlich auch Bio-Polyol genannt.
Bei der Verarbeitung dieser Bio-Polyole wird weniger CO2 freigesetzt, als bei Polyolen aus fossilen Quelle, wie Chemiker Sam erklärte. Das freigesetzte CO2 stammt aus den Pflanzen, die es zuvor der Atmosphäre entnommen haben. Bio-Polyole sind deshalb aber noch nicht völlig klimaneutral (weil zum Beispiel auch der Anbau der Pflanzen CO2 emittiert), den Effekt gegenüber fossilen Quellen beziffert Sam auf 36 % weniger CO2.
Bei den Becoz-Sätteln ist Bio-Polyol beispielsweise das Ausgangsmaterial für das Polyurethan-Gel unter der transparenten Satteldecke, für das Selle Royal zudem noch einen anderen ökologischen Rohstoff verwendet: Eingebunden in das Gel sind Partikel aus dem Naturmaterial Kork. Im Selle-Royal-Sprech heißt das entsprechende Material Corkgel. Das genaue Mischungsverhältnis von Gel und Kork will Selle Royal nicht verraten. Nur so viel: Beim Blick durch die an einer Stelle durchsichtige Satteldecke sehe man mehr Kork als Gel.
Apropos Satteldecke: Dem Ziel eines möglichst klimaneutralen Sattels wurde auch die Farbe geopfert. Stattdessen wird der Sattel quasi in Naturgrau in die Läden kommen.
Keine Kunststoffe aus nachwachsenden, dafür aber aus recycelten Quellen verwendet Selle Royal hingegen bei der Sattelschale und den Elastomeren im Satteldämpfer.
Auf eine biologische Abbaubarkeit der verwendeten Materialien, wie es beispielsweise bei Bio-Plastiktüten aus dem Supermarkt schon praktiziert wird, hat Selle Royal bewusst verzichtet. Theoretisch wäre dies auch bei den Sätteln möglich, wie Selle-Royal-Mann Sam erklärte. Praktisch würde dadurch aber die Lebensdauer des Sattels deutlich eingeschränkt, da gerade die Einsatzbedingungen eines Fahrradsattels die Zersetzung der Materialien beschleunigen würde. Vielmehr sei der Sattel so ausgelegt, dass er den Vergleich mit einem konventionell hergestellten Produkt in Sachen Haltbarkeit und den Komfort nicht zu scheuen brauche.
„Für Selle Royal ist Becoz ein erster Schritt in eine umweltfreundliche Ausrichtung des Unternehmens“, sagte Selle Royals deutsche Marketing-Leiterin Jessica Schuhmacher während der Präsentation. Einige Maßnahmen, wie zum Beispiel der Verzicht auf gefährliche Chemikalien und FCKW als Treibmittel für Schaumstoffe, betreffen zudem bereits jetzt die gesamte Sattelproduktion im norditalienischen Pozzoleone. Gegenwärtig liege in der Kunststoffverarbeitung der technisch maximal machbare Anteil grüner Technologie bei 30 %, ergänzt Chemiker Sam. Selle Royal sei an diesem Wert sehr nahe dran. Gleichwohl wolle man diesen Wert in den nächsten Jahren weiter voran treiben.
Die Sättel der Becoz-Linie werden ab September zunächst in vier Grundformen von "Sports" bis "Relaxed" angeboten sowie jeweils in Damen- und Herren-Version. Den empfohlenen Verkaufspreis beziffert Selle Royal mit 49 EUR.
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