Interview - Thomas Eichentopf / Diamant
Der Klang der akustischen Fahrräder
Diamant ist einer der Hersteller, bei denen unmotorisierte Fahrräder noch eine große Rolle spielen. Was ist die Motivation, auf diesen Bereich so viel Wert zu legen?
Thomas Eichentopf: Es ist für uns Teil eines gesunden, mobilen Mixes. Wir wollen die Verkehrswende mit voranbringen. Wir sehen, dass das E-Bike für viele Menschen dabei eine große Rolle spielt, sehen aber auch, dass das klassische Fahrrad weiter relevant sein wird. Auf der einen Seite sind gute Räder ohne Motor günstiger als viele E-Bikes. Auf der anderen gibt es viele Kunden, die noch selbst treten wollen.
Würden Sie bei unmotorisierten Fahrrädern auch eine längere Lebenszeit bewerben?
Wir geben ja auf alle unsere Fahrräder eine lebenslange Garantie. Insofern finde ich es schwer zu sagen, klassische Räder wären länger haltbar. Natürlich stellt sich irgendwann die Frage, wie Ersatzteile weiter angeboten werden. Das hat man aber grundsätzlich auch bei klassischen Rädern mit proprietären Lösungen. Aus unserer Sicht ist Haltbarkeit weniger ein Argument. Sie spielt aber eine Rolle, wenn man erklärt, warum ein Fahrrad eines Markenherstellers teurer ist als ein Rad aus dem Baumarkt.
Was sind denn Ihre Markterwartungen in diesem Segment, gerade wenn man das stetige Wachsen des E-Bike-Marktes sieht? Dieser soll ja in näherer Zukunft die 50-Prozent-Marke erreichen.
Wir folgen da den Vorhersagen des ZIV, es ist nicht so, dass wir tiefere eigene Analysen hätten, die uns andere Trends zeigen. Das sind die Daten, auf die auch wir uns stützen. Aber 50 Prozent in einem wachsenden Markt sind eben auch 50 Prozent.
Mit welchen technischen Lösungen punkten aktuelle klassische Fahrräder bei Händlern und Verbrauchern?
Da ist die Einfachschaltung zu nennen, die für viele ein Grund ist, sich für diese Räder zu entscheiden. Wir bieten etwa die Elan-Serie am oberen Ende mit 1 x 12 an und am unteren mit 3 x 8 Gängen. Das Verhältnis innerhalb der Modellreihe hat sich zu den höherwertigen Rädern verschoben. Wir gehen davon aus, dass das mit dem Interesse an dieser Technik zu tun hat und weniger damit, dass die Menschen mehr Geld für Fahrräder ausgeben wollen. Man hört ja immer, dass die Preise für Räder zu sehr angezogen hätten. Das bemerken wir bei den akustischen Rädern nicht.
Akustische Räder?
Wir nennen firmenintern die unmotorisierten Räder »akustisch«, aber keiner weiß warum. Vielleicht kommt das tatsächlich auch von »unplugged«.
Bei Diamant gibt es mit dem Rubin Super Legere auch ein unmotorisiertes Carbonrad für die Stadt. Wie wichtig sind solche Entwicklungen in diesem Segment?
Man muss auch zeigen, dass man Innovationsführer ist. Von daher sind das sehr wichtige Räder. Die verkaufen wir natürlich nicht in den gleichen Mengen wie die Massenräder. Aber sie drücken aus, dass wir in unsere Räder investieren, wir uns um diesen Bereich kümmern und Liebe in die Entwicklung stecken. Die ganze Machart zeigt unsere Liebe zum Detail. Es sind eben doch immer noch sehr emotionale Räder.
Was sind denn aktuell die Preislagen, in denen akustische Räder von Diamant besonders gut laufen?
Die Mehrheit unseres Geschäfts haben wir aktuell im Bereich von 1000 bis 1500 Euro. Wenn man tiefer geht, dann wird es für uns schwer, ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis aufrechtzuerhalten im Vergleich zu Discount-Mitbewerbern, zu Eigenmarken von Fachhändlern oder Ketten wie Decathlon. Aber im genannten Bereich können wir das sehr wohl, da ist das Verhältnis wieder auf unserer Seite. Für eine klassische Fachhandelsmarke ist das der Bereich, in dem wir uns am wohlsten fühlen.
Wo liegen derzeit die Einstiegspreise bei Diamant?
Das günstigste Rad, das wir derzeit anbieten, ist das Modell Ubari für 869 Euro.
Und was verkauft sich am stärksten?
Das sind das 247, ein klassisches Stadtrad mit
Riemen, und die Elan-Modelle.
Wer kauft sich denn heute noch ein unmotorisiertes Fahrrad?
Das ist genauso vielschichtig wie bei der Kundschaft, die sich ein E-Bike kauft. Wenn es etwa um das Elan geht, dann sind das eher sportliche Kunden. Bei den Rädern mit tiefem Einstieg kippt das etwas. Das sind dann Menschen, die eher etwas kürzere Distanzen fahren oder ein einfacheres Profil vorfinden. Die stellen dann für sich fest, dass sie kein E-Bike brauchen. Auch die Leichtigkeit des Rades ist ein Argument. Gerade innerhalb der Städte greifen viele Menschen zu klassischen Rädern, weil man sie leichter in den Fahrradkeller tragen kann.
Sind klassische Räder dann eher ein Stadtthema
oder werden sie auch genauso auf dem Land genutzt? Wie ist die Verteilung zwischen E-Bike und Bio-Bike?
Wir sehen an der Verteilung unserer E-Bike-Verkäufe, dass diese in ländlichen Regionen höher liegt als in städtischen.
Eröffnet diese Situation also die Möglichkeit, die Marktanteile einzuholen, die andere nun liegenlassen?
Es ist ein Faktor, der uns zugutekommt: Wenn sich viele zurückziehen und das Stück vom Kuchen nicht wollen, dann bleibt mehr davon für uns übrig. Gleichwohl wird der Rest vom Kuchen eben auch deutlich größer und umkämpfter. Effektiv ist es ein Geben und Nehmen. Wir glauben, dass das klassische Fahrrad ein Teil der kompletten Mobilität ist. Wir sind eine der ältesten Fahrradmarken Deutschlands, wir haben mit klassischen Fahrrädern angefangen und diese sind immer Teil unserer Geschichte. Zu einem gewissen Punkt wollen wir uns dabei treu bleiben. Es ist ein Teil dessen, was die Marke ausmacht.
Verknüpfte Firmen abonnieren
für unsere Abonnenten sichtbar.