Fachverband zur Vororderpraxis:
„Die Branche muss erwachsen werden"
Die Branche steckt in einem Dilemma: Auf der einen Seite drückt weiterhin die Last von vollen Lagern in allen Handelsstufen. Um sich dieser Last zu befreien und Liquidität zu schaffen sind Preise für aktuelle E-Bikes schon während der Saison in einem Maß gepurzelt, wie man es sonst nur vor dem nahenden Saisonende gekannt hat. Der Verbund des Deutschen Zweiradhandels spricht in seiner Konjunktureinschätzung für den Monat September deshalb zwar von guten Kundenfrequenzen und Abverkäufen, jedoch auch von niedrigen bis teilweise sogar negativen Erlösen. Das sei absehbar gewesen und von vielen auch billigend in Kauf genommen worden.
Dass jetzt ein neuer Bosch-Antrieb für das Modelljahr 2025 angekündigt wurde, kommt für die meisten wohl nicht überraschend, die Gerüchteküche brodelte hier ja schon länger. Doch wie ein Händler zur Vorstellung des neuen Bosch-Motors bei velobiz.de trotzdem sicher nicht falsch mutmaßt, wird dadurch noch vorhandene Lagerware weiter abgewertet. Größere Händler mit hohen Lagerbeständen dürften davon wohl stärker betroffen als kleinere Händler. Auf der anderen Seite setzen Räder mit einem neuen Antriebssystem von Bosch jedoch auch wieder neue Kaufimpulse, die die Branche auch dringend benötigt.
VDZ mit klarer Ansage
Doch wohin geht die Reise der Branche? Im jüngsten Rundschreiben fordert der VDZ jedenfalls ein Umdenken in der Vororderstrategie. Ein „Weiter so wie bisher“ solle es aus Sicht des VDZ auf alle Fälle nicht geben. Der Verband macht dabei deutlich , dass einer Vororderpraxis, wie sie in der Vergangenheit vorhanden war, eine Absage erteilt wird. Die Ansage ist klar formuliert: „Hersteller und Lieferanten müssen verstehen und umsetzen, dass die Händler nicht mehr willens sind, die Risiken alleine auf ihren Schultern zu tragen. Die Zeiten sind ein für alle Mal vorbei, dass die Hersteller auf den Messen nach Gutsherrenart die Vorordern bekommen und dann die bestellte Ware, wann sie wollen, wie sie wollen, zu welchen Preisen sie wolllen, nach Gutdünken an die Händler ausliefern und dann natürlich die sofortige Bezahlung einfordern, selbst wenn die Ware sechs Monate und länger nach dem Wunschtermin des Händlers geliefert wird.“ Die Forderung: „Die Branche muss erwachsen werden.“
Ob Veränderung in der Zusammenarbeit zwischen Handel und Lieferanten gelingen kann, hat jüngst Fahrradhändler und Fachjournalist Marius Graber in seiner velobiz-Kolumne treffend in Frage gestellt. Dabei hat er mit seinen Beobachtungen und Einschätzungen von Handelsseite viel Zustimmung erfahren.
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