E-Mobilität als Zugabe
E-Motion auf der Intermot: Schmales Angebot mit überraschenden Neuheiten
Elektromobilität ist nicht unbedingt im Fokus der Besucher der Kölner Intermot. Diese Einschätzung drängte sich jedenfalls auf, wenn man die Sonderausstellung in Halle 5.2 betrat. Der Ansturm war hier geringer als in den Hallen, die sich dem traditionellen Motorrad widmeten. Zufrieden waren die E-Bike-Aussteller dennoch.
Bei Winora etwa sah man in der Messe eine gute Gelegenheit, sich nicht nur Endverbrauchern, sondern auch Händlern zu präsentieren, so Steffen Alberth, „denn hier findet derzeit ein Umdenken statt“, so der Vertriebsmann – wie viele andere setzt man hier darauf, dass das E-Bike durch den kränkelnden Motorradmarkt auch für Händler aus diesem Bereich interessant wird.
Wer gezielt in die Halle 5.2 läuft, der ist interessiert und vorinformiert, so sieht man das auch bei Bosch. „Die Show gibt es bei den Motorrädern“, erklärt Tamara Winograd, Managerin in der Kommunikationsabteilung, „aber hierhin kommen die Leute, die das Thema spannend finden und mehr wissen wollen – oder ausprobieren. Uns geht es darum, das Thema E-Bike noch stärker zu platzieren, und die Marke Bosch in den Köpfen fest damit zu verknüpfen.“ Und dafür schien die E-Motion geeignet.
Testen statt lästern
Der interessierte Endverbraucher wollte neben Hintergrundinfos vor allem Test fahren: Am Feiertag und am Wochenende waren die Stände am Parcours gut besucht, „hier waren vor allem Leute, die schon mal irgendetwas mit Pedelecs zu tun gehabt haben“, so Lothar Könekamp am Teststand von Riese und Müller, wo es definitiv niemandem langweilig wurde. Allerdings konnten die Verbraucher elektrischen Rückenwind nur auf dem Außenparcours nutzten. Dieser musste mit bis zu viermal so schnellen E-Rollern geteilt werden, was für Neuaufsteiger kaum ein Vergnügen war. Laut Ingo Riedeberger, Produktmanager der Intermot, ist eine Rampe im Innenparcours bei der nächsten E-Motion 2014 aber durchaus eine Option.
Unerwartete Premieren
Die E-Motion zeigte auch Neuheiten. Die Marke A2B, seit einigen Monaten unter dem
neuen Hersteller-Dach von Hero Eco
, präsentierte das E-Bike Pulse als Weltneuheit. An Bord: der neue Scheibenmotor von AEG, die stufenlose Nuvinci Harmony-Automatikschaltung und ein Conti-Riemenantrieb. Geplanter Start in den Markt: Frühjahr 2013. Zu A2B gesellt sich zudem eine neue Markenschwester: die Pedelecs von Fast Forward sollen den Markt vor allem im gehobenen Einsteiger-Bereich aufmischen und sind mit Antriebe des deutschen Herstellers Neodrives bestückt. Ab Februar sollen zum Beispiel die Trekking-Modelle für knapp unter 2.000 Euro zu haben sein.
Ein „Quereinsteiger“: El Moto, Schwäbischer Hersteller des bekannten E-Motorrads HR-2, bringt ein MTB-Pedelec auf den Markt, das in Köln erstmals gezeigt wurde. Allerdings wird ist das HR-1 Seven-S weitgehend mit dem Offroad E-Tec 7S von Pro-Activ identisch sein. Beide erscheinen im Februar und werden etwa 3.000 bis 3.500 Euro kosten.
Rückenwind aus dem After Market
Nur um die 700 Euro werden für den Roola fällig – auch eine Neuvorstellung. Dieses „E-Vorderrad“ soll in etwa einer Viertelstunde Umbauzeit ein Rad zum Pedelec machen. Vorderrad gegen Roola austauschen, Sensor und Lenker-Display anbringen, fertig. Der Clou: Wie beim Kopenhagen Wheel sind die Akkus rund um den Nabenmotor verteilt, das Ganze wird von einer Scheibe in einem knalligen Farbton verdeckt. ProEco heißt der Hersteller, der bislang im E-Roller-Segment unterwegs war.
Der österreichische Anbieter Schachner bietet erstmals einen Mittelmotor-Nachrüstsatz an. Er wird unterhalb des Tretlagers positioniert und treibt ohne Umlenkrollen direkt die Kette an. Circa 1.000 Euro werden dafür zu investieren sein.
Premiere im touristischen Bereich: Das AMB Entwicklungsbüro bietet mit Rast & Load spezielle Ladesäulen für die Gastronomie, Museen und andere Institutionen mit touristischer Kundschaft. Die Ladepunkte, die wie Fahrradständer vor den Gebäuden angebracht werden, bieten für ihre Betreiber einen wesentlichen Mehrwert: Bei der Planung einer Radtour über die Internet-Seite
www.rast-and-load.de
zeigt die digitale Karte das Rast & Load-Logo an. Elektroradreisende könnten also zum Beispiel eher ein Museum auf ihre Route nehmen, an dem per Rast & Load das E-Bike geladen werden kann.
Fazit: Qualität statt Masse
Die Koelnmesse freut sich über eine erfolgreiche Intermot. Die Motorrad-Branche selbst hat schon bessere Zeiten gesehen, doch die Besucherzahlen der Messe haben mit 203.000 nochmals zugelegt. Dass die E-Motion-Halle den Zuwachs zumindest gefühlt kaum teilte, ist für viele der Aussteller tatsächlich zweitrangig, denn die Qualität der Kundengespräche machte vieles wett. Motorrad-Fans, die „nur eben mal schauen wollten, was elektrisch so geht“, waren laut Aussage vieler in Halle 5.2 in der Minderzahl. „Wir führen hier intensive Gespräche und bekommen auch viel positives Feedback“, so auch Michael Wirsam vom Hersteller Ebike, der erstmals mit einem großen Stand auf der E-Motion vertreten war. „Etwa 70 Prozent der Standbesucher sind Endkunden, aber wir haben auch viele Händler aus der Region treffen können.“ Für die Pedelec-Aussteller in Halle 5.2 ging die E-Motion-Rechnung also meist auf.
Und für den Endverbraucher? Der bekam zwar keinen umfassenden Marktüberblick, aber – vor allem über die Stände am Parcours – einen gewissen Eindruck von der Breite des Angebots und vor allem Einblick in die elektromobile Praxis. Den könnte die E-Motion noch intensivieren.
Die nächste Intermot findet vom 1. bis 5. Oktober 2014 in Köln statt.
Verknüpfte Firmen abonnieren
für unsere Abonnenten sichtbar.