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Pedelecs werden für eine immer größere Zielgruppe interessant
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Marktbetrachtung Elektrofahrräder – Teil I

Elektrofahrräder verändern das Gesicht der gesamten Branche

E-Bikes und Pedelecs sind aktuell das spannendste Thema in der Fahrradbranche. „Es gibt im gesamten Sportartikelmarkt keinen anderen Bereich, der so stark wächst“, beobachtet Marketingleiter Herwig Reus von Derby-Cycle. Große Chancen also für den Fahrradmarkt, die auch namhafte Unternehmen jenseits der Branche anlocken. Aber auch manche Unsicherheit bezüglich der weiteren Marktentwicklung gehört zum gegenwärtigen Bild. Im ersten Teil zeigt velobiz.de die aktuelle Marktsituation auf, geht auf die Liefer- und Preisproblematik ein und wagt dabei eine Prognose für die nahe und etwas weiter entfernte Zukunft

Pedelecs werden für eine immer größere Zielgruppe interessantBiketec gehört zu den Pionieren im E-Bike SegmentPedelecs sind in der City eine schnelle AlternativeJohnson Cho, CEO der JD-Group

Der Markt in Zahlen

Als in diesem Frühjahr die Hersteller auf einer ZIV-Sitzung zusammen saßen und über den Pedelec-Markt nachdachten, kamen sie zu einer bemerkenswerten Prognose über die weitere Entwicklung dieses Segments: Von der illustren Hersteller-Runde wird geschätzt, dass im Jahr 2018 jährlich bis zu 1 Million Elektrofahrräder über den Ladentisch rollen könnten. Eine sehr beachtliche Zahl, die dann aus dem einstigen Nischenprodukt das wohl größte Fahrradsegment im Markt gemacht haben wird.

Soweit ist es zwar noch nicht, doch schon jetzt hat sich das Segment bereits sehr gut entwickelt: Für die Saison 2010 erwarten die konservativeren Marktbeobachter etwa 180.000 bis 200.000 abgesetzte Räder, was bereits eine deutliche Steigerung zu den 150.000 verkauften E-Bikes des Jahres 2009 darstellt. Optimistischere Schätzungen gehen noch weit über 200.000 Einheiten hinaus.

„Ein abgeflachtes Wachstum muss auch 2011 noch nicht eintreten“, ist Horst Walter von Benchmark Drives überzeugt. Auch wenn wirklich zuverlässige Prognosen schwerfallen, kann er sich in der nächsten Saison „über 200.000“ verkaufte Elektroräder vorstellen „es können aber auch 250.000 sein“ und gehört damit zu den vorsichtigen Marktbeobachtern.

Bei Winora geht man zuversichtlich von 250.000 bis 300.000 verkauften E-Bikes als realistische Zahl für die nächste Saison aus. Ganze 50 Prozent Wachstum erwartet man bei Biketec für 2011. „Wenn man den Fachhandel betrachtet, dann sind 300.000 bis 350.000 im nächsten Jahr möglich“, sagt Gianni Mazzeo, Exportleiter beim Schweizer E-Bike-Pionier Biketec. Über alle Verkaufskanäle, also einschließlich Billigschiene, könnte die Zahl sogar bei bis auf 400.000 verkauften E-Bikes steigen. Als allzu großer Optimist sieht sich Mazzeo damit nicht: „Aktuell haben wir einen Marktanteil von ca. 5 %. Das ist eine kleine Zahl, wenn man sieht, wer noch alles E-Bikes fahren könnte. Der Anwendungsbereich von E-Bikes wird stetig verbreitert, das Potential ist riesengroß“, folgert er.
„Mit 350.000 verkaufen E-Bikes wäre der Gesamtmarkt für E-Bikes in Deutschland bei 7-8 %. In Holland sind E-Bikes bereits jetzt bei 15 bis 20 % im Gesamtmarkt.“, verdeutlicht Mazzeo die Perspektiven.

Umsichtiges Handeln notwendig

Damit sich der Markt so positiv entwickeln kann, wie es heute von vielen erwartet wird, mahnen die etablierten Anbieter zu umsichtigem Handeln. „Wenn die Technik sich mitentwickelt und das Thema vernünftig umgesetzt wird, dann ist eine Zahl von 800.000 bis eine Million E-Bikes pro Jahr bis 2018 realistisch“, nennt etwa Susanne Puello, Managing Director der Winora-Group, einige Voraussetzungen, die für das Marktwachstum erfüllt sein müssen.

Recht zuversichtlich sieht auch Herwig Reus der Zukunft entgegen: „Persönlich glaube ich, dass der Marktanteil ohne weiteres in den nächsten fünf Jahren 30 % erreichen kann.“ „Als wir vorletztes Jahr mit diesem Segment angefangen haben, war uns klar, dass E-Bikes das Straßenbild stark verändern werden und diese Prognose wird auch eintreffen“, ist Reus überzeugt.

Angesichts dieser Prognosen ist es absehbar, dass sich bis dahin das Bild der Fahrradbranche nachhaltig verändern wird.
Einen wichtigen Aspekt bei der künftigen Marktentwicklung führt Puello ins Feld: „Die Frage ist auch, wie viel das E-Bike den anderen Segmenten abnimmt“, überlegt Puello. „Die erwarteten Stückzahlen werden nicht 'on-top' verkauft werden, stattdessen werden sich die Anteile verschieben. Es muss gelingen, das E-Bike aus der Reha-Ecke zu bringen, aber je mehr das gelingt, umso mehr substituiert es andere Segmente.“ Bereits jetzt mache man auf dem am weitesten entwickelten Pedelec-Markt Niederlande diese Beobachtung.

Lange Lieferzeiten bremsen die Entwicklung

Seit mehreren Jahren schafft es das Elektrorad-Segment, die Branchenerwartungen deutlich zu übertreffen. Das hat auch Folgen, die nicht so erfreulich sind: Die Lieferfähigkeit der Hersteller ist in der Fahrradbranche ohnehin stets ein viel diskutiertes Thema und Pedelecs standen in dieser Saison auch in dieser Hinsicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Je nach Hersteller und Saisonzeitpunkt lag die Lieferzeit für nachbestellte Pedelecs zwischen zwei und zwölf Wochen. Besonders hart hat es die Überflieger von Biketec erwischt, die von der Nachfrage überrollt wurden und zum Saisonhöhepunkt für manche Modelle bis zu 12 Wochen Wartezeit ansagen mussten.

Für die Lieferprobleme gibt es stets mehrere Gründe: „Zum einen ist es der wachsende Markt, der alle Hersteller erwischt hat, die gefragte Produkte machen. Zum anderen ist auch die Vororder der Händler ein Thema, die sich entsprechend bevorraten müssen, sonst überrennt die Kurzfristigkeit der Bestellungen die Hersteller“, erklärt Mazzeo.
Während zwei Wochen Wartezeit von vielen Kunden noch akzeptiert werden, haben längere Zwangswartezeiten im späteren Saisonverlauf dazu geführt, dass die Kaufentscheidung zurückgestellt wurde. Auch Mazzeo sieht dies so: „Ohne die Lieferprobleme hätten wir einen deutlich stärkeren Markt erleben können“, ist seine Erkenntnis. Damit in der kommenden Saison derlei Verzögerungen nicht mehr auftreten, rüstet Biketec massiv auf. „Wir bauen derzeit 6000 m² Fläche dazu, damit die Lieferzeiten nicht mehr so groß werden wie in diesem Jahr“, eine Garantie gegen Verzögerungen ist aber auch das nicht: „Wenn der Markt sehr schnell wächst, dann wissen wir nicht, ob wir genug gerüstet sind“. Auf keinen Fall wolle man an der Qualität der Produktion rühren: „Es ist bei uns auch eine Frage von Kapazität und Qualität. Die Fertigung benötigt eine gewisse Zeit und wir wollen diese nicht verkürzen auf Kosten der Qualität.“ Aus diesem Grunde gibt es auch keine Kooperationen mit Einkaufsverbänden, „weil wir dann niemals die nötigen Kapazitäten bereitstellen könnten, ohne die bestehenden Händler zu vernachlässigen.“

Zu vorsichtige Marktprognosen

Johnson Cho, CEO der JD Group und Hersteller des TranzX-PST-Systems, sieht einen weiteren Grund für die Lieferprobleme der Hersteller in zu vorsichtigen Marktprognosen. „OEMs haben in der Vergangenheit ihr eigenes Potential im E-Bike-Segment unterschätzt und waren dann zu schnell ausverkauft. Ebenfalls schwierig wird es, wenn Produktmanager bis zum letzten Moment warten, bevor sie ihre Orders platzieren.“ Angesichts der eher nebulösen Marktprognosen der Vergangenheit ist nachvollziehbar, dass viele Hersteller lieber auf Nummer sicher gehen wollten und eher zu vorsichtig agierten.

Preiskämpfe sind noch nicht in Sicht

Bei derlei hohen Erwartungen sieht kaum jemand das E-Bike als bloßen Trend, sondern als eine nachhaltige Entwicklung, die mit viel Umsicht gefördert werden will. Dem kommt entgegen, dass der befürchtete Preiskampf noch auf sich warten lässt. Zwar spielen Billigst-E-Bikes von Tankstelle und Baumarkt nach wie vor eine beachtliche Rolle bei den Gesamtstückzahlen, das Bild vom E-Bike prägen aber die Fachhandelsmodelle.
„Bei uns gehen E-Bikes bei 1700 EUR los, der durchschnittliche Verkaufspreis liegt bei 2100 EUR“, gibt Josef Trübenbacher, der drei Fahrradläden in Süddeutschland betreibt und schon lange das Thema verfolgt, Auskunft über die Preisentwicklung. Gerade im eigenen E-Bike-Center lasse sich sehr gut der Mehrwert kommunizieren. „Und es wird auch nicht so sein, dass es im nächsten Jahr runtergeht“, ist er überzeugt: „Der Fachhandel verkauft in den hochpreisigen Segmenten, weil die anderen nicht ideal funktionieren.“
Und die Kunden sind inzwischen auch immer besser informiert über die Unterschiede zwischen den Systemen.
„Der Wissensstand der Kunden hat sich enorm verändert“, weiß Herwig Reus, „es kommen viel mehr technische, detaillierte Fragen“ Diese Kunden können dann auch gut die Mogelpackung vom qualitativ wertigen Pedelec unterscheiden. Tatsächlich lohnt sich offenbar der Griff zur aktuellen (und hochpreisigen) Pedelec-Technologie mehr denn je, bei der Technik gibt es bereits heute mehr Licht- als Schattenseiten.

{b}Lesen Sie morgen im zweiten Teil der Marktebetrachtung Eletrofahrräder, welche Erfahrungen Händler bisher mit der Technik von Elektrofahrrädern gesammelt haben und welche künftige Entwicklungen Anbieter- aber auch auf Nachfragerseite bereits heute sichtbar sind.{/b}

18. August 2010 von Daniel Hrkac

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