Nachholeffekte und die Folgen
Fahrradhandel erlebt einen Ansturm nach Corona-Schließungen
„Nach der Wiedereröffnung der Fahrradläden gab es einen noch nie dagewesenen Ansturm auf die Produkte. Die meisten Fahrradgeschäfte und deren Belegschaften arbeiten an ihrer absoluten Belastungsgrenze und darüber hinaus“, meldet der Verband des Deutschen Zweiradhandels (VDZ) in seinem aktuellen Mitgliederrundschreiben. Die Einschätzung deckt sich mit Gesprächen mit Fahrradhändlern und eigenen Erfahrungen beim Besuch von Fahrradgeschäften. „Bei uns ist es gerade jeden Tag wie an einem Samstag und heftiger“, erklärt eine Fahrradverkäuferin gegenüber velobiz.de. Die Hoffnung, dass Radfahren als Freizeitbeschäftigung oder auch zum Pendeln in Corona-Zeiten weiter an Beliebtheit gewinnen könnte, hat sich offenbar vielerorts erfüllt. Das geht auch aus vielen Reportagen in regionalen Tagesmedien hervor, in denen Fahrradhändler diese These bestätigen und davon sprechen, dass neben dem Fahrradverkauf auch die Fahrradwerkstätten auf Volllast fahren würden.
„Die durch den ‚Shut Down‘‘ verursachten Verluste konnten fast überall bereits egalisiert werden“, berichtet der VDZ. Ob dem tatsächlich so ist, lässt sich freilich erst später mit etwas Abstand feststellen. Sicher scheint jedoch, dass die Fahrradbranche im Vergleich zu anderen Branchen vergleichsweise glimpflich durch die Krise kommen könnte.
Euphoriebremse getreten
Gleichzeitig tritt der VDZ auch auf die Euphoriebremse und verweist auf spätere Zeiten, wenn der Kaufrausch abgeklungen sei. Zudem habe der Verband bei Arbeitgebern eine neue Skepsis gegenüber Leasingmodellen festgestellt. Im Hinterkopf hat der Verband sicherlich auch die Ergebnisse des jüngsten HDE-Konsumbarometers im Mai 2020, das nach dem Stimmungsabfall im April für den aktuellen Monat einen neuen Tiefpunkt ausweist. Der HDE schreibt diesbezüglich. „Die deutliche Kaufzurückhaltung der Verbraucher lässt sich dabei vor allem auf zunehmende Unsicherheiten bei der weiteren Entwicklung des Arbeitsmarktes zurückführen. Da die meisten Konsumenten offensichtlich davon ausgehen, künftig weniger Einkommen zur Verfügung zu haben, sind sie bei Anschaffungen entsprechend zurückhaltender. Selbst wenn in einigen Wochen die Maßnahmen gegen eine Ausbreitung des Virus, insbesondere im Hinblick auf die Konsummöglichkeiten, größtenteils aufgehoben sein sollten, wird der private Konsum noch eine sehr lange Zeit durch Zurückhaltung geprägt sein.“ Inwieweit sich das auch auf die Nachfrage nach Fahrrädern und Fahrradprodukten auswirkt, muss sich jedoch erst noch zeigen. Andere Umfragen zeigen, dass gerade das Fahrrad als einer der Gewinner in Bezug auf das künftige Mobilitätsverhalten nach Corona hervorgehen könnte.
Warnung vor preisaggressiver Werbung
In Bezug auf die nächsten Tage und Wochen warnt der VDZ vor allzu aggressiver Werbung. Hier sei Fingerspitzengefühl gefragt. Der VDZ befürchtet, dass unter Umständen zu große Kundenströme angezogen werden könnten und die bestehenden Hygienevorschriften nicht mehr befolgt bzw. eingehalten werden könnten. Die Ordnungsämter würden hier ein wachsames Auge auf die Einhaltung der Vorschriften legen. „Es wäre sehr schade, wenn die gesamte Branche wieder von Schließungen betroffen wäre, nur weil einige wenige Marktteilnehmer ein zu hohes Tempo beim Aufholen der ‚Lock-Down-Phase‘ aufnehmen“, heißt es vom VDZ.
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