Einweg-Pappe oder Mehrweg-Kunststoff:
Fraunhofer Institut vergleicht Verpackungslösungen
Verpackungen verursachen 1,6 Prozent der Treibhausgasemissionen, ein Wert, den es in den kommenden Jahren zu reduzieren gilt. Die Autoren und Autorinnen der Studie kommen zu dem Schluss, dass eine Mehrweglösung aus Kunststoff dem Einwegkarton „in den meisten Fällen ökologisch überlegen ist“. Leicht zu beantworten sei die Frage aber nicht, da umfassende Ökobilanzierungen notwendig sind, um die beiden Lösungen vergleichen zu können. Bisherige Studien setzen oft auf sehr verschiedene Parameter und Datensätze. Diese müssten realitätsnah sein, besonders was die Umlaufzahlen, Bruch- und Schwundquoten oder die Recyclingraten am Lebensende von Mehrwegsteigen angeht. Zudem müssten auch neue Parameter in die Ökobilanzierungen einziehen, zum Beispiel Kunststoffemissionen in Form von Mikroplastik. Welche Parameter zum Einsatz kommen, dazu müssen verschiedene Akteure mitsprechen können. „Neben den konkurrierenden Verbänden soll auch die Zivilgesellschaft eingebunden sein. Diesen Dialog zu ermöglichen, ist Aufgabe der Politik«, so Hauptautor der Studie Jürgen Bertling vom Fraunhofer UMSICHT. Mehrweglösungen aus Kunststoff seien auch vorteilhaft für den Transport, weil sie besser gegen Stöße und Nässe schützen können. Zudem sei die Industrie durch sie weniger abhängig von Importen.
Ausnahmen nur mit Nachweis
Es braucht eine hohe Wiedereinsatzquote (laut der Studie über 95 %), um von einer Kreislaufwirtschaft sprechen zu können. Diese ist nur durch Mehrwegsysteme erreichbar. Die Studienmacher stellen sich mit ihrer Empfehlung hinter die europäische Abfallhierarchie. In dieser ist grundsätzlich verankert, dass Wiederverwertung dem Recycling vorzuziehen ist. Diese Hierarchie soll erhalten bleiben und ist noch aktiver umzusetzen, so die Schlussfolgerung der Studie.
Die Institute fordern die Politik auf, die richtigen Rahmenbedingungen hinsichtlich Standardisierungen und Regulierungen zu schaffen. Letztere würden auch Investitionssicherheit erzeugen. Zusammen mit Verbänden und Branchenteilnehmern soll die Politik zudem ein transparentes Monitoring vereinbaren. So könnte sichergestellt werden, dass ausreichende Datengrundlagen vorhanden sind, die etwa die Umlaufzahl sowie Bruch- und Schwundraten von Mehrwegsystemen dokumentiert. Gegenüber diesen Mehrweg-Vergleichswerten müsse dann im Einzelfall bewiesen werden, dass ein bestimmtes Einwegsystem vorteilhaft ist, so ein möglicher Ablauf. Diese Art des Nachweises, so empfehlen die Studienmacher, solle gesetzlich verankert werden und müsse nach einem standardisierten Vorgehen erfolgen.
Die Studie selbst, sowie zwei Studien, auf die sich bezogen wird, führten die Fraunhofer-Institute für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik sowie für Bauphysik im Auftrag der Stiftung Initiative Mehrweg durch. Zwei zum Vergleich herangezogene Studien entstanden im Auftrag der European Federation of Corrugated Board Manufacturers, also eines Herstellerverbandes für Wellpappe. Die gesamte Studie „Mehrwegsteige aus Kunststoff vs. Einwegkarton aus Pappe - zwei Verpackungssysteme im Wettbewerb“ steht auf der Website von Fraunhofer Umsicht zum Download bereit.
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