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Kolumne - Karla Sommer/Dani Odesser

Gegenwind

Seit einiger Zeit geistert eine ominöse Spezies verstärkt durch die Fahrradindustrie. Genannt: »Die Frau«. Man(n) begegnet ihr wahlweise mit Irritation, Wohlfühlklischees oder Produkten, die an ihr vorbei entwickelt wurden. Grund genug für uns, in dieser Kolumne...

...mit Stereotypen aufzuräumen und uns dem Potenzial eines respektvollen Miteinanders auf Augenhöhe zu widmen. Um Bedürfnisse einzuordnen und hoffentlich ein bisschen Inspiration zu liefern, wie Inklusivität mehr sein kann als eine Pflichtübung – kulturell wie wirtschaftlich. In der Fahrradindustrie wird ständig von Innovation und Fortschritt gesprochen. Aber profitieren alle Geschlechter gleichermaßen von diesen Entwicklungen? Ein kurzer, aber genauer Blick auf Rennrad-Bib-Shorts gibt die symptomatische Antwort: mitnichten!
Wie genau verändert sich ein weibliches Becken nach der Geburt und damit der Sitzwinkel auf dem Sattel? Wie viel empfindlicher ist das Weichgewebe einer Frau? Worin liegen die anatomischen Unterschiede in der Beckenstellung? Wer ein Radsport-Bekleidungsunternehmen kennt, dessen Produktentwicklungs-Team sich ernsthaft Gedanken zu diesem Thema gemacht hat, werfe den ersten Stein. Mehr als eine Handvoll Steine werden es leider nicht.
Wa(h)re Gleichberechtigung fängt bereits im Produktdesign an. Bei der grundlegenden Anerkennung der Unterschiede und dem Willen, darauf einzugehen. Der Schlüssel liegt in der Produktentwicklung, die gezielt auf die Anforderungen weiblicher Fahrerinnen eingeht, anstatt diese als Nischenmarkt abzutun. Die Realität ist: Viele Produkte im Radsport werden noch immer nach männlichen Maßstäben entworfen.
Es ist lukrativer, »Unisex«-Lösungen herzustellen. Warum ist das ein Problem? Also mal abgesehen von den Schmerzen und Druckstellen an unserem Po? Es geht nicht nur um Komfort, sondern auch um eine kaufkräftige Zielgruppe, die zunehmend nach hochwertiger, passender Ausrüstung sucht. Frauen sind eine ernst zu nehmende Kundengruppe, die bereit ist, in Produkte zu investieren, die ihre sportlichen Aktivitäten unterstützen und verbessern. Die Industrie sollte nicht nur aus Gründen der Gleichberechtigung auf die Bedürfnisse von Frauen eingehen, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht. Wer diese Zielgruppe ignoriert, vernachlässigt ein erhebliches Marktpotenzial. Wie willens sind nachwachsende Sportlerinnen, Brands zu kaufen, die ihren gelebten und zu Recht geforderten Werten nicht entsprechen? Wie attraktiv ist ein Arbeitgeber für dringend gesuchte (weibliche) Fachkräfte, dessen Produktportfolio allein in Deutschland ca. 43 Millionen Menschen einfach ignoriert?

Karla Sommer von Velokin und Dani Odesser von Dani O. Communication bringen gemeinsam mehr als 30 Jahre Berufserfahrung in der Branche mit.

25. Februar 2025 von Karla Sommer und Dani Odesser
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