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Blick in die Ausstellungshalle in Lauchringen
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Spezialradmesse – Teil 2

Gelungene Neuerungen, gute Perspektiven für 2024

Neuer Standort, verändertes Konzept: Spannende Produktideen spielen weiterhin die Hauptrolle auf der Spezi, die auch in neuem Gewandt viel Zuspruch erfährt. Der Veranstalter sieht sich im „Grünen Bereich“.

Oliver Taub von TretolitSergio Gomez von ZoxFarbiger Blickfang bei BerndsGewohnt großer Auftritt auf der Spezi von HP Velotechnik

Vierrad war ein oft gespieltes Thema auf der diesjährigen Spezi. Und Vierrad können auch die klassischen Liegerad-Hersteller: Sergio Gomez, Liegerad-Urgestein und Entwickler mit Blick auf minimalistisches Design, stellte ein Quad vor, das Einsteigern die Skepsis vor dem Liegen nehmen soll: mit einem Sattel statt dem Liegesitz. Das Zox 4 Hi (wie „high“) hat vier Spuren: Die beiden Hinterräder haben nur knapp 30 cm Abstand. Das macht das Rad flexibler und wendiger als mit einer normal breiten Hinterachse, bringt aber mehr Kippsicherheit als das normale Trike – vor allem bei so hohem Sitz. Mit dem breiten Lenker stellt sich ein gewisses Easy-Rider-Feeling ein. Die Vorderachse ist nur durch die Elastizität des Stahlrahmens gefedert, hinten dämpfen Elastomere an den beiden Einzelschwingen Fahrbahnunebenheiten. Der Pedalantrieb wirkt auf das linke Hinterrad, im rechten sitzt der Nabenmotor von Ansmann. Der Sattel ist auf dem Schlitten verstellbar, der Rahmen selbst durch Zusammenschieben deutlich verkürzbar. Dank sehr direkter Lenkübersetzung ist das Handling des Hi sehr quirlig.

Wie üblich bei Zox ( www.zoxbikes.com ) gibt es modulare Varianten: Am tauben Ende des Vierkant-Rahmens lässt sich ein Winkel mit einem zweiten Sattel für eine beförderte Person einstecken und arretieren. Gepäckträger und Beleuchtung sind wählbar. Der Einstiegspreis ohne Motor und mit Trommel-/V-Brakes statt Scheibenbremsen: 4.400 Euro.

Chopper für die Tour


Apropos Easy Rider: Der Tretolit DZ Rider sieht nicht nur wie ein Chopper aus, sondern will auch die Vorzüge der Sitz-Ergonomie gegenüber dem klassischen aufrechten Rad darstellen: kleinere Stirnfläche, bessere Aerodynamik, entspannt zurückgelehnte, rücken- und nackenschonende Haltung. Natürlich zog das Bike potenzielle Testfahrer aber vor allem durch seine Optik an. Das Rad ist ergonomisch gut einstellbar. Weniger überzeugen kann der Frontmotor bei einem Gefährt, das wenig Gewicht auf der Vorderachse hat. Dafür bietet Tretolit-Entwickler Ingenieur Oliver Taub allerdings einen speziellen Gepäckträger für die Gabel an. Laut Taub wurde der Tretolit ( www.tretolit.com ) schon bei einer Italien-Rundfahrt auf seine Touren- und Gepäcktauglichkeit getestet – und für gut befunden. Einstiegspreis: 6.000 Euro.

Kompaktes Lastenrad für Hipster


Doch die Spezi ist auch für Zweispurer da: Thomas Bernds ( www.bernds.de ), früher durch sein Faltrad, heute durch allerlei spezielle Kompakträder mit Transportmöglichkeiten bekannt, zeigte auf der Spezi ein noch namenloses Rad, das mit Konventionen bricht. Das Rad läuft auf 18-Zoll-Felgen und breiten Reifen und hat ein Hauptrahmen-Rohr aus Stahl, das von der Spitze es Vorderrads zum Ende des Hinterrads durchgeht – und komplett rechts neben der symmetrischen Mitte des Rads verläuft. Es dient als Träger für eine ebenfalls durchgehende Transportplattform, einer Siebdruckplatte, die genauso lang und bis zu 35 Zentimeter breit ist. Diese Platte ist gleichzeitig der Blickfang des Rads: Man kann sie sich individuell bedrucken lassen. Die Wirkung ist, wie Bernds mit seinen Prototypen zeigt, eindrucksvoll. Die Platte ist durch die Unterstützung eines rahmenfesten Gepäckträgers hinten und dem Hauptrohr vorn durchaus belastbar: Satte 195 Kilogramm Fracht soll das Rad aufnehmen können. Die Platte ist bei Transport ober Abstellen des Rads entriegelbar und auf dem Hauptrohr drehbar dazu. Für die Stabilität der Konstruktion war die genannte seitliche Führung des Rahmenrohres nötig. Ein kleiner Bürzel der Transportplattform sorgt außerdem dafür, dass das Rad platzsparend aufgestellt werden kann. Mit Faltpedalen und längs gestelltem Lenker soll das Rad gerade einmal 25 Zentimeter breit sein. Seine Länge gleicht mit 160 Zentimetern in etwa dem Kompakt-Lastenrad Muli.

Wiedersehen macht Freude


Nicht alle Aussteller präsentierten vorzeigbare Neuheiten auf der Spezi: HP Velotechnik, einer der international größten Hersteller, präsentierte zwar sein S-Pedelec mit Typengenehmigung velobiz berichtete . Eine echte Neuheit, die in einem Video am HP-Stand nur angedeutet wurde, hat dann doch erst auf der Eurobike 2023 Premiere. Ebenfalls für die Eurobike reserviert hat der zweite große Hersteller Hase Bikes ein gänzlich neues Modell.
Die Premiere der Lauchringer Spezi war eben vor allem ein Testballon. Einerseits will man weiter auf die Spezi setzen – wenn sie so gut funktioniert wie vor der Pandemie –, andererseits fragt sich mancher Hersteller, wie gut die Messe in Zukunft in Anbetracht der neuen Location ihre Rolle erfüllen kann, denn für viele Interessenten ist sie weitab vom Schuss. Doch die Aussichten für die Messe sind gut: Sergio Gomez von Zox Bikes zum Beispiel fand den Andrang vor allem am Samstag – auch viele Besucher aus Frankreich und der Schweiz – sehr überzeugend. Und die Möglichkeit, direkt vom Stand weg Test zu fahren „super. Anschauen, draufsetzen und losfahren!“ Sehr positiv schätzt Dario Valenti vom Marketing bei Hase Bikes die Veranstaltung ein: „Das war ein sehr gut vorinformiertes Publikum, der Zuspruch aus der Szene war absolut da. Wir waren erstaunt, wie toll das die Jungs von Wolf & Wolf schon bei der Premiere umgesetzt haben. Die ersten Fragezeichen bei den Ausstellern sind weg. Wir werden 2024 ziemlich sicher wiederkommen, schließlich wollen wir, dass die internationale Messe ein Zugpferd für die Szene bleibt.“
Ähnlich sah man die Messe bei HP Velotechnik: „Meine anfängliche Skepsis ist, vor allem durch den Andrang an den Ständen und der Begeisterung des Publikums, zerstreut worden“, so Paul Hollants, Geschäftsführer des Unternehmens. Viele Dinge hätten die neuen Veranstalter schon diesmal besser gemacht als früher, etwa das leckere und günstige Catering, so Hollants. Auch der Festival-Charakter der Messe konnte Hollants überzeugen. Der bauliche Zustand der Haupthalle sei noch optimierbar, ebenso könnte er sich eine besser organisierte Innen-Teststrecke vorstellen. Grundsätzlich aber war man auch in Kriftel voll des Lobes.

Diese Einstellung bekamen die Veranstalter auch gespiegelt: „Wir sind mit dem Ergebnis und dem Zuspruch der Veranstalter super happy“, sagt Gabriel Wolf von Wolf & Wolf. Auch von der Gemeinde und den beteiligten Vereinen sei sehr positives Feedback gekommen, sodass man auch in Zukunft auf deren Mitarbeit rechnen könne. „Unser Ziel von 6.000 Besuchern haben wir übertroffen. Diese Zahl war uns wichtig, um die in den Grünen Bereich zu kommen. Jetzt wollen wir an einigen Stellschrauben drehen, sagt Wolf und nennt die Ausschilderung vor Ort und die Ausdifferenzierung des Testparcours.

Fakten zur Internationale Spezialradmesse

Veranstaltungsort: Lauchringen

Bespielte Fläche (Ausstellung und innerer Testparcours): 5.500, Quadratmeter in der Ausstellungshalle, Areal insgesamt 20.000 Quadratmeter.

Ausstellerzahl: 84 (125 Marken)

Besucherzahl: über 6.000

Nächster Termin: 27./28. April 2024

www.spezialradmesse.de

4. Mai 2023 von Georg Bleicher

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