
„Vororder“ für Skrupellose:
Handelt ein Onlineshop mit gestohlenen Rädern?
Hochwertige Fahrräder zu mitunter sehr günstigen Preisen, das bietet ein ukrainisch/russischer Fahrradladen und Onlineshop seinen Kunden, der in den vergangenen Jahren bereits mehrfach die Domain geändert hat. Er verkauft seine Räder in den GUS-Staaten und ist in Russland und der Ukraine präsent. Mit zusätzlichen Profilen bei Facebook und Instagram wird die Ware auch recht professionell beworben. Das Problem jedoch: Die Räder scheinen zu einem bemerkenswerten Teil aus Diebstählen und Einbrüchen bei Fahrradhändlern in Westeuropa zu stammen.
So fand Robert Karbowiak ein paar Wochen nach einem Einbruch in sein Ladengeschäft Fahrradladen Sprockhövel die gestohlenen Fahrräder in diesem Shop wieder. Die Diebe hatten im April dieses Jahres ein Loch durch das Dach gerissen und dadurch sieben Räder im Gesamtwert von 15.000 Euro ins Freie gezerrt. Seine Bemühungen, die Ware über Hinweise an die Behörden wiederzubeschaffen, versandeten ergebnislos. Nicht einmal die Versicherung hat den entstandenen Schaden bisher beglichen.
Bemerkenswerterweise landeten anscheinend vor Jahren im gleichen Shop auch Räder, die bereits 2014 im fernen kalifornischen Folsom gestohlen wurden. Damals wurde ein ganzer Truck gestohlen, beladen mit Testrädern und Einzelstücken für die Bikeshow eines Händlers. Dieser wurde später ausgebrannt wiedergefunden, die Räder waren zunächst verschwunden.
Und auch S-Tec Sports aus Schermbeck hatte im April diesen Jahres einen Einbruch im Ladengeschäft zu beklagen. Die Diebe versuchten zunächst die Schaufensterscheibe einzuschlagen, die aber aus Sicherheitsglas besteht und verlagerten sich dann auf das Dach, das sie abzudecken versuchten, bis sie schließlich über ein Dachfenster eindringen konnten. Insgesamt wurden 14 hochwertige Giant-Räder entwendet, die rund eine Woche später in besagtem Shop auftauchten. Insgesamt eintstand ein Schaden von 50.000 Euro. Laut Inhaber Henning Schwiese konnten mindestens zwei der Räder anhand der Rahmennummer zweifelsfrei identifiziert werden. Bei den anderen Rädern gibt es für ihn aufgrund der sehr individuellen Aufbauten keine Zweifel, dass es sich um seine Räder handelt. Auch ihm gelang es nicht, die Bikes zurückzubekommen.
Russischen Kunden, die ihrerseits skeptisch nachfragten, woher die Ware komme, wurde erklärt, es handle sich um Ware aus „europäischen Auktionen“ beziehungsweise um Grauimporte. Auch chinesische Fälschungen wurden als Erklärung in Foren gehandelt. Ein Kunde berichtet auf dem russischen Forum velomania.ru, dass er die Rahmennummer durch alle verfügbaren Datenbanken geprüft habe und nichts Auffälliges finden konnte. Der Händler beteiligte sich selbst an der Diskussion und wies alle Verdächtigungen von sich. Auch die Kunden versuchen sich an Rationalisierungen: „Denken Sie doch nach: Würde ein Dieb die Ware mit hochauflösenden Bildern im Internet bewerben?“ Die Antwort lautet anscheinend „ja“. Letztlich scheint vielen Forumsteilnehmern klar zu sein, dass es hier nicht immer mit rechten Dingen zugeht. Gelobt wird die recht zuverlässige Lieferung, beklagt die wohl öfter fehlende Dokumentation zum Fahrrad.
Zumindest bislang scheinen die Ermittlungsbehörden nur wenig Elan entwickelt zu haben, wenn es um die Aufklärung der Machenschaften geht. Die Vorgänge spielen sich nun wohl schon seit Jahren ab. 2014 fand der Vorfall mit den Trek Bikes statt, die dann 2015 den weiten Weg von Kalifornien in die Ukraine fanden. Ebenso wie nun die Räder aus den Einbrüchen in Deutschland.
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