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Report - Beleuchtung

Heller geht immer

Hat das E-Bike dem Markt für Nachrüst-Beleuchtung geschadet oder, wie in so vielen Bereichen, positive Entwicklungen angeregt? Wir haben Hersteller nach dem Markt für Lichter gefragt und ihre Herangehensweise
an das Thema beleuchtet.

Hochwertiges Licht am Fahrrad ist mit dem E-Bike selbstverständlicher geworden. Das kommt wohl zum Teil durch die einfache Speisung aus dem Bike-Akku und vielleicht auch aus daher, dass die Kundschaft hier weniger aufs Geld schaut als beim Bike ohne Unterstützung beziehungsweise die Lichtanlage preislich weniger ins Gewicht fällt. Müsste das nicht heißen, dass Nachrüster heute ein schweres Los haben?
Eine klare Aussage, um eine der wesentlichen Fragen vorweg zu klären, macht dazu David Gedanitz, Head of Marketing and After Sales von Supernova. »In den letzten Jahren hat sich das Nachrüstgeschäft im Bereich Beleuchtung sehr positiv entwickelt«, erklärt er. »Vor allem auch durch die Möglichkeit, Beleuchtung mit ins Leasing zu nehmen.« Kompliziert ist das Nachrüsten durch die Plug & Play-Technologie des Unternehmens nicht.

Von Abblendlicht ins Fernlicht und wieder zurück: Der Sensor macht es möglich in der Mini 3 von Supernova.

Gerade bei MTBs sei dies sehr gefragt. Aber auch Lampen mit Bremslichtfunktion stünden hoch im Kurs. Den Weg zum Kunden finden die Produkte bei Weitem stärker über den stationären Händler als online, erklärt Gedanitz und nennt den stationären Verkauf auch »einen essenziellen Teil unserer Vertriebsstrategie«. Dabei geht es weniger um günstige Lampen, denn, so Gedanitz, durch eine Fünfjahresgarantie seien die Kunden und Kundinnen bereit, mehr zu investieren als für eine schlichte Lampe mit der gesetzlichen Gewährleistung. Zudem schätzten die Kunden die Qualität. Grundsätzlich seien Nachrüstlichter ein Sicherheitsfaktor und vom Händler auch so anzubieten. Vor allem bei Gravel- und Mountainbikes sei ein aktives Kundengespräch in diese Richtung zielführend. Der Topseller bei Supernova ist der Mini3-Pro-Scheinwerfer mit Tagfahrlicht, Fernlicht und breiter Kurvenausleuchtung, gefolgt von Rücklichtern mit Bremslichtfunktion.

Auch der Halter macht das Licht

Gerade im sportiven Bereich sieht man beim Zubehörhersteller Fidlock in Akkubeleuchtung zum Nachrüsten einen hohen Stellenwert, bestätigt auch Alexander de Ponte, Commercial Manager beim Unternehmen. Fidlock sieht sich mit seinem Angebot in einer Nische: Die schon bestromte Schittstelle Pinclip e-Bike Light ist fest am Rad, Kunde oder Kundin können über die für sie passende Leuchte entscheiden und dazu unter Produkten von Busch + Müller, Litemove, Supernova oder Sigma wählen. Daneben gibt es Pinclip für verschiedenes Zubehör wie Satteltäschchen oder Leuchten mit integriertem Akku.

Zubehör zum »anklicken«: Fidlock bietet Adaptertechnik für Leuchten an – auch mit Strom vom E-Bike-Akku.

Holger Knorr, Sales Director B2C, ergänzt, dass es »dabei um verschiedene Fahrradkategorien geht. Beispielsweise werden MTBs häufig mit batteriebetriebenen Lösungen ausgestattet. Wir sehen da großes Potenzial«. Etwa darin, Fahrräder »von Anfang an Fidlock-ready zu machen«.
Da man das »Erleben« beim Fidlock-Befestigungssystem wichtig findet, bemüht sich das Unternehmen, den Verkauf über den stationären Handel hochzuhalten. Derzeit liegt er bei 40 Prozent der Verkäufe. Alle Komponenten sind aufeinander abgestimmt und einfach benutzbar. Dies habe den Vorteil, dass bereits ungelernte Aushilfen hochpreisige Komponenten verkaufen können. Dass das Licht den Fahrradfahrenden viel wert ist, zeigt laut Knorr die Tatsache, dass die Lichtpartner von Fidlock in den letzten Jahren den »durchschnittlichen Erlös für ein Beleuchtungsset« von 35 auf knapp 100 Euro heben konnten. Der Endkunde wolle lieber ein speziell für ihn passendes als ein günstiges Standardprodukt, ergänzt de Ponte. Wie wichtig man das Feature Bremslicht nimmt, zeigt das Fidlock Pinclip Battery Light mit Verzögerungserkennung, das im ersten Quartal 2025 erscheinen wird.

Qualität mit Preisgrenze

Hersteller Sigma Sport ist seit vielen Jahrzehnten als Fahrradzubehör-Hersteller auch im Lichtbereich aktiv. Hier schätzt Daniel Conka zwar, dass derzeit der Anteil der fest verbauten Beleuchtung an Rädern und E-Bikes zunimmt. Trotzdem habe sich das Geschäft mit Licht zum Nachrüsten zuletzt positiv entwickelt.

Mit dem Sigma-Blaze-Link-System lassen sich Front- und Heckleuchte koppeln und an der Front einschalten.

Für den Sektor feste Installation am E-Bike hat Sigma, so der Division Manager Product Concept, die EOX Lights ins Portfolio aufgenommen. Das sind fest zu montierende Leuchten für E-Bikes mit kabelgebundener Fernbedienung und Lenkermontage. Hier gibt es Leuchten mit bis zu 170 Lux Fern- und 120 Lux Abblendlicht. Passende Strom-Schnittstellen dafür gibt es bei vielen Motorsystemherstellern.
»So können Händler und Endkunden günstige Bestandslichter gegen starke Sigma-Beleuchtung austauschen«, so Conka.
Traditionell sieht man sich aber vor allem bei Beleuchtung mit fest eingebautem Akku sehr gut aufgestellt. Die Schallgrenze definiert man für Sigma bei etwa 100 Euro je Produkt. Bis zu diesem Punkt werden Lichter sehr gut oder gut verkauft, darüber sieht Sigma Sport keinen breiten Markt. »Die Einsteigerlampen werden sehr gut verkauft«, so Conka, was auch die Hauptausrichtung des Herstellers definiert. Das Rücklicht mit Bremslichtfunktion ist auch bei den Neustädtern ein Renner. In Sachen Kombination mit einer Radarfunktion, die auf nahenden Autoverkehr aufmerksam macht, ist man bei Sigma bislang zurückhaltend. Der stationäre Handel ist bei Sigma-Sport-Produkten immer noch sehr stark, doch die Entwicklung hin zum Online-Verkauf sei sichtbar. Derzeit herrsche hier in etwa Ausgewogenheit.

Sicherheitsbewusstsein lässt Kunden kaufen

Allgemein raten also die Hersteller dem Fachhandel durchgängig, einen besonderen Fokus auf Licht zum Nachrüsten für E-Bikes zu setzen: »Der Trend zu gutem Licht, mit dem man wirklich etwas sieht« beherrscht den Markt, da ist sich auch Christian Treugut vom 2019 gegründeten Unternehmen Litemove sicher.

Abblendlicht und Fernlicht mit 240 Lux Lichtleistung, bei Litemove direkt vom Lenker einzuschalten.

Der Leiter für das Europa-Geschäft sieht hier den Nachrüstungssektor beständig wachsen. Sicherheitsfeatures wie etwa Fernlicht werden am E-Bike immer wichtiger.
Daher setzt man bei Litemove auf hochpreisigere Leuchten jenseits von 100 Euro. »Dasselbe gilt«, so Treugut, »für Rücklichter mit erweiterten Funktionen wie Bremslicht.« Der Fachhandel ist für den Hersteller schon deshalb ein wichtiger Partner, weil die Montage durch eine Fachwerkstatt im E-Bike-Nachrüstbereich sinnvoll ist. Hier fällt auch das Wort »Upgrade«, denn beim Neukauf des E-Bikes soll der Handel auf höherwertiges Licht hinweisen, das dem Käufer oder der Käuferin mehr aktive und passive Sicherheit bietet. Das stärkste Segment ist für Litemove derzeit die Frontleuchte mit etwa 100 bis 150 Lux.

»Generell werden StVZO-Lampen heute stark nachgefragt.«

Holger Dassel, Maketing und PR Lupine Lighting Systems

Das trifft etwa auf das Modell RXW 2900 zu, das unter anderem per Lichtsensor zwischen Tag- und Nachtfahrlicht umschaltet und per Kabelfernbediung am Lenker gesteuert wird.

Dynamolicht unter »ferner liefen«

Als einer der ältesten Fahrradzubehörhersteller überhaupt setzt Busch + Müller auf die Tradition des Partnerhändlers. »Je komplexer die Installation, desto eher werden die Produkte im stationären Handel gekauft«, bestätigt Claudia Müller, Marketing Busch + Müller. »Es nutzt aber auch der gesamten Marke, wenn die Produkte im Fachhandel zu bekommen sind und Beratung stattfindet«, ergänzt sie. Der Händler wird vom Unternehmen durch ein groß angelegtes POS-Werbemittelangebot sowie Displays für die Theke und das Schaufenster unterstützt. Fest verbaute E-Bike-Beleuchtung wird hier als weitaus sinnvoller gesehen, sei es wegen der einfachen Möglichkeit, zusätzlich sinnvolles Fernlicht anbieten zu können oder anderer praktischer Gründe, etwa das Licht nicht ständig zu montieren und abmontieren zu müssen. Trotzdem nimmt man eine Gegenentwicklung wahr. Während Dynamobeleuchtung deutlich zurückgegangen sei, so Müller, ist die Beleuchtung mit eigenem Akku in etwa auf gleichem Niveau verblieben. Auch hier ist unter den Rücklichtern das »Brex«-Rücklicht mit seiner Bremsfunktion auf dem Weg, das »normale Rücklicht« zu überholen. Das Angebot von Busch + Müller ist mehr als das Portfolio anderer Anbieter auf die Breite angelegt. »Quantitativ werden die günstigeren Leuchten besser verkauft«, so Müller. Doch umsatzmäßig seien die Fernlichtscheinwerfer und die Brex-Rücklichter definitiv die verkaufsstärksten Produkte.

Premium statt Preiskampf

»Gutes Equipment, egal ob für Sport oder den Alltag, wird immer wichtiger«, dementsprechend habe sich das Geschäft bei Lupine auch prächtig entwickelt, erklärt Holger Dassler, Marketing und PR beim Hersteller. Auch hier sieht man den Upgrade-Trend, einfache Lichter am E-Bike gegen hochwertigere Modelle auszutauschen. Dazu bieten die Franken mittlerweile vier Baureihen. Eine Tendenz zu fest verbauten Leuchtelementen sieht auch Dassler. Lupine sieht sich vor allem als Hersteller von »Haben-wollen-Produkten«. Der Preis ist dabei eher zweitrangig. »Wir müssen den Preiskampf als Premium-Hersteller nicht mitspielen«, so Dassler. Was zählt, ist die individuelle Lösung für den jeweiligen Anspruch, »generell sind aber StVZO-Lampen stark nachgefragt«. Sie sind derzeit die Verkaufsschlager. Man verweist hier vor allem auf den Sicherheitsfaktor, auch durch das Tagfahrlicht der Lampen. Die Top-End-Lampen für Offroad seien allerdings auch in ihrem Segment sehr verkaufsstark. Online ist hier eindeutig der wichtigere Verkaufskanal, doch auch der Verkauf über stationäre Händler wird derzeit ausgebaut, schon weil das »Erleben der Lampe« wichtig sei.

Die SL Minimax von Lupine ist eine klassische E-MTB-Leuchte. Ihre 2100 Lumen sorgen auch im Wald für Sicherheit.

Dazu wird der Händler mit Testlampenpaketen unterstützt, die er an die Kundschaft zu einem Test vor dem Kauf weitergeben kann. Zusatzkauf? Die Empfehlung für den Handel ist eher, er solle seine Kundschaft wirklich auf ihre Bedürfnisse hin beraten. Bei Leasingkauf bietet sich außerdem ein Aufrüstpaket Beleuchtung an.
Die Bremslichtfunktion im Rücklicht ist bei Lupine schon heute in allen Rücklichtern, während man bei der Option »Radar« noch auf technische Weiterentwicklung der Module wartet.

Gute Aussichten mit gutem Licht

Einsteiger, qualitätsbewusste und Premium-Junkies, alle suchen und finden derzeit im Beleuchtungssektor ihre Ausstattung. Dies gilt für das Alltags-E-Bike oder -Fahrrad fast genauso wie für die sportlichen Räder. Der Händler kann hier sicher mit einem an seine Zielgruppe angepassten, aber breiten Angebot gut punkten. Gerade im aktuellen Upgrade-Trend für E-Bikes wird die Kundschaft auch seine Expertise anfragen. Doch Sicherheit und Hightech zählen auch für Einsteiger. Sich etwas mehr in die Beratung einzuarbeiten, dürfte sich diesen Herbst besonders lohnen. //

31. Oktober 2024 von Georg Bleicher

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