EY-Studie stellt infrage:
Ist der E-Bike-Boom vorbei?
Im vergangenen Jahr ist der Absatz von E-Bikes erstmals auf 2,1 Millionen Stück und damit um 5 Prozent oder 100.000 Fahrräder gesunken. Dennoch sind die E-Bike-Preise weiter gestiegen, wenn auch weniger stark als in den Vorjahren (von 2800 auf 2950 Euro). Den moderaten Preissteigerungen in Deutschland standen europaweit Preisrückgänge von acht Prozent gegenüber.
In einer aktuellen Studie spricht das Wirtschaftsprüfungsunternehmen Ernest and Young von einem Dämpfer, den es nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa für den Fahrradmarkt gegeben hat. Der Absatz ging um 17 Prozent und der Umsatz um neun Prozent zurück. Im zweitgrößten Markt Spanien brach der Umsatz gar um 23 Prozent ein. „Wir sehen überall in Europa einen spürbaren Abschwung auf dem Fahrradmarkt“, sagt Dr. Stefan Mohr, Partner und in der Region Europe West verantwortlich für das Sportbusiness bei EY. „Besonders massiv sind die Einbußen zwar bei mechanischen Fahrrädern, inzwischen sind aber auch auf dem E-Bike-Markt die Boom-Zeiten vorbei.“ Die vergangenen Jahre seien für die Branche trotz der insgesamt positiven Umsatzentwicklung schwierig gewesen, so Mohr: „Seit dem Ausbruch der Pandemie gab es eine regelrechte Achterbahnfahrt bei der Nachfrage. Zunächst stieg diese massiv, was zu Rekordverkäufen und hohen Bestellungen führte. Dann kam es zu Unterbrechungen der Lieferketten und erheblichen Lieferproblemen. Und aktuell normalisiert sich die Nachfrage auf einem niedrigeren Niveau, während die Lagerbestände immer noch hoch sind. Die Folge: Der Markt konsolidiert sich, der Wettbewerb nimmt zu, der Preisdruck steigt – und nicht alle Anbieter werden den aktuellen Ausleseprozess überleben.“
Laut einer von EY durchgeführten Umfrage unter 40 Branchenteilnehmern und Experten erwarten 71 Prozent, dass es in den kommenden 24 Monaten mehr Insolvenzen geben dürfte. 63 Prozent gehen von mehr Fusionen und Übernahmen aus. Dennoch schätzt Constantin Gall, Managing Partner und Leiter Mobility bei EY für Westeuropa: „Mittelfristig gehen wir von einem Umsatzwachstum von vier bis fünf Prozent pro Jahr aus. Wir werden also ein dauerhaft hohes Absatzniveau bei E-Bikes sehen.”
Bewegungsmangel hemmt Kinder- und Jugendradabsatz
Als alarmierend stuft EY den Absatzrückgang bei Kinder- und Jugendfahrrädern ein, der im vergangenen Jahr um acht Prozent, seit 2019 bei ganzen 37 Prozent liegt. „Die stark sinkende Zahl an verkauften Kinder- und Jugendfahrrädern könnte auf den seit Corona allgemein beobachteten Trend zu weniger Bewegung bei Kindern zurückzuführen sein“, sagt Mohr. „Kinder und Jugendliche in Deutschland verbringen zu wenig Zeit mit körperlichen Aktivitäten – das spürt die Fahrradbranche jetzt schon.“
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