Öffentlicher Diskurs nach Förderungswunsch der Grünen
Lastenradförderung wird zum Politikum
Der Vorschlag der Grünen ist recht unkompliziert. Der Kauf von privaten und gewerblichen Lastenrädern soll mit 1000 Euro bezuschusst werden. Über die vierjährige Legislaturperiode soll dafür eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt werden. Bisher werden auf Bundesebene nur Firmen, Kommunen und Vereine in der Anschaffung unterstützt. Auch die Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock steht hinter diesem Vorschlag. In der Sendung „Frag Selbst“, die am Sonntag in der ARD ausgestrahlt wurde, gab sie an, mit dem Vorstoß die „absolute Ungleichheit“ gegenüber der Förderung von Elektroautos (6000 Euro) angehen zu wollen.
In einem Artikel des RND (Redaktionsnetzwerk Deutschland) wird die Antwort des Bundesverkehrsministerium auf eine Anfrage von Sven-Christian Kindler (MdB) veröffentlicht. Demnach hat der Bund in den letzten drei Jahren lediglich 887 Lastenräder gefördert.
„Viele Handwerkerinnen und Kleinunternehmer könnten ihre Dienstleistungen und Fahrten auch mit E-Lastenrädern anbieten, aber für sie gibt es zu wenig Fördermittel. Gleiches gilt für Leihsysteme für E-Lastenräder. Auch Familien, die sich ein Lastenrad anschaffen wollen, lässt Scheuer seit dreieinhalb Jahren im Regen stehen. Eine neue Bundesregierung muss ab dem Herbst endlich Geld für die Verkehrswende in die Hand nehmen“, kritisiert der Haushalts-Politiker.
Diskurs auf Twitter
Auf Twitter entsteht ein reger Diskurs, der den Hashtag Lastenrad kurzzeitig auf Platz Eins der Trends katapultiert. „Stelle mir gerade Bauarbeiter auf dem Weg zur Baustelle vor. Gibt es auch Tandem-#Lastenrad für Chef & Azubi? Vorne der Presslufthammer verstaut – als Fahrradanhänger ein Betonmischer?“, polemisiert etwa CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Arne Behrensen, Geschäftsführer des Think-Tanks Cargobike.jetzt beobachtete den Diskurs. „Es geht in der Debatte nur zum kleinen Teil um das Lastenrad selbst, es geht um das Lastenrad als Symbol der Verkehrswende“, folgert er.
ADFC unterstützt Grünen-Forderung
Begrüßt wird die Forderung der Grünen unter anderem vom ADFC, der zusätzlich die Bedeutung angemessener Infrastruktur hervorhebt. „Der Vorschlag für eine Bundesförderung von Lastenrädern ist […] ausgesprochen zeitgemäß, denn sie trägt dazu bei, den Menschen die Alternativen zum Auto schmackhaft zu machen. Dazu gehört natürlich auch eine bessere Fahrrad-Infrastruktur. Guter Lastenrad-Verkehr funktioniert nur mit breiten Radwegen und guten Fahrrad-Parkplätzen – und die sind in Deutschland noch Mangelware“, so Bundesgeschäftsführerin Ann-Kathrin Schneider.
In der Kritik wurde die Bezahlbarkeit der Maßnahme und die Zielgruppe infrage gestellt. Der Vorwurf lautet etwa, Lastenräder würden nur von Besserverdienenden in Großstädten genutzt und seien deshalb nicht förderwürdig. Schneider entgegnet: „Lastenräder sind weit davon entfernt, eine Lösung nur für Großstädte zu sein. Auch auf dem Dorf müssen Kinder zur Kita und Getränkekisten nach Hause gebracht werden.“ Mit einer (zusätzlichen) Förderung von Sharing-Angeboten könne man die Unterstützung der Lastenräder sozial gerechter gestalten, wird der Zielgruppenfrage entgegnet.
Was Lastenräder alles leisten können, lässt sich auch auf der diesjährigen Eurobike beobachten. Dort wird es in diesem Jahr wieder eine eigene Cargo-Area geben.
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