Uni-Projekt mit Gazelle:
Lenkassistent soll Pedelec-Unfälle vermeiden
Laut des niederländischen Instituts für Straßensicherheit SWOV hat die Zahl der Unfälle mit Radfahrern zwischen 2000 und 2010 um 30 Prozent zugenommen. Gerade ältere Menschen sind auf dem Fahrrad im Straßenverkehr besonderen Gefahren ausgesetzt: 4.280 Radfahrer über 55 Jahre sind gemäß der niederländischen Studie in schwere Unfälle involviert, ungefähr 120 Vertreter dieser Altersgruppe kommen dabei ums Leben.
„Technisch ziemlich einfach“
Dabei verlieren die Unfallopfer häufig die Kontrolle über ihr Rad. Die TU Delft und Fahrradhersteller Gazelle wollen an dieser Situation etwas ändern und haben deshalb vor gut 15 Jahren angefangen an den Ursachen zu forschen, weshalb Fahrräder umkippen. Zunächst habe man ein mathematisches Modell entwickelt mit 25 physikalischen Größen, die erfolgreich voraussagten, ob ein Fahrrad umfalle oder nicht – und das bei unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Dieses Basiswissen brachte die Forscher auf die Idee, die Radfahrer mit einer aktiven Unterstützung in Form eines Lenkassistenten auszustatten, das das Fahrrad stabiler macht.
Dr. Arend Schwab von der TU Delft erklärt: „Technisch ist es eigentlich ziemlich einfach: Man benötigt einen Sensor, der registriert, wenn das Fahrrad umfällt, einen Motor, der die Lenkerausrichtung korrigiert und einen Prozessor, der den Motor kontrolliert. Der schwierigste Teil ist es, den richtigen Algorithmus für den Prozessor zu finden.“
Laut eigener Aussage sei das System das erste in der Welt, das ein Fahrrad aufrecht halten könne. Verantwortlich dafür ist ein Motor, der in der Lenkstange untergebracht ist und die Lenkung kontrolliert, sobald das Rad umzufallen droht. „Dieses System hält das Rad und seinen Fahrer bei Geschwindigkeiten über 4 km/h stabil und aufrecht“, verspricht Dr. Arend Schwab.
Serienreife noch nicht in Aussicht
Der Prototyp kombiniert die wissenschaftliche Forschung der TU Delft mit den praktischen Erfahrungen von Gazelle. Dennoch sei noch viel Forschung nötig, bevor der Lenkassistent für Endverbraucher nutzbar gemacht würde. Aktuell wird der Prototyp dazu genutzt, um anhand der Erfahrungen der Nutzer herauszufinden, welche Art der Unterstützung die beste ist. Erste Ergebnisse zeigten zumindest schon einmal, dass es den Fahrern mit dem System einfacher fällt, das Rad aufrecht zu halten. „Nun wollen wir erforschen, welche Art der Unterstützung den Radfahrern wann gefällt, und natürlich werden wir auch die Sicherheit des Systems testen“, heißt es seitens der Forscher.
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