Schweizer Fahrradbauer federführend
Mainz: Neues Rad-Vermietsystem setzt auf kombinierte Mobilität
die Kombination von öffentlichem Nahverkehr und Fahrradverkehr. Damit will der Anbieter, die Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG), nicht nur die Menschen aufs Rad bringen, sondern zugleich auch noch die Lücken der regionalen Infrastruktur füllen. Die Verbindung von Bus, Bahn und Rad drückt sich besonders durch die Wahl der Standpunkte für Verleihstationen an neuralgischen Punkten aus – aber natürlich auch, darauf weist Projektleiterin Tina Liebig hin, durch die absolut flächendeckende Verteilung von Mietstationen.
Stadt Mainz setzt auf Masse
„Die MVG will innerhalb der nächsten Monate auf gut 100 Stationen und etwa 1000 Leihräder kommen“, so Liebig. Die ersten Stationen wurden bereits im Juli eingeweiht, bis zum Herbst ist ein Testlauf mit 9 Stationen geplant. Das kostet. Daher wird das Projekt vom Bund mitfinanziert: Bis 2012 sollen insgesamt 12,7 Millionen Euro vom Bundesverkehrsministerium für das Projekt bereitgestellt werden.
Konsequent setzt man auch bei der Ausleihe schon auf kombinierte Mobilität: Ein personifiziertes E-Ticket der MVG (Bus- und S-Bahnt-Ticket) wird per Automat für den Radverleih frei geschaltet. Geplant ist, dass man in nicht allzu ferner Zukunft damit nicht nur Rad und Bus fahren, sondern auch deutschlandweite Verbindungen der Bahn und den Öffentlichen Nahverkehr in anderen Städten nutzen kann.
Die Räder sind an der Station fest angedockt. Mit dem E-Ticket werden sie freigeschaltet: Karte in den Schlitz, Nummer des Rads am Automaten-Display wählen, Rad aus der Station mit der es über eine Art Kupplung verbunden ist, ziehen. Die Rad-Miete wird im Halbstunden-Takt berechnet, die Abrechnung erfolgt über die bei der Anmeldung einmalig angegebene Kontonummer wie bei einer Mobilfunkrechnung.
Gelb und stabil
Das Fahrrad-Konzept des Mietsystems verantwortet Simpel-Gründer Philip Douglas, der unter anderem schon 2004 für die Mitarbeiter der Stadt Zürich Diensträder konzipiert hat. Für MVGmeinRad griff er auf Paper Bicycles zurück. Dieses Radkonzept entstand aus der Zusammenarbeit zwischen Simpel und dem schottischen Designer Nick Lobnitz. Das Rad wurde speziell für Verleihsysteme entwickelt. Auffällig am knallgelben CroMo-Rahmen mit besonders tiefem Einstieg: Die Rahmung für den Kettenkasten fungiert nochmals als Versteifung des Hauptrahmens. Außerdem ermöglichen diese Rohrzüge eine relativ großflächige Seitenabdeckung. Hier kommen Foamex-Kunststoffplatten als Werbeträger zum Einsatz. Für hohe Stabilität wird das Konzept auf 26-Zöller gesetzt, geschaltet wird mit der stufenlosen Nabenschaltung von Nuvinci. Der Drehgriff auf der linken Seite ist die Klingel. Zugunsten der Wartungsarmut wurde auf Federelemente verzichtet und die stufenlose Nuvinci-Nabe verbaut; gebremst wird mit Shimano Rollerbrakes. Für sicheren Gepäcktransport sorgt ein Pletscher-Träger. Rund-um-die-Uhr-Mobilität erfordert natürlich auch ein zuverlässiges Lichtsystem: Nabendynamo und Busch & Müller-Beleuchtung sind an Bord.
Im City-Bereich konnte das Leihrad bei der Präsentation Mitte Juli durchaus überzeugen. Das Vermietsystem selbst wird sich in den nächsten Monaten bewähren müssen.
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