Mobilitätsbranchen ziehen an einem Strang

Gestern Abend kamen im Pier 1 am Westhafen viele Akteure zusammen, um sich zum Thema Mobilität und Nachhaltigkeit zu vernetzen. Nach einer gemütlichen Ankunft bei Snacks und Getränken wurde den Besuchern und Besucherinnen zwei zentrale Programmpunkte geboten.

In einem Panel unter der Moderation Daniela Odessers wurde darüber diskutiert, wo die Chancen und Herausforderungen dabei liegen, Lieferketten nachhaltig zu gestalten. Das Thema ist nicht nur aufgrund eines neunen Konsumenten-Bewusstseins wichtig. Dr. Patrick Ayad, Global Leader Mobility and Transportation bei der Kanzlei Hogan Lovells, sorgte für die rechtliche Einordnung, die nachhaltige Lieferketten durch das Lieferkettengesetz, die EU-Taxonomie oder die Nachhaltigkeitsziele der UN bekommen hat. Konkreter werden die Forderungen in den sogenannten ESG-Rahmenbedingungen velobiz.de berichtete , so Christopher Werner, Risikoberater bei Frank Partners. Diese betreffen die gesamte Lieferkette. Ein persönliches Verhältnis und eine tiefe Durchdringung der Lieferanten ist deshalb wichtig, so das Kredo der Teilnehmer aus der Industrie. Diese wurde in Person durch Annalena Horsch, geschäftsführende Gesellschafterin von Coboc, durch Jonas Stolzke, Geschäftsführer von My Boo und durch Kristjan Maruste, CEO des E-Scooter-Herstellers Äike vertreten. Äike ist der einzige Hersteller, der E-Scooter außerhalb von China, nämlich in Estland produziert. Die lokale Produktion und das persönliche Verhältnis zu Lieferanten macht Lieferketten auch krisensicher.
Nachhaltig zu wirtschaften und auch eine hohe Fertigungstiefe zu haben, so die Erwartung des Plenums, dürfte immer mehr zum Wettbewerbsvorteil werden. Das gilt für die Kundschaft und bereitet Firmen darauf vor, mit zukünftigen, noch strafferen Regularien umzugehen. Auch für Arbeitnehmer ist es attraktiv, auf die Umwelt und die Mitarbeiter Acht zu geben. Annalena Horsch sieht hier das Thema mentaler Gesundheit im Fokus.

Ein neuer Blick auf städtisches Leben

Für einen echten Perspektivwechsel sorgte der Amsterdamer Professor für Stadplanung Marco te Brömmelstroet in seiner Keynote-Speech. Er nahm das Publikum mit auf eine Reise durch die Zeit, von Yoko Ono und John Lennon, die mit einem Fahrrad im Bett protestierten, über die ersten Verkehrsplaner und deren Vergangenheit im Wassermanagement bis hin zum heutigen Verkehrssystem, das den Menschen in der Stadt an den Rand drängt. Für einen echten Perspektivwechsel reicht es aber nicht, das gleiche System für Fahrrad wieder nachzubauen. Es braucht grundlegenden Wandel, der für te Brömmelstroet in der Weise beginnt, wie die Menschen über Verkehr sprechen und damit die Realität formen. Aus dem Vergleich mit forstwirtschaftlich optimierten Wäldern, zog er den Schluss, dass die Städte wieder wilder werden müssen. Während der Rede sang der niederländische Professor eine umgedichtete Version von John Lennons „Imagine“ und band das Publikum mit einem Selbstversuch in seinen Perspektivwechsel ein.

Durch das Abendprogramm führte Nicola Hemshorn-Bowen, die nach der Keynote-Speech noch zum Buffet und Netzwerken einlud. Die Veranstaltung fand in diesem Jahr das erste Mal statt und wurde von Fiedler & Peter Concepts, Velokin und Dani O. Kommunikation organisiert. Brose, My Boo und weitere Unternehmen unterstützen das Event als Sponsoren.