Osnabrücker Fahrradhändler treten Flucht nach vorne an

In den meisten Bundesländern sind die Verkaufsräume der Fahrradgeschäfte noch geschlossen. Fahrradverkäufe sind nur im Rahmen der gesetzlich erlaubten Rahmenbedingungen möglich – Click & Collect beispielsweise. In den Fahrradwerkstätten herrscht jedoch bereits Hochbetrieb - und das obwohl die Fahrradsaison wetterbedingt noch gar nicht so richtig an Fahrt gewonnen hat. Doch schon jetzt müssen Kunden mit erheblichen Wartezeiten bei Fahrradreparaturen rechnen.
Nicht zuletzt mit den Bildern aus dem Vorjahr im Hinterkopf, als nach der Beendigung des Lockdowns der Fahrradhandel regelrecht gestürmt wurde, stellt sich vielerorts die Frage, wie dies in dieser Saison zu schaffen sein wird, wenn die Fahrradsaison so richtig durchstartet und die Läden wieder öffnen dürfen. Die bereits jetzt vorhandenen Lieferschwierigkeiten bei Kompletträdern und Ersatzteilen könnten dem ganzen Szenario noch die Krone aufsetzen.

Paradoxe Situation

Es ist eine paradoxe Situation. Einerseits sollte sich Fahrradbranche über den wachsenden Zuspruch für Fahrrad, E-Bike & Co. freuen. Andererseits fürchtet man sich vor den Schattenseiten, vor einer Überlastung vor allem in den Werkstätten. Zum Tragen kommt hierbei auch, dass sich die Mitarbeitersituation bei Fachhändlern und Werkstätten weiter verschärft hat. Dass sich das Verständnis der Kunden für diese insgesamt herausfordernde Situation in Grenzen hält, das mussten viele Händler bereits im vergangenen Jahr am eigenen Leibe spüren velobiz.de berichtete . Nichts deutet darauf hin, dass es in dieser Saison besser wird. Im Gegenteil.
Doch gibt es einen Ausweg aus dieser Situation? Diese Frage hat sich auch Daniel Üffing, Mitarbeiter von Fahrrad Schwan aus Osnabrück gestellt. Die Füße stillhalten, und die Welle auf sich zukommen lassen war jedenfalls nicht sein Ding. Vielmehr versuchte Üffing in Osnabrück und Umgebung Fahrradhändler zu finden, um mit einer gemeinsamen Kampagne zum einen potentielle Kunden zum frühzeitigen Werkstattbesuch zu motivieren, und fast noch wichtiger: Um über die aktuelle Situation und die Herausforderungen der Fahrradhändler zu informieren und um Verständnis für zu erwartende Wartezeiten zu werben.
Die Bemühungen von Üffing waren durchaus von Erfolg gekrönt. Insgesamt zehn Osnabrücker Fahrradhändler haben kürzlich in größer angelegten Online- und Printkampagnen, u.a. in der renommierten Osnabrücker Zeitung, auf sich aufmerksam gemacht. Gepaart wurde diese Kampagne mit einer gemeinsamen Landingpage ( www.deine-zweiradwerkstatt.de ). Hier finden sich nochmals wichtige Kundeninformationen zur aktuellen Lage. Insbesondere auch die verschärfte Liefersituation insgesamt wird nochmals ausführlich erklärt. Dazu gibt es eine klare Empfehlung an die Kunden, sich frühzeitig um Inspektionstermine zu kümmern. „Solche reichweitenstarken Kampagnen sind ja durchaus kostspielig, aber als gemeinschaftliche Aktion dann doch zu stemmen“, sagt Üffing.

Die Kampagne lief vor rund zwei Wochen an, pünktlich an den Tagen, an denen sich erstmals im Land frühlingshaftere Temperaturen durchsetzen. Im Gespräch mit velobiz.de gibt sich Üffing durchaus zufrieden mit dem Erfolg der Kampagne. „Die unmittelbare Resonanz war sehr gut“, so Üffing.

Jetzt hofft nicht nur der Osnabrücker Fahrradhändler darauf, dass die Fahrradgeschäfte halbwegs uneingeschränkt mit dem Verkauf starten können.

An der gemeinschaftlichen Aktion beteiligt sind: Heinrich Stapel Fahrräder (Glandorf), Zweiradhaus Sprenger + Brünink (Wallenhorst), 2-Rad Schulz (Belm), Zweiradhaus Grave (Hagen am Teutoburger Wald), Stavermann GmbH (Georgsmarienhütte), Die 2radprofis (Osnabrück), Rad-Sport Schriewer (Hilter), Zweirad Meer (Georgsmarienhütte), H. Röwer & Co. Zweirad GmbH (Osnabrück) und Fahrrad Schwan (Melle).