Premiere für drei neue Modelle
Riese und Müller gibt jetzt auch mit Pedelecs Gas
Die Aufgabenliste an das erste eigene E-Bike-Programm von Riese und Müller war lang: Optisch ansprechend wie ein Emove von Hercules sollen die Räder sein, einfache Entnahme des Akkus wie beim Flyer, Reichweite wie ein Lafree von Giant und leicht wie das japanische 20-kg-Modell Sunstar. Und natürlich komfortabel durch Vollfederung – nicht nur, weil der Markenname Riese und Müller auf dem Rahmen klebt, der als Synonym für gefedertes Radfahren stehen soll, sondern auch, weil die Macher der Marke überzeugt sind, dass Vollfederung vor allem beim Pedelec mit seiner Motorunterstützung eigentlich Pflicht sei.
Gleichzeitig sollten die E-Bikes von Riese und Müller auch bei Leistung und Qualität des Antriebs Maßstäbe setzen. Das Entwicklungsteam des Fahrradherstellers wurde hier beim kanadischen Anbieter Bionx fündig. Dessen gleichnamiges Antriebssystem überzeugte gleich aus mehreren Gründen: Der Motor arbeitet nahezu völlig geräuschfrei, bietet dennoch ein spürbar üppiges Drehmoment und durch die Unterbringung im Hinterrad gibt es keine Probleme beim Schalten unter Last. Zudem ließ sich die Software des Antriebssystems sehr genau an die Wünsche von Riese und Müller anpassen. Für die neuen Modelle des Darmstädter Anbieters bedeutet das, dass die Tretkraftunterstützung in vier Stufen eingestellt werden kann. Ein interessantes Feature für Langstreckenfahrer ist zudem, dass der Motor bei längeren Abfahrten zum Laden des Akkus per Knopfdruck quasi umgepolt werden kann. Und last but not least, habe die Unterbringung des Drehmomentsensors in der Hinterradachse die Entwickler von Riese und Müller überzeugt. Als Nachteil empfanden manche der bei der Präsentation anwesenden Händler, dass der Bionx-Motor nicht mit einer Getriebenabe kombiniert werden kann. Markus Riese erwiderte darauf, dass die gegenwärtig erhältlichen Getriebenaben mit der zusätzlichen Kraft eines Elektroantriebs überfordert seien. Eine Getriebenabe ließe sich beim Pedelec deshalb nur mit einem Vorderrad-Motor kombinieren, der aber fahrtechnisch zu viele Nachteile mit sich brächte.
Verwendet wird der Bionx-Antrieb nun in drei Modellen, von denen eines eine komplette Neuentwicklung darstellt.
Jetstream
Design ist bekanntlich Geschmackssache. Doch daran, dass es Riese und Müller mit dem Jetstream gelungen ist, einen optischen Benchmark bei E-Bikes zu setzen, dürfte wenig Zweifel herrschen. Doch auch technisch hat das Modell einiges an Rafinesse zu bieten. Besonders die Integration des Akkus lässt die Herzen von Technikern und Ästheten gleichermaßen höher schlagen: Im Aluminiumprofil des Hauptrohres (das eigentlich kein Rohr ist, sondern ein Strangpressprofil) ist oben eine Klappe eingesetzt, über die der darunter liegende Akku zum Laden entnommen werden kann. Damit der Rahmen dennoch genugStabilität aufweist, wurde in das Profil eine zusätzliche Innenwand eingesetzt.
Trotz des dadurch hohen Materialeinsatzes und trotz Vollfederung ist es Riese und Müller gelungen, mit dem Jetstream eines der leichtesten E-Bikes im Markt zu konstruieren: Je nach Ausstattung beginnt die Gewichtsskala bei 23 kg.
Ausgestattet ist das Jetstream mit dem Bionx-Motor in der 250-Watt-Version, der bei 25 km/h abgeregelt ist und mit den verwendeten Li-Ion-Akkus 37 km Reichweite besitzt.
Die empfohlenen Verkaufspreise für das Jetstream beginnen je nach Ausstattung bei 2999 EUR.
Birdy Hybrid
Falträder mit Elektroantrieb gab es auch schon vor dem Birdy Hybrid. Doch selten zuvor ist die optische Integration so gut gelungen wie bei diesem neuen Modell von Riese und Müller. Keine völlig neue, aber hier sehr sinnvolle Lösung ist die Unterbringung des Akkus in einer Lenkertasche, die sich per Klickfix leicht an- und abnehmen lässt und noch zusätzlichen Stauraum bietet.
Rekordverdächtig ist das Gewicht des elektrischen Falters: Gerade mal 18 kg wiegt das Birdy Hybrid. Mit abgenommenen Akku wiegt das Birdy Hybrid nicht mehr als ein Modell mit Rohloff-Nabe. Hier macht sich auch der Vorteil der abnehmbaren Akku-Tasche bemerkbar: Zum Falten und Tragen des Birdy wird die Tasche umgehängt, so dass sich das gefaltete Rad leicht mit einer Hand heben lässt.
Den Bionx-Antrieb teilt sich das Birdy Hybrid mit dem Jetstream: also 250-Watt-Motor mit 37 km Reichweite. Schaltungstechnisch werden zwei Varianten angeboten: Speed-Drive-Kurbel von Schlumpf mit 52 Zähnen und reguläre Kurbel mit 56 Zähnen.
Die Preise für das Birdy Hybrid gehen bei 2999 EUR los.
Delite Hybrid
„Sauschnell“ sei, so Heiko Müller, das neue Delite Hybrid. Mit Leichtmofa-Zulassung und 500-Watt-Motor schaffen selbst mäßig sportliche Fahrer ohne größere Anstrengung in der Ebene 45 km/h. Für etwas sportlichere Fahrer seien auch 60 km/h möglich.
Mit dem Delite Hybrid will Riese und Müller nicht nur Alltagsfahrer ansprechen, sondern vor allem auch Technikfreaks und sportliche Fahrer. Deshalb sei bewusst auch die optisch sehr wahrnehmbare Version des Bionx-Akkus verbaut worden, der hier 36 V bei 10 Ah und somit rund 55 km Reichweite bietet.
Auch preislich wird der besondere Anspruch des Delite Hybrid deutlich: Wer sich den flotten Fahrspaß gönnen will, muss mindestens 3499 EUR auf die Ladentheke legen.
Große Marktchancen
Mit der gelungenen Premiere im E-Bike-Markt dürfte Riese und Müller der Erfolg in diesem Segment sicher sein. Die vergleichsweise hohen Preise der neuen Hybrid-Modelle sind zwar erklärungsbedürftig, doch als Gegenwert gibt es durchdachte und innovative Lösungen.
Und der E-Bike-Markt ist hungrig nach neuen Anbietern und Lösungen, wie velobiz.de bereits in einem ausführlichen Report über dieses Marktsegment feststellte:
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Werden E-Bikes zur nächsten Goldgrube ?
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