Eine Ende im Streit nach zehn Jahren:
Rosenkrieg unter E-Bike-Vorreitern
Gemeinsam haben Extra Energy und aktiv Radfahren in den vergangenen Jahren einiges im E-Bike-Segment bewegt. Seit den ersten gemeinsam produzierten Sonderausgaben zum Thema gingen die Meinungen offenbar jedoch immer weiter auseinander, so dass schon bei der Planung für 2009 eine Trennung diskutiert wurde. Was damals vielleicht noch friedlich möglich gewesen wäre, mündete nun in einen Rosenkrieg.
Auslöser war ein Artikel von Hannes Neupert auf der Website von Extra Energy, in dem der E-Bike-Lobbyist dem Partner im Kern die Vermischung redaktioneller und wirtschaftlicher Interessen vorwarf. Darüber hinaus habe sich aktiv Radfahren nicht an die angebliche Abmachung gehalten, dass Extra Energy für das Testen und der FGH-Titel fürs Publizieren zuständig sei. Streitpunkt war dabei etwa die gute Bewertung durch die aR-Redaktion eines Modells der ZEG. Der Einkaufsverband und FGH stehen sich durch gemeinsame Projekte bekanntermaßen nahe. Deshalb der Vorwurf von Neupert: „Es liegt nahe, dass die Bewertung des Pegasus mit „Gut“ plus Empfehlung, die aus technischer Sicht nicht gerechtfertigt ist, in Verbindung damit steht, das die ZEG ein wichtiger Anzeigenkunde der FGH ist.“ Dahingegen verfolge Extra Energy „mit viel ehrenamtlichem Engagement ein rein inhaltliches Interesse“, so Neupert weiter. Gleichzeitig skizziert Neupert in seinem Artikel sehr detailliert, welche wirtschaftlichen Vereinbarungen von seinem Verein mit FGH getroffen worden seien.
Beim bisherigen Verlagspartner ist man über die Preisgabe von Interna natürlich alles andere als erbaut, weit mehr ärgert die Macher von aktiv Radfahren jedoch wohl der Angriff auf ihre journalistische Ehre. Zumal es hier zuvor keine Kritik seitens Extra Energy gegeben habe. „Hintergrund der Eskalation sind unterschiedliche Auffassungen von wirtschaftlichem Arbeiten – und betrafen bisher weniger die Marke aktiv Radfahren noch die Redaktion selbst“, schreibt Chefredakteur Fikuart in seinem offenen Brief. Ausführlich schildert der Magazinmacher nachfolgend die Testmethoden von aktiv Radfahren und bemüht sich dabei, das Bild einer gewissenhaften Redaktion zu zeichnen. Auch seien die in der Branche inzwischen bekannten technischen (Stecker-)Probleme der ZEG-Pedelecs erst nach der Veröffentlichung des guten Test-Ergebnisses bekannt geworden.
Fikuart wirft Neupert jedenfalls vor, dass dieser in seinem Artikel „massiv die Unwahrheit“ gesagt habe. Der Angriff des E-Bike-Lobbyisten sei „sachlich falsch, menschlich enttäuschend und ziemlich unfair“, so Fikuart.
Beide Seiten gehen also mit harschen Worten nicht gerade sparsam um. Dabei sind vielleicht auch einfach die Interessen der beiden bisherigen Partner über die Jahre zu weit auseinander gedriftet. Während sich Fikuart im Gespräch mit velobiz.de offen dazu bekennt, bei seinen Tests auch im Interesse der Branche nicht mit überzogener Härte vorzugehen, will Neupert – auch im Interesse der Branche – schon eher mal den Finger in offene Wunden legen. In einem zweiten, jüngst veröffentlichten Statement schreibt Neupert: „Die Erfahrung zeigt, dass nur harte aber ehrliche Testresultate einen echten Nutzen für die Hersteller haben. Auch wenn die Empörung manchmal groß ist, so gibt es doch kaum etwas Schlimmeres für einen Hersteller als wenn er zuerst eine Menge Fahrzeuge verkauft und später das Modell zurückrufen und nachbessern muss. Inzwischen sind viele Hersteller, die zuerst über ein schlechtes Testergebnis bestürzt waren, dankbar, da es sie vor größeren Rückholaktionen bewahrt hat.“
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