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Appell an die Fahrradindustrie:

Spanier gehen gegen Chainreaction auf die Barrikaden

Vielleicht hatte die gegenwärtige revolutionäre Stimmung in den verschiedenen arabischen Ländern eine ansteckende Wirkung: In Spanien hat sich jüngst eine Gruppe von Fahrradhändlern zusammen getan, um lautstark bei der Fahrradindustrie gegen die Belieferung des irischen Online-Händlers Chainreaction und anderer Billiganbieter zu protestieren. Händlerkollegen aus ganz Europa werden eingeladen, sich dem Protest anzuschließen.

Gemeinsam sind wir stark. So oder so ähnlich wird wohl der spanische Fahrradhändler Christian Tidow gedacht haben, der laut einem Bericht der amerikanischen Fachzeitung Bicycle Retailer Initiator der Kampagne gegen den irischen Mitbewerber ist. Auf der Website http://antichainreaction.com sowie auf Facebook veröffentlichte der Spanier kürzlich einen offenen Brief an Hersteller, Distributeure und Händlerkollegen, der innerhalb der Branche bereits weltweit Wellen schlägt.

Online-Händler wie Chainreaction zerstören ein normales Preisgefüge in der Branche, so der Vorwurf, in dem sie die üblichen Distributionswege umgehen und ihre Waren direkt bei den jeweiligen Herstellern beziehen. Der dabei entstehende Preisvorteil sowie der geringere Kostenapparat werden ungemindert an den Verbraucher weitergegeben - mit fatalen Folgen nicht nur für den Fachhandel in Spanien.

Die Schuld sieht Initiator Tidow weniger bei den europaweit agierenden Online-Händlern selbst, für die Chainreaction als prominentestes Beispiel dient, sondern bei den Herstellern, die diese Einkaufspraxis ermöglichen. Und die wären durchaus in der Lage, die Situation zu ändern, heißt es in dem mehrsprachig veröffentlichten offenen Brief: "Als Markenhersteller können Sie sich weigern, Online-Billiganbieter zu bedienen und Großhändler dazu verpflichten, Ihre Produkte nicht auf diesen Niedrigstpreis-Plattformen zu vertreiben. Andernfalls wird sich der Umsatz Ihrer Produkte mit der Zeit auf die Niedrigstpreis-Plattformen verlagern." Anders ausgedrückt: Wenn die Industrie das Problem nicht in den Griff bekommt, werde nicht nur in Spanien der stationäre Bike-Fachhandel aussterben.

An den Reaktionen und Kommentaren von amerikanischen Marktteilnehmern, die auf der Website antichainreaction.com veröffentlicht sind, lässt sich übrigens ablesen, dass dieses Problem inzwischen keine Grenzen mehr kennt, sondern weltweit den Fahrradhandel beschäftigt.

2. Februar 2011 von Markus Fritsch

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