Marktbeobachter erwarten das Schlimmste
Steht dem Einzelhandel jetzt eine Pleitewelle bevor?
„Handel droht 2009 Pleitewelle“, so die Überschrift in einem jüngsten Bericht in der Financal Times Deutschland. Schon im Februar könnte es eine Welle von Insolvenzen im Einzelhandel geben, schreibt die Zeitung. Auslöser für die düstere Prognose sind Umfragen und Studien, wonach Deutsche im Weihnachtsgeschäft rund 10 % weniger ausgeben wollen als im Vorjahr. Wen dies zuträfe, könnten viele Einzelhandelsgeschäfte nicht den notwendigen Speck ansetzen, um in den ersten Monaten des neuen Jahres über die Runden zu kommen. Dabei wird erwartet, dass insbesondere Textil- und Elektronikhändler in Existenznot geraten könnten. Hinzu komme, dass sich Banken bei der Kreditvergabe, z.B. bei der Finanzierung des Einkaufs von Weihnachtsware im Herbst, sehr zurückhaltend gezeigt hätten.
"Verlust der preislichen Mitte"
VDZ-Geschäftsführer Markus Lehrmann bestätigt die Sorgen des Einzelhandels: „Für die gesamte Branche gilt, dass der konjunkturelle Aufwind, der in den letzten beiden Jahre festzustellen war, bisher nicht im Handel angekommen ist. Die Erhöhung der Mehrwertsteuer um 3 Punkte bzw. knapp 19% Anfang 2007 hat die Konsumstimmung abgewürgt. Viele Händler waren nicht einmal in der Lage, diese Steigerung an den Kunden weiterzugeben. So erklärt sich auch der Rückgang der Umsätze im Handel um rund 0,7% im Jahr 2007. Auch für 2008 erwartet der Einzelhandel einen Rückgang der Umsätze. Steigende Fixkosten und die anziehenden Beschaffungskosten lassen vermuten, dass der Strukturwandel im Einzelhandel an Dynamik gewinnt.“ Als Folgen nennt Lehrmann Insolvenzen und ein „Verlust der preislichen Mitte“ zugunsten der Discounter.
Positiv für die Konsumstimmung insgesamt sieht Lehrmann auf kurzer Sicht jedoch, dass die Ölpreise wieder gesunken sind. „Die Preistafel an den Tankstellen ist das Barometer für die Kauflust der Kunden“. Wenn dies so bleibe, blickt Lehrmann durchaus optimistisch auf das Weihnachtsgeschäft im Handel.
Fahrradhandel deutlich im Plus
Der Fahrradhandel hat sich im vergangenen Jahr vom allgemeinen Einzelhandels-Trend abkoppeln können. Für 2008 erwartet Lehrmann in unserer Branche ein Umsatzplus von 8 %. „Der Einzelhandel mit Zweirädern profitierte in diesem Jahr deutlich vom Boom des Fahrrads als Verkehrsmittel und Alternative zum teuren Auto“. Jedoch: „Was dem Gesamthandel kurzfristig hilft, namentlich der niedrige Ölpreis, schwächt die Verkaufsargumente für das Fahrrad.“ Deshalb geht Lehrmann davon aus, dass auch für den Fahrradhandel das Jahr 2009 schwierig werden wird. Und wenn der Fahrrad-Boom schon wieder zu Ende sein sollte, sieht Lehrmann aufgrund der schwachen Ertragslage einige Existenzen bedroht. Entscheidend für den Erfolg sei deshalb auch ein zügiger Start in die Saison 2009.
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