Markt - Krisenbewältigung
Steiniger Weg in eine rosige Zukunft
Wer schon seit vielen Jahren in der Fahrradbranche unterwegs ist, erinnert sich vielleicht an die Zeiten des Mountainbike-Booms in den 90er-Jahren, in denen unfassbar viele Fahrräder verkauft wurden und die Industrie mit der Produktion nicht mehr hinterherkam. Jahre später folgte ein harter Weg zurück in die Normalität, mit Verkaufszahlen, die wieder auf vergleichsweise niedrigem Niveau lagen. Viele Marken, aber auch Händler wurden übernommen oder verschwanden ganz von der Bildfläche. Die aktuelle Situation der Branche wird von Experten gerne mit diesen Zeiten verglichen. Gleichzeitig gibt es große Unterschiede zu damals, vor allen Dingen was den zeitlichen Rahmen und die Intensität der Ausschläge anbelangt.
Schon vor Ausbruch der Corona-Pandemie bewegte sich die Fahrradbranche dem E-Bike sei Dank seit einigen Jahren auf einem verheißungsvollen Wachstumskurs.
Heiko Müller, Riese & Müller
"In den vergangenen Jahren hat die Fahrradbranche einen regelrechten Boom erlebt. Viele Menschen haben ihre Mobilität verändert und sind auf das E-Bike umgestiegen. Aktuell erleben wir, bedingt durch das kalte, nasse Wetter und die derzeitige wirtschaftliche Lage, einen Rückgang der auch durch Corona stark angeschobenen Nachfrage. Wir erleben gleichzeitig aber auch, dass der positive Spirit und Wunsch zur Veränderung der eigenen Mobilität anhält. Die Menschen sind nach wie vor auf der Suche nach hochwertigen, langlebigen und sicheren Bikes, mit denen sie zuverlässig ihre Alltagsmobilität gestalten können. Als Hersteller im Premium-Segment können wir diesem Bedarf mit unserer umfassenden Produktpalette optimal begegnen. Unseren Händlerinnen und Händlern bieten wir attraktive Konditionen und eine flexible Orderstruktur, um optimal auf die Nachfrage der Kundinnen und Kunden reagieren zu können."
Gleichzeitig stieg auch die Bedeutung des Fahrrads in Gesellschaft und Politik. Einflüsse von außen, welche die Branche nicht zu verantworten hatte und auch nicht steuern konnte, brachten diesen Wachstumskurs außer Kontrolle. Zunächst sorgte Corona für eine Übernachfrage nach Fahrrädern, zeitgleich verursachte Corona eine Störung der Lieferketten in einem Ausmaß, wie sie die Branche bislang noch nicht gesehen hatte. Nur zwei Jahre später, als sich die Liefersituation wieder zu entspannen begann und Fahrrad- und Komponentenhersteller sowie der Fahrradhandel auf weiteres Wachstum gepolt waren, brachte der von Russland angefachte Krieg in der Ukraine das wirtschaftliche Gefüge auch in Deutschland durcheinander.
Für den Fahrradmarkt ab Mitte des Jahres 2022 bedeutet dies zusammengefasst, dass eine abgeschwächte Nachfrage auf ein übergroßes Angebot trifft. Die Situation verschlimmerte sich in den ersten Monaten des Jahres 2023, weil der Saisonstart auch durch kaltes und regnerisches Wetter bis in den Mai hinein auf sich warten ließ. Das führte zu großer Verunsicherung und zu großen Ängsten auf allen Handelsstufen, aber auch zu erheblichen Umsatzeinbußen.
Allein der Umstand, dass ein großer Einkaufsverband »Solidaritätsaufrufe« an seine Mitgliedsunternehmen verschickt und ankündigt, Stornierungen von Fahrrädern und E-Bikes durch Fachhandelsmitgliedern nur mit Zahlungen von hohen Gebühren zu ermöglichen, lässt schon tief blicken. In Zahlen sichtbar wird die deutliche Konsolidierung auch in den Geschäftszahlen der börsennotierten Fahrradunternehmen, die durch die Bank im ersten Quartal des Jahres deutlich schwächere Geschäftszahlen auswiesen als ein Jahr zuvor. Shimano hatte schon im Rahmen des Halbjahresberichtes 2022 eine Abkühlung des Branchengeschehens vorhergesehen und die Umsatz- und Gewinnerwartungen dementsprechend angepasst.
Claus Fleischer, Bosch eBike Systems
"Zuerst die Good News: E-Biken ist fest in der Gesellschaft etabliert, dieses Jahr werden in Deutschland voraussichtlich erstmals mehr motorisierte Fahrräder verkauft als unmotorisierte. Das ist eine sehr erfreuliche Entwicklung. Doch trotz der Erfolge der vergangenen Jahre befindet sich die E-Bike-Branche derzeit in keiner einfachen Situation. Die Lage in den letzten drei Jahren glich einer Achterbahnfahrt: Zunächst die Unsicherheiten, die Covid-19 mit sich brachte, die Konsequenz, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich in dieser Zeit ein Fahrrad oder E-Bike zulegten, was zu einer hohen Nachfrage führte, dann die Lockdowns in China und anderen asiatischen Ländern, mit denen eine Teileknappheit einherging, volatile Lieferketten, durch Allokation überhöhte Aufträge, die Inflation, schließlich auch die Rezession. Das sind viele Faktoren, die eine punktgenaue Planung massiv erschweren. Deshalb und aus weiteren Gründen sind heute bei den Fahrradhändlerinnen und -händlern hohe Bestände vorzufinden: Modelle aus dem Vorjahr wurden verspätet ausgeliefert, die 2023er-Modelle stehen bereit – und das Frühjahr war wettertechnisch leider schwach, weswegen der Abverkauf teils nicht ideal verläuft.All das führt dazu, dass sich die Branche aktuell in einer Konsolidierungsphase befindet, die vermutlich bis ins Jahr 2024 hineinreichen wird. Allerdings gehen wir davon aus, dass sich die positive Entwicklung mittel- und langfristig fortsetzen wird. Wir erwarten, dass sich der Markt in der DACH-Region und ganz Europa ab Mitte 2024 mit gesundem Wachstum wieder einpendeln wird.Was sollten wir Branchenteilnehmer nun tun? Ich denke,es ist wichtig, ruhig zu bleiben, sich auf seine Stärken zu fokussieren und den eingeschlagenen Weg konsequent fortzusetzen. Wir bei Bosch E-Bike Systems werden auch dieses Jahr eine Vielzahl von Produkten und digitale Features auf den Markt bringen, die Nutzerinnen und Nutzer für das E-Bike begeistern. Und wir werden weiterhin ein starker Partner für Fahrradhersteller und Fachhändler sein. Zugleich sollten wir als Branche nicht müde werden, auf der politischen Ebene Maßnahmen einzufordern, um die Rahmenbedingungen und die Infrastruktur für das Fahrrad und für die Fahrradfahrenden weiter zu verbessern. Es gibt also viel zu tun. Packen wir es weiter an."
Die schwierigen Bedingungen stellen Geschäftsbeziehungen auf eine harte Probe und das nicht nur auf der Ebene zwischen Fahrradhersteller und Fahrradhandel. Überbestände sind auf allen Handelsstufen vorhanden. So knirscht es offensichtlich auch im OEM-Geschäft zwischen Teile- bzw. Komponentenlieferanten und Fahrradherstellern, wie Unternehmensvertreter im Gespräch mit velobiz.de berichten.
Wie konnte es innerhalb kurzer Zeit zu dieser schwierigen Situation kommen, die Unternehmen sogar um ihren Fortbestand bangen lässt?
Es sicherlich falsch, dem Fahrradfachhandel allein den Schwarzen Peter zuzuschieben mit der Behauptung, er hätte aus Gier zu viel geordert und damit eine Produktionsmenge angestoßen, die sich jetzt im Nachhinein als viel zu groß darstellt. »Die aktuelle Situation ist kein Handelsproblem«, erklärt beispielsweise Unternehmensberater Ulf-Christian Blume. »Hier treten nur die Versäumnisse und Fehlannahmen zutage, die entlang der gesamten Supply-Chain passiert sind.«
Es ist eine Verkettung verschiedener Umstände, die zu den aktuellen Herausforderungen geführt haben: Unmittelbar nach dem ersten Lockdown konnten Fahrradhändler so gut wie jedes Fahrrad verkaufen, das im Lager verfügbar war. Lagerbestände sanken gegen null und gleichzeitig versagten die Lieferketten. Bestellte Räder konnten nicht geliefert werden, der Fachhandel konnte oftmals die weiterhin starke Nachfrage nicht bedienen. Infolgedessen wurde auch für die kommende Saison eine schlechte Lieferfähigkeit der Fahrradindustrie erwartet und dementsprechend das Ordervolumen deutlich erhöht.
Der von Russland angefachte Krieg in der Ukraine und die daraus resultierenden wirtschaftlichen Folgen trafen die Branche mit voller Wucht. Zumal Branchenexperten gegenüber velobiz.de bemängeln, dass das Management in den Unternehmen zu viel Zeit verstreichen ließ, um sich auf die veränderte Situation mit hohen Energiekosten und Inflationsraten einzustellen. Erschwerend kommt aus Sicht der Fahrradhändler hinzu, dass Fahrradhersteller neue Ware in hoher Stückzahl ausliefern und gleichzeitig auch rückständige Aufträge abarbeiten und ausliefern. Die Lagerkapazitäten gerieten dort an die Grenzen, die Liquidität auch. Große Hoffnungen wurden zu Jahresbeginn in einen frühen und energischen Start in die Fahrradsaison gesetzt.
Bernhard Lange, Paul Lange GmbH
"Die gute Nachricht ist: Das Fahrrad ist der Garant der Mobilitätswende in den Innenstädten. Insbesondere durch den Ukrainekrieg verspürt man allerdings derzeit eine Konsolidierung des Marktes. Das nasskalte Wetter der ersten Monate des Jahres tat ein Übriges und so sind aus den viel diskutierten Engpässen der Jahre 2020 bis 2022 innerhalb kurzer Zeit massive Überbestände geworden. Einerseits haben fast alle Player entlang der Wertschöpfungskette bei Produktions- und Logistikkapazitäten nachgelegt und in überraschend kurzer Zeit das Angebot der Nachfrage angepasst. Andererseits führten die oben beschriebenen Faktoren zu einem gewissen Marktsättigungsgrad. Klar ist: Ohne Krieg und Gasproblematik hätten wir keine Inflation, keine gestiegenen Energiepreise und keine Kaufzurückhaltung.Die daraus resultierenden hohen Lagerbestände schränken derzeit die Handlungsfähigkeit vieler Branchenteilnehmer stark ein, sodass auch eine langsame Verbesserung der gesamtwirtschaftlichen Indikatoren wie des Konsumklima-Index kurzfristig zu keiner Entspannung führt. Selbst ein schöner, warmer und trockener Fahrradsommer wird – dieser Illusion sollte man sich nicht hingeben – 2023 nicht mehr zu einem Erfolgsjahr machen. Und auch für 2024 erwarte ich noch keine Rückkehr zum Normalzustand. Wir alle haben den Preis des Ukrainekrieges zu bezahlen, von dem unsere Kollegen von Paul Lange Ukraine in Kiew direkt betroffen sind. Trotz allem verspüren wir seit Mitte April wieder steigende Umsätze.Auch deshalb ist weiterhin eine positive Grundstimmung in der Branche spürbar. Wie eingangs erwähnt, steht dem Fahrrad und damit der Branche mittel- bis langfristig eine glänzende Zukunft bevor. Eine Aussicht, um die uns die meisten anderen Branchen beneiden. Radfahren wird immer mehr zum zentralen Träger der Mobilität, ein solider Wachstumskurs ist vorgezeichnet. Auf dem Weg dorthin ist jedoch entscheidend, dass gerade in diesen herausfordernden Zeiten mit Augenmaß agiert wird, an eindeutigen Kennzahlen statt an Erwartungen orientiert geplant und bestellt wird und bei allem Fokus auf die Bewältigung der aktuellen Situation dennoch wichtige Weichen für die mittel- und langfristige Zukunft gestellt werden."
Doch auch diese Hoffnungen wurden nicht erfüllt. Gleichzeitig wird erst jetzt registriert, dass vorhandenes Budget auch wieder alternativ verwendet wird, insbesondere zur Finanzierung von Urlaubsreisen. Alles in allem leidet die Nachfrage nach Fahrrädern in den ersten Monaten des Jahres und Ware fließt nicht in dem Maße ab, wie es nötig wäre, um für eine Entspannung zu sorgen.
Perspektive?
Dass das Fahrrad in all seinen Ausprägungen und Nutzungsmöglichkeiten eine goldene Zukunft vor sich hat, darin sind sich die Experten einig. »Die Perspektiven sind hervorragend«, sagt beispielsweise Wolfdieter Fronemann, der in seiner vierzigjährigen Karriere die Fahrradbranche aus allen Blickwinkeln betrachten konnte und weiterhin beratend tätig ist. Angesichts eines Fahrradbestands von über 80 Mio. Fahrrädern, von denen gerade mal 10 Prozent elektrifiziert sind, lässt sich erahnen, wie groß das Potenzial insbesondere für das E-Bike ist. Viele Entwicklungen wie die Verkehrs- und Städteplanung sowie die Herausforderungen zur Bewältigung des Klimawandels spielen dem Mobilitätsthema Fahrrad die Trümpfe in der Hand.
Doch zunächst sind noch einige Steine aus dem Weg zu räumen. Es führt kein Weg daran vorbei, die Bestände an Fahrrädern und E-Bikes in möglichst kurzer Zeit wieder auf ein gesundes Maß herunterzufahren. Doch wie? »Die eine richtige Empfehlung gibt es sicher nicht«, betont Berater Fronemann. Aber: »Der Fahrradhandel ist gefordert, wieder durch gezielte und vermehrte Aktionen zusätzliche Nachfrage zu generieren«. Klar ist: Die Zeiten, in denen es nur darum ging, Fahrräder und E-Bikes zu verteilen, sind vorbei. Durch Preissenkungen die Nachfrage anzukurbeln, hält Fronemann hingegen für keine gute Idee. Er empfiehlt andere Instrumente, wie zum Beispiel Finanzierungsangebote.
Doch dass es ohne solche Preisaktionen gehen wird, ist vermutlich unrealistisch. Das lehrt die Erfahrung aus der Vergangenheit und tatsächlich wird deutlich sichtbar: Ein Preiskampf hat bereits jetzt begonnen und erfasst selbst aktuelle Ware. Liquidität steht deutlich über Profitabilität. Für Branchen-Experte Ralf Kindermann ist dies keine Überraschung. »Auch mit Preisaktionen wird man in diesen Zeiten leben müssen«. Zentrale Aufgabe sei es vielmehr, »mittelfristig wieder in ein ruhigeres Fahrwasser zu gelangen, den Warenüberhang zu reduzieren und eine ausgewogene Marktsituation zu erreichen, wo Angebot und Nachfrage an Fahrrädern und E-Bikes wieder in einem angemessenen Verhältnis stehen.«
Insgesamt sehen Experten die Fahrradbranche insgesamt jedoch weit besser auf die Krise vorbereitet, als es beispielsweise in den Zeiten nach dem Mountainbike-Boom in den 90er-Jahren war. Konzentrationsprozesse in der Branche hätten insgesamt auch zu einem professionelleren Handel geführt. Die Branche ist besser finanziert als damals. Gleichwohl sei jetzt ein professionelles Management gefordert, um zurück zur Normalität zu gelangen. Jährliche Schwankungen, bei denen einmal zu viel und dann wieder zu wenig Ware am Markt ist, sind normal. Nur die Ausschläge dürften nicht so hoch sein.
Order-Strategie?
Doch genau dies droht jetzt, wenn der Fachhandel sehr zurückhaltend bei der nächsten Vororder agiert. Angesichts voller, vorfinanzierter Warenlager fällt es schwer, sich bereits mit der Planung der kommenden Saison zu beschäftigen. »Das Problem liegt in der Differenzierung zwischen Wirtschaftlichkeit und Liquidität: Der eine oder andere Fachhändler wird trotz anständiger Verkäufe, aber hoffnungslos voller Lager nicht die Order machen können, die er sich (und auch der Lieferant) eigentlich wünscht – schlicht aus Gründen des voraussichtlichen Mangels an Liquidität zum Zeitpunkt der zukünftigen Lieferung«, erklärt Ulf-Christian Blume. Auch wenn es oft noch nicht so weit ist, muss man damit rechnen, dass die Fahrradindustrie mit einem niedrigeren Ordervolumen konfrontiert wird. Das Pendel könnte dann ganz schnell wieder in die andere Richtung ausschlagen, und die Branche bei anziehender Nachfrage wieder mit einer Warenknappheit zu kämpfen haben. »Eigentlich wäre jetzt der Rat, Ruhe zu bewahren und Geduld zu haben«, so Fronemann. »Jedoch ist mir auch klar, dass dieser Rat eher theoretischer Natur ist, wenn einem die Banken im Nacken sitzen und vielleicht sogar die Existenz auf dem Spiel steht.« Nach der aktuell feststellbaren Entfremdung zwischen Lieferanten, Industrie und Fachhandel sei es wieder an der Zeit, die Partnerschaften von allen Seiten her mit Inhalten zu füllen.
Uwe Wöll, VSF
"Wie schon immer seit Fahrradhandels-Gedenken ist die Branche wetterfühlig. Dem Konsumklima der letzten acht Monate lässt sich ein deutlicher Rückgang andichten – Sonne und Wärme würde einiges jedoch sofort wieder richten. Auf jeden Fall gilt: Die Perspektiven der Fahrradbranche bleiben blendend!Verbessern sich die Bedingungen für das Fahrrad in den Städten, wird dem Radverkehr mehr Platz eingeräumt und trauen sich die politischen Entscheiderinnen und Entscheider endlich, Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit festzusetzen, fühlen sich in der Folge Radfahrerende sicherer – dann wird sich der »Modal Split« schnell verändern.Erreichen die Leasinganbieter mit ihrem Dienstradangebot noch mehr Unternehmen und erhalten den längst fälligen Zugang zu den Beamtinnen und Beamten, wird Fahrradleasing den Handel befeuern.Dazu kommt, dass der E-Bike Anteil im Fahrradmarkt 2023 zwar die 50-Prozent-Marke überschreiten wird, aber immer noch weniger als ein Viertel der deutschen Haushalte einE-Bike besitzen – hingegen über 80 Prozent ein Fahrrad. Das E-Bike-Potenzial reicht locker bis 2030.In schwierigeren Zeiten gilt es, Durchhaltevermögen zu beweisen, vorhandene Stärken konsequent auszuspielen und gezielt zu ergänzen. Dafür braucht es eine solide Finanzierung, ein motiviertes Team und einen gut aufgestellten Betrieb. Eine qualifizierte Werkstatt und guter Service sind mit Sicherheit die zuverlässigsten Säulen im Fachhandel. Sie können nicht große Umsätze ersetzen, aber einen ordentlichen Teil des Ertrages beisteuern. In der Krise den Kopf in den Sand zu stecken ist bestimmt die schlechteste Option.Vielleicht müssen 2023 »werbliche« Angebote die Kundinnen und Kunden auf die Verkaufsfläche locken, vielleicht muss der Handel wieder mehr »verkaufen« als nur Ware zu verteilen. Zur bewährten Preispolitik ohne oder mit geringen Rabatten sollte der Handel aber schnell zurückkehren, sonst gefährdet er mittelfristig sein Überleben. Und in kritischen Momenten gilt mehr denn je: Prüfe deine Händler-Lieferanten-Beziehung, ob sie partnerschaftlich und fair ist. Kompromissloser Umgang, fehlende Absprachen beziehungsweise Transparenz, verschlechterte Bedingungen und Konditionen in den Verträgen sind Anlässe, auch langjährige Kooperationen infrage zu stellen."
Allerdings ist man sich auf Expertenseite einig, dass die Fahrradbranche diese schwierige Zeit gut überstehen wird, auch wenn sie sicherlich an der einen oder anderen Stelle Kratzer bekommen wird. Man werde sich wieder daran gewöhnen müssen, dass es die eine oder andere Insolvenz geben wird. Die bestehenden und etablierten Marken sieht man in Expertenkreisen als Profiteure des weiteren E-Bike-Wachstums, während den jungen E-Bike-Marken eine schwierige Zukunft prophezeit wird, weil zusätzliches Risikokapital nicht mehr so fließt und erhöhte Zinsen die Finanzierung von weiterem Wachstum verteuern. »Ich befürchte, dass es eine natürliche Auslese geben wird«, so Fronemann. Es werden jene besser über die Runden kommen und künftig profitieren, die in der Boom-Phase gut gewirtschaftet haben. //
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