Preiswürdiger Rennradrahmen aus Stahl
Thyssenkrupp begibt sich auf neues Terrain
Die Entwicklung von Fahrradrahmen gehört nicht unbedingt zum Kerngeschäft des Weltkonzerns mit Hauptsitz in Essen. Aus der Kommunikationsabteilung der Thyssenkrupp Steel Europe AG heißt es dazu: „Stahl ist ein sehr vielseitiger Werkstoff. Nicht nur, aber besonders in der Forschung und Entwicklung ermutigen wir unsere Mitarbeiter, auch mal 'um die Ecke' zu denken, die Routinen zu verlassen und etwas völlig Neues zu entwickeln. Ein Rennrad gehört in der Tat nicht zu unserem Standardrepertoire, die Fähigkeiten und Eigenschaften von Stahl zu zeigen, gehört allerdings zu unserem Kerngeschäft. Wir haben unser Know-how aus der Automobilindustrie auf ein anderes Produkt übertragen.“
Modernes Material eröffnet neue Möglichkeiten
Der Hightech-Fahrradrahmen vom Thyssenkrupp-Geschäftsfeld Steel Europe ist aus Dualphasen-Stahl gefertigt. Dabei handelt es sich um besonders beständigen Stahl, der eine höhere Festigkeit und Steifigkeit als Aluminium besitzt und eine Formgebung wie Carbon erlaubt. Das verzinkte Stahlblech wird zunächst in zwei Halbschalen gepresst und dann mit automatisierter und dadurch hochpräziser 3D-Laserschweißtechnik zusammengefügt. Diese Halbschalenfertigungstechnologie, die sonst nur in der Hightech-Industrie zum Einsatz kommt, ermögliche nahezu unsichtbare Schweißnähte und eine gleichbleibende Qualität bei der Produktion der Fahrradrahmen, heißt es vom Hersteller. Der Werkstoff Stahl zeige hier eine völlig neue Variante seiner konstruktiven Möglichkeiten. Die extreme Steifigkeit des Stahlrahmens im Tretlagerbereich sichere laut Hersteller eine optimale Kraftübertragung und unterstützt den Vortrieb. Gleichzeitig ermöglichen die hohe Flexibilität im Sattelrohr sowie die eigene Dämpfung des Materials ein ermüdungsfreies, komfortables Fahren.
Konventionsbruch für optimale Leistungsfähigkeit und mehr Komfort
„Im Normalfall werden heutige Fahrradrahmen aus Aluminiumrohren oder Kohlefaserlaminaten gefertigt, um eine hohe Steifigkeit zu erreichen, wodurch allerdings zwangsläufig der Komfort leidet“, heißt es von Unternehmensseite. Steelworks ( www.steelworks.bike ), so der Projektname für die Entwicklung der Stahlrahmen, will genau an diesem Punkt ansetzen. „Die vielseitigen Eigenschaften von Stahl haben uns inspiriert. Ohne die hervorragenden Umformeigenschaften des Stahls bei gleichzeitig hoher Festigkeit wäre die bionische Gestaltung des Sattelrohres nicht möglich gewesen“, sagt Jia-Uei Chan, der das Projekt Steelworks leitet.
Ab Spätsommer 2019 erhältlich
Der Rahmen wird ab Spätsommer als ein komplettes Rennrad mit hochwertigen Komponenten zu kaufen sein. Dieses wird es in zwei Rahmenhöhen, zwei Farben und zwei Ausstattungsvarianten geben. Dazu nutzt Thyssenkrupp Steel Europe zum Beispiel Komponenten von DT Swiss für die Laufräder und Sram für Bremsen/Schaltung. Steelworks soll hauptsächlich online vertrieben werden. Ein niedergelassener Shop ist in Planung, außerdem sind Shop-in-Shop Möglichkeiten bei bestehenden Einzelhändlern im Gespräch. „Außerdem gibt es einen E-Bike-Prototypen mit dem gleichen schlanken Rennradrahmen, aber eine Serienproduktion ist derzeit noch nicht geplant“, verrät der Konzern.
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