Deutscher Markt im Visier
Urban Arrow peilt die nächsten Wachstumsschritte an
Die inzwischen etwas über zehnjährige Historie von Urban Arrow liest sich ähnlich märchenhaft wie vielleicht die gesamte gegenwärtige Entwicklung des Lastenradsegments. 2010 stellten die Unternehmensgründer Jorrit Kreek und Gerald van Weel auf der Eurobike ihren Prototypen eines Lastenrads vor, dessen Formensprache bis heute in den Modellen der Niederländer wieder erkennbar ist. 2011 wurden die ersten Lastenräder ausgeliefert, zunächst 250 Stück im ersten Jahr. Drei Jahre später waren es schon 5000 Lastenräder und 2019 etwas über 10.000 Räder.
Im kommenden Jahr will das Unternehmen aus Amsterdam, das 2019 für einen unbekannten, aber anzunehmend hohen Betrag unter das Dach der Pon-Gruppe wanderte, nun die Marke von 30.000 Lastenrädern knacken, wie der Vertriebs-Chef Henning Thomas im Pressegespräch am Rande der hauseigenen Händlerveranstaltung „IDC“ erklärte.
Aktuell beliefert das Unternehmen rund 720 Fahrradhändler in 20 Ländern. Der Schwerpunkt liegt dabei in den Niederlanden, wo Urban Arrow im Straßenbild leicht als Marktführer im Premium-Segment bei Lastenrädern identifizierbar ist. Weiteres Wachstum wird zwar auch im niederländischen Heimatmarkt durch die wachsende Popularität der Lastenräder erwartet, das größere Wachstumspotenzial liegt für die Pon-Tochter aber wohl jenseits der Landesgrenzen. Und hier sieht man bei Urban Arrow in Deutschland als Region zusammen mit der Schweiz und Österreich gegenwärtig das größte Potenzial für den Lastenradmarkt und die eigene Marke. Rund ein Drittel des nächstjährig geplanten Absatzes soll an deutsche Kunden gehen, also etwa 10.000 Lastenräder.
Apropos Wachstum: Eine Vorreiterrolle nimmt Urban Arrow auch bei Lastenradlösungen für gewerbliche Anwender ein. Bisher gehen rund 15 % der verkauften Fahrräder nicht an Endkunden, sondern beispielsweise an Logistik-Unternehmen, Rettungsdienste und Handwerker. Nicht zuletzt durch den Umbau der Städte rechnen die Amsterdamer damit, dass mittelfristig bis zu 50 % ihres Absatzes im B2B-Segment laufen werden.
Mit Andreas Geiger, der von Konzernschwester Swapfiets zu Urban Arrow wechselte, hat der Lastenradhersteller bereits seit knapp einem Jahr einen Verkaufsleiter für die DACH-Region engagiert. Zum nächsten Jahreswechsel soll nun zudem noch ein Brand Manager speziell für den deutschen Markt das Marketing und den Markenauftritt hierzulande voranbringen. Zwischen den Zeilen ist bei Urban Arrow bereits zu hören, dass die Organisation für die Betreuung des deutschsprachigen Marktes räumlich und personell auch noch darüber hinaus ausgebaut werden soll.
Neben der personellen Komponente müssen die Niederländer aber auch zahlreiche weitere Stellschrauben drehen, um die gestiegene Nachfrage zu bedienen. Als das Unternehmen an den Start ging, wurden die Rahmen von zunächst einem Lieferanten in Asien bezogen, die von wiederum einem Montagepartner in den Niederlanden zu fertigen Lastenrädern aufgebaut wurden. Inzwischen ist die Zahl der Rahmenlieferanten und Partner für die Assemblierung auf jeweils vier gewachsen. Zudem wurden am Firmenstandort in Amsterdam jüngst auch eigene Produktionskapazitäten geschaffen. Bisher wurden alle Urban-Arrows von Partnern gefertigt.
Doch trotz der stark gestiegenen Kapazitäten limitieren auch bei Urban Arrow die Warenverfügbarkeiten auf dem Weltmarkt die Wachstumsgeschwindigkeit. Zwar betont Vertriebsleiter Henning Thomas, dass im Verbund der Pon-Gruppe der Einkauf bei Komponentenherstellern weniger problematisch als bei einem einzelkämpfenden Unternehmen sei. Aber dennoch kann Händlern nicht immer jedes bestellte Modell geliefert werden. Im Workshop mit Händlern erklärte Thomas seinen Zuhörern, dass das Unternehmen 70 % der fürs nächste Jahr vorgeorderten Lastenräder verlässlich und termingerecht liefern werde, dass aber die restlichen 30 % noch unter dem Vorbehalt der Verfügbarkeit stehen.
Innovationen im Köcher
Ein wesentlicher Teil des Erfolgs der Marke Urban Arrow ist auch in deren innovativer Geschichte begründet. So hat Urban Arrow beispielsweise bereits vor zehn Jahren für die Familienlastenräder eine Kinder- und Gepäcktransportwanne aus extrudiertem Polypropylen (EPP) eingeführt. Auch die typische Geometrie der Urban Arrows mit sehr aufrechter „holländischer“ Sitzposition gepaart mit einem sehr agilen Lenkverhalten ist im Markt ziemlich einzigartig.
Diese Tradition der Alleinstellungsmerkmale wollen die Niederländer auch künftig pflegen. Zwar ließ sich Urban Arrow beim IDC-Event zumindest von den Presseteilnehmern noch nicht in alle Karten blicken, aber verraten wurde beispielsweise, dass für gewerbliche Anwender an Lastenrädern gearbeitet werde, die 10.000 Kilometer ohne Verschleissteiletausch durchhalten sollen. Und dass dieser Ansatz später dann auch im Familiensegment verfolgt werde. Auch das Thema Federung haben die Niederländer auf dem Schirm und wollen hier im kommenden Jahr eine eigene Entwicklung vorstellen. Und last but not least stehen natürlich auch digitale Neuheiten auf der Agenda, mit denen unter anderem den hohen Diebstahlraten im Lastenradsegment Paroli geboten werden soll.
Nicht unbedingt eine technische Innovation, aber eine im Vertrieb, plant Urban Arrow zudem als Antwort auf preisgünstigere Mitbewerber. Aktuell kostet das günstigste Urban-Arrow-Modell für Familien über 5000 EUR. Mit gehobener Ausstattung und ein paar Extras kratzen die Lastenräder schnell auch an der 8000-EUR-Marke. Jenen Kunden, für die solche Preisregionen nicht darstellbar sind, will Urban Arrow künftig über die eigenen Handelspartner gebrauchte Lastenräder bieten. Diese werden werksseitig wiederaufbereitet und mit einer Garantie ausgestattet. Die dafür benötigten Lastenräder sollen beispielsweise aus Leasingrückläufern oder aus der Inzahlungnahme bei Neukäufen stammen.
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