Vorwurf „Unfaires Verhalten“
VDZ geht mit Lieferanten hart ins Gericht
Angesichts der angespannten Liefersituation liegen offenbar bei vielen Fahrradhändlern die Nerven blank. Von „unfairen und unausgewogenen Auslieferungen“ spricht der Verband des Zweiradhandels (VDZ) in einer Pressemitteilung und bezieht sich dabei auf entsprechende Berichte aus Mitgliederkreisen.
Konkret heißt es vom VDZ dazu: „Mit der Gießkanne werden Fahrräder und Teile scheinbar unkontrolliert und wahllos nach dem Zufallsprinzip in den Handel ausgeliefert. Von gleichmäßiger, fairer und intelligenter Verteilung kann oft nicht die Rede sein“. In scharfer Form teilt der Verband weiter aus: „Scheinbar gibt es viele Einflussfaktoren bei der Verteilung der ja ausreichend vorhandenen Waren, die von ‚Vitamin B‘, ‚wer am lautesten schreit bekommt zuerst und am meisten‘, fehlendem Willen bis hin zu totalem Chaos reichen.“ Gleichzeitig wirft der VDZ vielen Branchenplayern mangelnden Investions- und Digitalisierungswillen bei gleichzeitig fehlender Bereitschaft, die jetzigen Herausforderungen fair und professionell zu meistern.
ZIV glättet die Wogen
Beim Zweirad-Industrie-Verband ist man angesichts der scharfen Vorwürfe von Seiten des VDZ bemüht, die Wogen zu glätten. Frontmann Burkhard Stork erklärt gegenüber velobiz.de: „Wir haben über zwei Jahre Achterbahn hinter uns – und das sitzt offensichtlich manchen in den Knochen. Dafür habe ich volles Verständnis, denn es geht nicht nur den Händlerinnen und Händlern so, es geht auch den Mitarbeitenden in der Fahrradindustrie so. Produktmanagement, Einkauf, Fertigung und alle anderen mussten immer wieder auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren.“
Zudem gibt Stork zu bedenken: „Bei allem Auf und Ab haben wir ein großartiges Wachstum unserer Branche gemeinsam bewältigt. Der Handel hat im Jahr 2020 die Lager leerverkauft, die Industrie hat 2021 nach den Zuwächsen nochmal 10% mehr Fahrräder und Pedelecs gebaut und an den Handel angeliefert. Das wäre ohne hervorragende Planung, verbunden mit großer Flexibilität, nicht möglich gewesen. Zusammenarbeit hat uns durch die vergangenen zwei Jahre gebracht!“
Schwierige Ordersituation
Angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen wird diese Zusammenarbeit zwischen Industrie und Fachhandel vermutlich auch in den kommenden Monaten und Jahre weiter auf eine harte Probe gestellt. Der VDZ prangert an, dass Fachhändler zur Zeit bereits genötigt würden, 2023er Modelle, teilweise sogar die 2024er-Modelle verbindlich zu ordern. Und weiter: „Selbst bei Bereitschaft der Händler, dies auch so frühzeitig zu tun, obwohl die aktuelle Ware größtenteils noch gar nicht geliefert, geschweige denn verkauft ist, wird diesen Händlern dann oft nur noch ein Flickenteppich an Modellen, Rahmengrößen, Rahmenvarianten und Rahmenhöhen angeboten, welche man ihnen dann voraussichtlich ‚zuteilen‘ kann.“
In diesem Zusammenhang verweist Stork auf die weiter angespannte Lage, die es auch den Lieferanten in der Planung schwer mache. „Machen wir uns nichts vor: Die unruhigen Zeiten sind nicht vorbei“, so Stork. Und weiter: „Der brutale Überfall Russlands auf die Ukraine bewirkt schon jetzt, dass Rohstoffpreise völlig außer Kontrolle sind, Lieferketten erneut unterbrochen oder gestört sind und neu justiert werden müssen. Niemand kann im Moment ernsthaft Entwarnung geben. Niemand kann garantieren, welche Lieferwege, welche Produktionsstätten, welche Rohstoffe in den kommenden Monaten und Jahren betroffen sein werden.“ Seine Prognose: „Es wird auch in den kommenden Monaten – ich fürchte Jahren - darum gehen, dass wir in der Branche respektvoll miteinander umgehen, gemeinsam sicherstellen, dass wir möglichst viel Sicherheit mit größtmöglicher Flexibilität verbinden. Das wird weiterhin anstrengend, aber ich bin sicher, dass wir das hinbekommen, wenn wir miteinander arbeiten.“
Wie diese Zusammenarbeit aussehen könnte, das formuliert der VDZ in Richtung der Lieferanten so: „Der VDZ würde es im Namen seiner Fachhändler sehr begrüßen, wenn hier mit mehr Fairness, Sachverstand, Fingerspitzengefühl und Professionalität gearbeitet würde und eine faire und vor allem für alle sinnvolle Verteilung der Ware ermöglicht würde“.
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